Mit Heiligenschein in neue Saison
Neuer Cockpitschutz Halo sorgt für Debatte bei Rennställen und Fahrern
Heute stellt Williams als erstes Team sein neues Auto vor. Die Designer stehen vor einer großen Herausforderung.
LEIPZIG – Selbst die roten Londoner Doppeldecker-Busse können den Formel-1-Autos der kommenden Saison nichts anhaben. Der Vergleich von Mercedes-Technikchef James Allison mit den berühmten Transportmitteln der Engländer verdeutlicht, vor welcher Herausforderung die Designer der Rennwagen 2018 mit den neuen Cockpitschutz Halo standen.
„Wir mussten das Design des Chassis so sehr verstärken, dass es ungefähr das Gewicht eines Doppeldeckerbusses aushält, der auf dem Halo liegt“, sagte er. Wenn nur die Optik des umstrittenen Heiligenscheins nicht wäre. „Es ist etwas gewöhnungsbedürftig, und wir sind noch dabei, uns dran zu gewöhnen“, sagte Allison.
An diesem Donnerstag wäre Williams eigentlich das erste Team gewesen, das seinen neuen Wagen vorstellt. Am Mittwoch kam das amerikanische Haas-Team den Briten aber zuvor und veröffentlichte Fotos von neuen Wagen mit Ferrari-Knowhow und Antrieb. Dabei fällt der Bügel über dem Kopf durch eine geschickte schwarze Lackierung auf den ersten Blick zumindest nicht so gravierend auf wie erwartet und befürchtet worden war. Die Top-Teams Der Brite Lewis Hamilton vom Team Mercedes fährt bei einem Training zum Großen Preis von Singapur mit dem Cockpitschutz Halo.
Mercedes und Ferrari (22.2.) und Red Bull (19.2.) lassen sich noch bis kommende Woche Zeit, um ihre Autos für 2018 vorzustellen.
Testfahrten gab es mit der Schutzvorrichtung schon, deren Einführung im vergangenen Jahr vom Internationalen Automobilverband beschlossen worden war. Die Begeisterung hielt sich bei manchen in Grenzen. „Wenn Teile von Autos rumfliegen, wird es dich nicht schützen“, meinte der niederländische Red-Bull-Pilot Max Verstappen. Sein Fazit: „Ich verstehe nicht, warum wir es brauchen.“
Spätestens am kommenden Montag wird er wissen, wie der Schutzbügel an seinem
Auto aussehen wird. Das Team von Milliardär Dietrich Mateschitz ist das erste der drei Spitzenteams, das seine Wagen vorstellen wird. Branchenführer Mercedes und Ferrari leisten sich gleich bei den Präsentationen einen engen Kampf: Sie stellen den neuen Silberpfeil für Titelverteidiger Lewis Hamilton und die Rote Göttin für Haupt-Herausforderer Sebastian Vettel beide am Donnerstag kommender Woche vor. Die neue Saison beginnt am 25. März mit dem Großen Preis von Melbourne (Australien).
Vettel sieht die neue Sicherheitsvorkehrung längst ganz pragmatisch. „Es wäre dumm und ignorant, so etwas
nicht zu nutzen“, hatte er einmal kommentiert. Der 30-jährige viermalige Weltmeister hatte im Sommer vergangenen Jahres beim Training zum Großen Preis von Großbritannien als erster die Alternative getestet, eine Art Schutzscheibe wie bei Kampfjets. Vettel wurde damals nach eigener Aussage ein „bisschen schwindelig. Es war als würde man schielend durch die Gegend fahren“, hatte er gesagt.
Von der Alternative verabschiedete sich die FIA seinerzeit durchaus auch überraschend und beschloss die Einführung von Halo. „Die Fans werden sich daran gewöhnen“, meinte damals FIARenndirektor Charlie Whiting.