BREMERHAVENERIN FREUT SICH AUF OLYMPIA-AUFTRITT
Bremerhavenerin Kea Kühnel startet im Ski-Freestyle
Eine Bremerhavenerin in Pyeongchang: Kea Kühnel nimmt als erste Sportlerin aus dem Land Bremen an Olympischen Winterspielen teil. Ihre Disziplin heißt SkiFreestyle Slopestyle, ihre Vorfreude ist groß.
Zufällig wurde Kea Kühnel vom Deutschen Skiverband entdeckt. Am Samstag startet sie nun bei den Winterspielen – ihr Vater ist dabei.
PYEONGCHANG – „Früh morgens hat sie mich angerufen und am Telefon geweint. ‘Papa, ich bin dabei’ hat sie nur gesagt.“Stolz erzählt Holger Kühnel von dem Moment, in dem er erfahren hat, dass seine Tochter Kea Kühnel an den Olympischen Spielen in Pyeongchang teilnehmen wird. Drei Wochen sind seit dem Telefonat vergangen und die Bremerhavenerin steckt mitten in den Vorbereitungen für ihren großen Auftritt.
In der Nacht zu Samstag (2 Uhr deutscher Zeit) wird die 26-jährige Ski-Freestylerin in der Disziplin Slopestyle starten. Mit Skiern wird sie dann eine Piste mit Hindernissen hinunterfahren und dabei verschiedene Sprünge und Tricks zeigen. Nach dem ersten Training in Südkorea zog die Freestylerin am Mittwoch eine positive Zwischenbilanz. „Es war mega aufregend, oben zu stehen“, sagte sie.
„Wir sind alle total aufgeregt und freuen uns natürlich für Kea“, erzählt Papa Kühnel, der seine Tochter vor Ort in Pyeongchang anfeuern wird. Die 26-Jährige, die für den Ski-Club Bremerhaven startet, ist die erste Olympionikin bei Winterspielen, die aus dem Bundesland Bremen kommt. Und genauso außergewöhnlich wie die Tatsache, dass eine erfolgreiche Wintersportlerin von der Nordsee kommt, ist auch ihre Karriere.
„Als Kea laufen konnte, habe ich sie auf Skier gestellt. Mit zwei Jahren hat sie richtig losgelegt“, erzählt Kühnel über die ersten „Karriereschritte“seiner Tochter. Er selbst und seine Frau seien seit jeher begeisterte Skifahrer. „Also mussten das auch unsere drei Kinder lernen“, meint der Bremerhavener und lacht. Auf Sommerurlaube habe die Familie meist verzichtet – stattdessen ging es im Winter in den Harz oder nach Österreich.
Und die ersten Erfolge ließen nicht lange auf sich warten. Kea und ihre jüngere Schwester Nele waren immer vorne mit dabei. „Die beiden haben alles gewonnen, waren Bremer Meisterinnen, Norddeutsche Meisterinnen – ‘Kühnel-Schwestern holen Gold’ stand früher in der Zeitung“, erinnert sich Kühnel, der seit vielen Jahren Präsident des Landesskiverbands Bremen ist.
Doch das Skifahren war nicht die einzige Leidenschaft der Bremerhavenerin – auch im Turnen feierte Kea Erfolge. Und vor allem ihre Erfahrungen auf dem Trampolin sollten sich später noch bezahlt machen. Kea zog zum Studieren nach Innsbruck – und verbrachte jede freie Minute in den Bergen. „Sie war in ihrer Freizeit in einem Funpark Skifahren und hat ein paar Sprünge ausprobiert, die sie noch vom Turnen kannte. Dort wurde sie zufällig von seinem Scout des Deutschen Skiverbands entdeckt – und vier Wochen später nahm sie schon an der deutschen Meisterschaft teil“, erzählt Kühnel.
Auch wenn sie erst 15 Weltcup-Rennen absolviert hat, liebäugelte die Bremerhavenerin mit einer Olympiateilnahme. Als Nummer 27 der Weltrangliste stand ihr zunächst kein Ticket für das 24er-Feld zu. Weil aber nicht alle Nationen ihre Quotenplätze ausnutzten, rückte die 26-Jährige nach. „Kea hat inzwischen ein gutes Punkteniveau – von 100 möglichen Punkten schafft sie im Schnitt 80“, erzählt der stolze Papa.
Zu welcher Platzierung das in Pyeongchang reicht? „Die Endrunde zu erreichen, wird schwer für sie. Aber ein Platz im Mittelfeld wäre super – nach nur zwei Jahren im Weltcup“, meint Kühnel und ergänzt: „Kea wird Figuren und Sprünge zeigen, die sie richtig drauf hat und nicht so viel Risiko eingehen.“
Aber vielleicht ist die 26Jährige ja für eine Überraschung gut – schließlich hätte auch kaum jemand damit gerechnet, dass eine Bremerhavenerin mal an Olympischen Winterspielen teilnimmt. „Es ist egal, woher du kommst – du kannst in dieser Sportart immer erfolgreich sein, an deine Grenzen kommen oder mit der Weltelite mithalten“, zeigt sich Kea optimistisch.
„Als Kea laufen konnte, habe ich sie auf Skier gestellt. Mit zwei Jahren hat sie richtig losgelegt“HOLGER KÜHNEL