Abschlusszeugnis lässt auf sich warten
Uni-Sachbearbeiter für Absolventin nicht zu erreichen – Viele Verzögerungen in der Verwaltung
Am Freitag besucht die 24-Jährige ihre Absolventenfeier. Ob ihr Zeugnis überhaupt fertig ist, weiß sie nicht.
OLDENBURG – Ein Brief von Uni-Dezernentin Nadine Carina Waitz an alle Studenten und Dozenten sorgte im Dezember 2017 für Furore. Es ging um Personalmangel in ihrem Dezernat. Offenbar blieb viel Arbeit, auch rund um Prüfungen, liegen, hörte man aus dem Umfeld der Uni.
Das passt zu einem konkreten Fall, über den jetzt die Absolventin Janina Tangemann der Ð berichtete. Die 24-Jährige machte in Oldenburg ihren Master in Wirtschaftsund Rechtswissenschaften.
MASTERARBEIT
Der Vorwurf: Nach der Abgabe ihrer Masterarbeit am 29. September kam diese lange nicht beim Prüfer an, die Bearbeitung verzögerte sich.
Das sagt die Uni: Am 2. Oktober sei die Arbeit an die Gutachterin weitergeleitet worden, so Sprecherin Corinna Dahm-Brey. Am 16. November sei innerhalb der Frist die Bewertung erfolgt.
Das sagt Tangemann: Ihr liegen Aussagen ihrer Betreuerin vom 8. und 11. November vor, dass diese nichts von der Arbeit wisse. Tangemann hat den Eindruck, dass die Bearbeitung nur in Gang kam, weil sie nachhakte. Ob dies am Prüfungsamt oder am Lehrstuhl lag, lässt sich nicht nachvollziehen. Zu beachten ist aber: Die laut Prüfungsordnung sechswöchige Korrekturfrist endete bereits am 10. November. ERREICHBARKEIT
Der Vorwurf: Um das Zeugnis zu erstellen, war die Klärung eines Details nötig. Der Sachbearbeiter war für Tangemann allerdings nicht zu erreichen – weder telefonisch noch per Mail. Ein Besuch der Sprechstunde war aus beruflichen Gründen nicht möglich.
Das sagt die Uni: Tangemann sei vom Infoservice erläutert worden, dass während der Sprechstunden eine telefonische Erreichbarkeit nicht möglich sei, so Dahm-Brey. „Anfragen werden nach Eingang und Dringlichkeit abgearbeitet.“
Das sagt Tangemann: Sie listet detailliert sechs Anrufversuche außerhalb der Sprechzeiten zu allen Tageszeiten auf, die laut E-Mail-Abwesenheitsnotiz auch nicht in der Urlaubszeit des Mitarbeiters lagen. Einen Anrufbeant- worter gab es nicht.
Zudem weist sie darauf hin, dass ihre erste von mehreren Mails an den Sachbearbeiter vom 17. November datiert. Am 12. Januar und erst nach Einschalten des Beschwerdemanagements des Dezernats gab es eine Antwort. „Erst nach zwei Monaten wird ein Anliegen dringlich?“, fragt sich Tangemann. Eine zwischenzeitliche Beschwerdemail ans Uni-Präsidium blieb übrigens unbeantwortet.
Der Sachbearbeiter verwies in seiner Antwort auf die „Vielzahl der Fälle“. Also zu wenig Personal? „Da die Kalkulation der Absolventen möglich sein sollte, müsste auch eine entsprechende Personalplanung erfolgen“, meint jedenfalls Tangemann. ABSOLVENTENFEIER
An diesem Freitag ist eine Zeugnisfeier für die Absolventen geplant. Davon erfuhr Tangemann von ihren Kommilitonen. Eine Einladung erhielt sie zunächst nicht.
Das sagt die Uni: Tangemann sei auf Anfrage vom 15. Januar am Tag darauf mitgeteilt worden, dass die Einladung am Vortag in die Post gegangen sei.
Das sagt Tangemann: Die Kommunikation mit den Organisatoren der Feier verlief sehr gut, bestätigt die 24-Jährige. Die Einladung kam allerdings erst auf Nachfrage, deutlich später als bei ihren Kommilitonen und ganz kurz vor Fristende zur Anmeldung. Die Weitergabe von Absolventenlisten aus dem Prüfungsamt klappe nicht einwandfrei, sei ihr gesagt worden.
Tangemann wird die Feier nun mit ihrer Familie besuchen – ohne zu wissen, ob sie überhaupt ein Zeugnis bekommt. Es sei am 16. Januar erstellt und am Tag darauf zur Unterschrift an die Fakultät versendet worden, so DahmBrey. Eine Bestätigung, dass es fertig ist, liegt Tangemann bislang nicht vor.