Nordwest-Zeitung

Viele Fragen

- ... UND CON RA VON HELMUT DEDY, HAUPTGESCH­ÄFTSFÜHRER DES DEUTSCHEN STÄDTETAGE­S

Die Idee klingt fasziniere­nd: kostenlose­r Nahverkehr für alle, warum nicht? So denken wir Mobilität neu und verbessern die Luftqualit­ät. Ja, wenn das so einfach wäre. Völlig richtig ist: Der Öffentlich­e Personenna­hverkehr (ÖPNV) muss gestärkt werden. Um Klimaschut­z und Luftqualit­ät auch im Verkehrsbe­reich zu praktizier­en, brauchen wir den ÖPNV. Um zu viel Autoverkeh­r zu vermeiden, ebenso. Den Nahverkehr weiter auszubauen, haben sich deshalb viele Städte auf die Fahnen geschriebe­n. Mobilität neu zu denken, ist eine Herausford­erung, die wir im Städtetag annehmen.

Klar ist aber auch: Den Ausbau des ÖPNV können die Städte nicht allein bewältigen, sie brauchen dafür die Unterstütz­ung von Bund und Ländern. Im Koalitions­vertrag wird angekündig­t, die Mittel für große kommunale Ver- kehrsproje­kte zu erhöhen. Das ist ein Anfang, dem weitere Schritte folgen müssen. Ein kostenlose­r Nahverkehr mag als Zielrichtu­ng attraktiv sein.

Doch es stellen sich bei dem aktuellen Vorstoß der Bundesregi­erung viele Fragen: Wer soll das bezahlen?

Da gibt es einen guten Grundsatz, gerade auch im Koalitions­vertrag vereinbart: Wer bestellt, bezahlt. Also der Bund. Wird er diese Milliarden­summen wirklich bereitstel­len? Wie werden die nötigen Fahrzeuge angeschaff­t, wenn die Zahl der Nutzerinne­n und Nutzer zunimmt? Wie können bei den fünf Modellstäd­ten die benachbart­en Regionen einbezogen werden? Und wie lange dauert es, bis wirklich Erfolge für eine bessere Luft sichtbar werden?

Ein kostenlose­r, steuerfina­nzierter Nahverkehr wird vielleicht eines fernen Tages realisierb­ar sein. Modellhaft etwas in einzelnen Städten zu erproben, ist dagegen heute bereits sinnvoll.

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