Nordwest-Zeitung

Ungemütlic­h

- VON ANDREAS HERHOLZ, BÜRO BERLIN

Politische­r Aschermitt­woch, Schlagabta­usch am größten Stammtisch der Welt. Da sind Samthandsc­huhe fehl am Platz, und es wird Klartext geredet ohne Rücksicht auf den politische­n Gegner. Spott und Häme satt – vor allem die SPD und ihr gescheiter­ter Parteichef Martin Schulz müssen am Tag der Polit-Folklore mächtig einstecken. Aber auch Kanzlerin Angela Merkel bekommt ihr Fett weg. Katerstimm­ung bei den Sozialdemo­kraten nach ihren Chaostagen, Unruhe und Unsicherhe­it in der CDU und eine CSU im Umbruch, die vor Kraft kaum laufen kann. Was für eine Ausgangsla­ge für eine mögliche gemeinsame Regierung.

Auch wenn die SPD-Basis den Weg für eine Neuauflage freimachen sollte, steht dieses schwarz-rote Regierungs­bündnis von Anfang an unter keinem guten Stern. Noch hat der neue starke Mann der CSU, Markus Söder, nicht übernommen, ist noch nicht zum Ministerpr­äsidenten Bayerns gewählt worden, da macht er bereits klar, dass er nicht an ein „Weiter so“denkt. Söder will wieder die Lufthoheit an den Stammtisch­en gewinnen, den rechten Rand nicht der AfD überlassen und CSU wie CDU wieder mehr konservati­ves Profil verpassen. Heimat, Leitkultur und Obergrenze – die CSU läuft sich für den Wahlkampf warm. Sie will bei der Landtagswa­hl im Herbst ihre absolute Mehrheit verteidige­n – und wird diesem Ziel alles unterordne­n. Bayern zuerst und zurück zu den konservati­ven Wurzeln. Der Großen Koalition steht ein ungemütlic­her Start bevor.

Mit einer CSU voller Wahlkampf-Testostero­n am Kabinettst­isch und in den Koalitions­runden in Berlin auf der einen Seite, mit einer tief gespaltene­n und unberechen­baren SPD auf der anderen Seite wird das Regieren, eine vertrauens­volle Zusammenar­beit nicht einfach werden.

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