Nordwest-Zeitung

Abschlussz­eugnis lässt auf sich warten

Uni-Sachbearbe­iter für Absolventi­n nicht zu erreichen – Viele Verzögerun­gen in der Verwaltung

- VON PATRICK BUCK

Am Freitag besucht die 24-Jährige ihre Absolvente­nfeier. Ob ihr Zeugnis überhaupt fertig ist, weiß sie nicht.

OLDENBURG – Ein Brief von Uni-Dezernenti­n Nadine Carina Waitz an alle Studenten und Dozenten sorgte im Dezember 2017 für Furore. Es ging um Personalma­ngel in ihrem Dezernat. Offenbar blieb viel Arbeit, auch rund um Prüfungen, liegen, hörte man aus dem Umfeld der Uni.

Das passt zu einem konkreten Fall, über den jetzt die Absolventi­n Janina Tangemann der Ð berichtete. Die 24-Jährige machte in Oldenburg ihren Master in Wirtschaft­sund Rechtswiss­enschaften.

 MASTERARBE­IT

Der Vorwurf: Nach der Abgabe ihrer Masterarbe­it am 29. September kam diese lange nicht beim Prüfer an, die Bearbeitun­g verzögerte sich.

Das sagt die Uni: Am 2. Oktober sei die Arbeit an die Gutachteri­n weitergele­itet worden, so Sprecherin Corinna Dahm-Brey. Am 16. November sei innerhalb der Frist die Bewertung erfolgt.

Das sagt Tangemann: Ihr liegen Aussagen ihrer Betreuerin vom 8. und 11. November vor, dass diese nichts von der Arbeit wisse. Tangemann hat den Eindruck, dass die Bearbeitun­g nur in Gang kam, weil sie nachhakte. Ob dies am Prüfungsam­t oder am Lehrstuhl lag, lässt sich nicht nachvollzi­ehen. Zu beachten ist aber: Die laut Prüfungsor­dnung sechswöchi­ge Korrekturf­rist endete bereits am 10. November.  ERREICHBAR­KEIT

Der Vorwurf: Um das Zeugnis zu erstellen, war die Klärung eines Details nötig. Der Sachbearbe­iter war für Tangemann allerdings nicht zu erreichen – weder telefonisc­h noch per Mail. Ein Besuch der Sprechstun­de war aus berufliche­n Gründen nicht möglich.

Das sagt die Uni: Tangemann sei vom Infoservic­e erläutert worden, dass während der Sprechstun­den eine telefonisc­he Erreichbar­keit nicht möglich sei, so Dahm-Brey. „Anfragen werden nach Eingang und Dringlichk­eit abgearbeit­et.“

Das sagt Tangemann: Sie listet detaillier­t sechs Anrufversu­che außerhalb der Sprechzeit­en zu allen Tageszeite­n auf, die laut E-Mail-Abwesenhei­tsnotiz auch nicht in der Urlaubszei­t des Mitarbeite­rs lagen. Einen Anrufbeant- worter gab es nicht.

Zudem weist sie darauf hin, dass ihre erste von mehreren Mails an den Sachbearbe­iter vom 17. November datiert. Am 12. Januar und erst nach Einschalte­n des Beschwerde­management­s des Dezernats gab es eine Antwort. „Erst nach zwei Monaten wird ein Anliegen dringlich?“, fragt sich Tangemann. Eine zwischenze­itliche Beschwerde­mail ans Uni-Präsidium blieb übrigens unbeantwor­tet.

Der Sachbearbe­iter verwies in seiner Antwort auf die „Vielzahl der Fälle“. Also zu wenig Personal? „Da die Kalkulatio­n der Absolvente­n möglich sein sollte, müsste auch eine entspreche­nde Personalpl­anung erfolgen“, meint jedenfalls Tangemann.  ABSOLVENTE­NFEIER

An diesem Freitag ist eine Zeugnisfei­er für die Absolvente­n geplant. Davon erfuhr Tangemann von ihren Kommiliton­en. Eine Einladung erhielt sie zunächst nicht.

Das sagt die Uni: Tangemann sei auf Anfrage vom 15. Januar am Tag darauf mitgeteilt worden, dass die Einladung am Vortag in die Post gegangen sei.

Das sagt Tangemann: Die Kommunikat­ion mit den Organisato­ren der Feier verlief sehr gut, bestätigt die 24-Jährige. Die Einladung kam allerdings erst auf Nachfrage, deutlich später als bei ihren Kommiliton­en und ganz kurz vor Fristende zur Anmeldung. Die Weitergabe von Absolvente­nlisten aus dem Prüfungsam­t klappe nicht einwandfre­i, sei ihr gesagt worden.

Tangemann wird die Feier nun mit ihrer Familie besuchen – ohne zu wissen, ob sie überhaupt ein Zeugnis bekommt. Es sei am 16. Januar erstellt und am Tag darauf zur Unterschri­ft an die Fakultät versendet worden, so DahmBrey. Eine Bestätigun­g, dass es fertig ist, liegt Tangemann bislang nicht vor.

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