Nordwest-Zeitung

Erreichen Engländer Ende des TV-Irrsinns?

Zeit der Rekord-Verträge scheint vorbei – Wachstum gestoppt

- VON MICHAEL ROSSMANN

LONDON – Noch sind nicht alle TV-Rechte in Großbritan­nien verkauft. Doch das Ende des Wahnsinns-Wachstums in der Premier League zeichnet sich nach Abschluss der wichtigste­n nationalen Verträge zumindest ab. Kann die FußballBun­desliga nun aufholen?

Bisher hat die Premier League fünf von sieben Medien-Paketen für die drei Spielzeite­n von 2019/20 bis 2021/2022 verkauft. Für 128 Spiele kassiert sie von Sky und BT (British Telecommun­ications) 4,464 Milliarden Pfund, also rund 5 Milliarden Euro.

Noch zwei kleinere Pakete stehen zum Verkauf, um zumindest das bestehende Niveau zu erreichen. Zweimal zwei komplette Spieltage sind noch zu haben. Dafür gibt es nach Angaben von Liga-Boss Richard Scudamore „verschiede­ne Bieter“. Vielleicht gibt es zusammenge­rechnet wieder einen Rekord-Abschluss wie beim noch laufenden Vertrag – aber sicher keine so große Steigerung­srate.

Derzeit zahlen Sky und BT für alle Live-Pakete 5,14 Milliarden Pfund, nach derzeitige­m Wechselkur­s also rund 5,76 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Die Bundesliga kassiert für die nationalen TVRechte zwischen 2017/18 und 2020/21 insgesamt 4,64 Milliarden Euro.

Noch hinkt die deutsche Liga also hinterher. Doch der heimische Markt ist in Großbritan­nien offensicht­lich gesättigt. Entscheide­nd werden die Einnahmen aus der Auslandsve­rmarktung sein, bei der die Kluft zwischen Premier League und Bundesliga im Moment deutlich größer ist. Dadurch erhält selbst der Tabellenle­tzte in Großbritan­nien mehr TV-Geld als der deutsche Rekordmeis­ter Bayern München. Absteiger Sunderland kassierte in der abgelaufen­en Saison umgerechne­t 104 Millionen Euro. Die Bayern werden in der laufenden Spielzeit wohl unter 100 Millionen Euro bleiben.

Dass die Zeit des ungebremst­en Wachstums bei Fußball-Rechten offensicht­lich beendet ist, zeigt auch das Beispiel Italien. Die derzeitige­n Fußball-Sender Sky und Mediaset wollten 20 Prozent weniger zahlen. Die Serie A stoppte daraufhin das Bieterverf­ahren.

Den Zuschlag erhielt vergangene Woche überrasche­nd die spanische Gruppe MediaPro. 3,15 Milliarden Euro zahlt sie von 2018/2019 bis 2020/2021. Dadurch erhalten die italienisc­hen Vereine nur rund fünf Prozent mehr als in dieser Saison.

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