Ungemütlich
Politischer Aschermittwoch, Schlagabtausch am größten Stammtisch der Welt. Da sind Samthandschuhe fehl am Platz, und es wird Klartext geredet ohne Rücksicht auf den politischen Gegner. Spott und Häme satt – vor allem die SPD und ihr gescheiterter Parteichef Martin Schulz müssen am Tag der Polit-Folklore mächtig einstecken. Aber auch Kanzlerin Angela Merkel bekommt ihr Fett weg. Katerstimmung bei den Sozialdemokraten nach ihren Chaostagen, Unruhe und Unsicherheit in der CDU und eine CSU im Umbruch, die vor Kraft kaum laufen kann. Was für eine Ausgangslage für eine mögliche gemeinsame Regierung.
Auch wenn die SPD-Basis den Weg für eine Neuauflage freimachen sollte, steht dieses schwarz-rote Regierungsbündnis von Anfang an unter keinem guten Stern. Noch hat der neue starke Mann der CSU, Markus Söder, nicht übernommen, ist noch nicht zum Ministerpräsidenten Bayerns gewählt worden, da macht er bereits klar, dass er nicht an ein „Weiter so“denkt. Söder will wieder die Lufthoheit an den Stammtischen gewinnen, den rechten Rand nicht der AfD überlassen und CSU wie CDU wieder mehr konservatives Profil verpassen. Heimat, Leitkultur und Obergrenze – die CSU läuft sich für den Wahlkampf warm. Sie will bei der Landtagswahl im Herbst ihre absolute Mehrheit verteidigen – und wird diesem Ziel alles unterordnen. Bayern zuerst und zurück zu den konservativen Wurzeln. Der Großen Koalition steht ein ungemütlicher Start bevor.
Mit einer CSU voller Wahlkampf-Testosteron am Kabinettstisch und in den Koalitionsrunden in Berlin auf der einen Seite, mit einer tief gespaltenen und unberechenbaren SPD auf der anderen Seite wird das Regieren, eine vertrauensvolle Zusammenarbeit nicht einfach werden.
@ Den Autor erreichen Sie unter forum@infoautor.de