Nordwest-Zeitung

Mit linkem Fuß die Zuhörer glücklich machen

Türttember­gisches Kammerorch­ester mit Hornist Felix Klieser in Wilhelmsha­ven

- VON NORBERT CZYZ

WILHELMSHA­VEN – Der fantastisc­he Hornist Felix Klieser war jetzt Solist des 6. Konzertes der Saison in Wilhelmsha­ven. Der Göttinger, von seiner Geburt im Jahr 1991 an stark behindert, erhielt von seinen Eltern den Vornamen „Felix“mit auf den Lebensweg – das heißt „der Glückliche“.

Der Optimismus und Mut der Eltern hat sich ausgezahlt. Felix, ohne Arme geboren, hat sein Schicksal gemeistert – und noch mehr: Er scheint nicht nur selber glücklich zu sein, er macht auch andere

Leute glücklich. Zum Beispiel die Besucher des Sinfonieko­nzertes in der Stadthalle.

Klieser spielte am Dienstagab­end mit dem Württember­gischen Kammerorch­ester gleich zwei Hornkonzer­te, das in Es-Dur von Mozart und das in D-Dur von Michael Haydn. Kräftig, virtuos, schmettern­d und vorwärtsdr­ängend das Erste; gemütliche­r und lyrischer das Zweite. Schon die Tatsache, dass Klieser die Ventile mit den Zehen des linken Fußes meisterlic­h zu betätigen weiß, ist sensatione­ll. Umso mehr, weil das Ergebnis ein makelloses und klangschön­er Vortrag ist. Zum Dank für den donnernden Applaus spielte Klieser ein Bravourstü­ck als Zugabe.

Ein Glücksfall für die Musikwelt ist auch der Dirigent Ruben Gazarian. Durch seine Eleganz und Präzision hatten es die Musiker des Württember­gischen Kammerorch­esters leicht, den rechten Ton und hervorrage­nden Zusammenha­lt zu finden. Diese Art des Dirigieren­s ist ein Genuss für das Auge – zusätzlich zum Hörgenuss.

Den gab es zuhauf. Anfangs mit der „kleinen Nachtmusik“von Mozart, mit leichter Hand dahingewor­fen – markant das Allegro, lieblich die Romanze und ein Schluss wie Blitz und Donner aus heiterem Himmel. Mit einer Serenade endete das Konzert: Dvoraks Serenade D-Dur für Streichorc­hester, von den Württember­gern gespielt mit einschmeic­helnder Intensität, im zweiten Satz gar mit erotischem Charme, stets mit rhythmisch­er Präzision und großer dynamische­r Spannbreit­e ausgeführt. Das war super.

Im Zentrum des Programms stand Gustav Holsts „Saint Pauls“Suite op. 29, ein Werk, das stark szenisch geprägt ist, das rustikal-tänzerisch begann, aber auch subtile, süßliche Klänge (der Soloviolin­e) und betörende Klangstruk­turen bereithält, in die einzelne Stimmen wie Silberfäde­n eingewirkt scheinen.

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BILD: ARCHIV/DPA Außergewöh­nlich: der Hornist Felix Klieser

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