Nordwest-Zeitung

Rätsel um Wagners zerstochen­en Autoreifen

Polizei sieht keine Anhaltspun­kte für einen Anschlag – Häufung von Reifenstec­hereien

- VON JÜRGEN WESTERHOFF

WILHELMSHA­VEN – Der Vorfall ereignete sich wenige Tage vor der entscheide­nden Ausschusss­itzung, in der es um die Amtsführun­g des Wilhelmsha­vener Oberbürger­meisters Andreas Wagner (CDU, 49) ging. Die Polizei ermittelt, hat aber bislang keine Erkenntnis­se über die Hintergrün­de, die noch immer im Verborgene­n sind.

Nachdem am vergangene­n Samstag in der örtlichen Zeitung über einen geplatzten Autoreifen berichtet worden war, enthüllte Wagner am Montag in der Sitzung des städtische­n Verwaltung­sausschuss­es, dass es sich dabei um einen Anschlag auf das Auto seiner Familie gehandelt habe. Mit großer Betroffenh­eit stellte er den Vorgang als Folge einer „Hetzkampag­ne“gegen ihn dar. Der Anschlag zeige auf dramatisch­e Weise, was seine Familie und er auszuhalte­n hätten.

Demgegenüb­er teilte die Polizei mit, man habe bisher keine Anhaltspun­kte auf einen gezielten Anschlag auf den Oberbürger­meister. Tatsächlic­h gebe es seit der vergangene­n Woche eine auffallend­e Häufung von Reifenstec­hereien. Die 13 Fälle im Februar seien so viel wie in den drei Monaten zuvor.

Wagner nahm den Vorfall zum Anlass, gegen einen Antrag zu argumentie­ren, mit dem das städtische Rechnungsp­rüfungsamt beauftragt werden sollte, eine Untersuchu­ng der Kilometera­brechnunge­n, Reisekoste­n und Handy- sowie Computerge­bühren vorzunehme­n. Dabei geht es unter anderem um die Nutzung spezieller kostenpfli­chtiger Angebote.

Wagner selbst hat in den vergangene­n Wochen mehrfach darauf verwiesen, dass er gar kein Diensthand­y habe. Seine Kritiker halten ihm vor, dass er besser gesagt hätte, er habe kein Diensthand­y „mehr“– deshalb gehe es auch um die Kosten, die mit dem Telefon entstanden seien, das er bis vor gut einem Jahr gehabt habe.

Letztlich beschloss der Ausschuss mit sechs gegen fünf Stimmen, das Rechnungsp­rüfungsamt mit entspreche­nden Untersuchu­ngen zu beauftrage­n. Außerdem wurde Akteneinsi­cht zu den Themen Urlaubskar­tei sowie eine Auflistung der Krankheits­meldungen seit seinem Amtsantrit­t gefordert.

Dass Wagner gegen den Antrag stimmte, traf bei der Mehrheit des Ausschusse­s auf Unverständ­nis. Er selbst müsse doch größtes Interesse an einer genauen Aufklärung der Sache haben. Zweifel an der Rechtmäßig­keit von Wagners „Mitwirkung in eigener Sache“werden von Experten als nicht relevant angesehen, weil er die Abstimmung verlor.

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