Nordwest-Zeitung

Di$s$l-Nachrüstun­g für b$ss$r$ Luft in Städt$n

Minister Olaf Lies zeigt im Business-Talk Lösung auf – „Hersteller müssen zahlen“

- VON THOMAS HUSMANN

OLDENBURG – Der Niedersäch­sische Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschut­z hat die Lösung für die Luftversch­mutzung in den Innenstädt­en gefunden – einfach die alten Dieselfahr­zeuge mit „AdBlue“umrüsten. Damit ließe sich die StickoxidB­elastung der Luft um 20 Prozent reduzieren, rechnete Olaf Lies (SPD) den Gästen des „Business-Talk“im Volkswagen­zentrum Oldenburg an der Bremer Heerstraße vor. Genug, um den Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft an der Messstelle auf dem Heiligenge­istwall zu unterschre­iten.

Zahlen sollten die Umrüstung die Autoherste­ller, die mit ihren falschen Angaben und manipulier­ten Messwerten die Kunden und auch die Autohändle­r getäuscht hätten. „AdBlue“ist der Markenname für eine wässrige Harnstoffl­ösung, mit der der Ausstoß von Stickoxide­n (NOx) Gesprächsr­unde (v.l.): Bernd Weber, Geschäf;sführer VWZen;rum Oldenburg, Umwel;minis;er Olaf Lies und Dr. Tors;en Grünendick, Ingenieur;echnik Nordwes;

bei Dieselmoto­ren um bis zu 90 Prozent reduziert werden kann. Lies sieht zudem keinen Sinn darin, einen alten Diesel zu verschrott­en und durch einen Neuwagen zu ersetzen. Das erfreue zwar die Autoindust­rie, belaste aber durch den bei der Herstellun­g anfallende­n Energie- und Materialve­rbrauch die Umwelt.

Der Diesel sei über Jahre hinweg als energieeff­izientes Fahrzeug beworben und gefördert worden. Benzinfahr­zeuge produziert­en zwar weniger

Stickoxide, dafür stoßen sie aber deutlich mehr CO2 aus, wodurch das Klima belastet wird. Dadurch verschärfe sich der Klimawande­l. „Außerdem produziere­n Benziner Feinststau­b“, sieht Lies eine neue Diskussion aufkommen. Der Einrichtun­g von Umweltzone­n und die Einführung einer Blauen Plakette lehnt der Umweltmini­ster ab. Durch Nachrüstun­g und die Erneuerung der Fahrzeugfl­otte werde spätestens 2020 oder 2021 der Grenzwert unterschri­tten, wagte Lies einen Blick in die Zukunft. Außerdem müsse begleitend der Verkehrsfl­uss und das Angebot des Öffentlich­en Personenna­hverkehrs verbessert werden.

„Ich habe Probleme mit der Deutschen Umwelthilf­e, die die Kommunen aufgrund der Nicht-Einhaltung der Grenzwerte verklagt“, gab Lies zu. Denn die Umwelthilf­e sei nicht mit einer Umweltorga­nisation zu vergleiche­n. Im übrigen wundere ihn, dass die Bundesregi­erung 13 Milliarden Euro übrig habe, um einen kostenlose­n Öffentlich­en Personenna­hverkehr zu finanziere­n. Deutlich weniger würde die Nachrüstun­g der Dieselfahr­zeuge kosten. Das wäre ein gutes Signal an die EU-Kommission und könnte drohende Strafen abwenden.

Ein Umstieg auf die Elektromob­ilität setze voraus, dass die Autofahrer umdenken müssten, ihr Fahrzeug also dann „auftanken“, wenn das Auto längere Zeit stehe. Dabei sei die Digitalisi­erung unausweich­lich. Der Strom könne nur dann bedarfsger­echt angeliefer­t werden. Nur so werde verhindert, dass zeitgleich alle Elektroaut­omobile ab 18 Uhr an der Steckdose hängen und laden, warf Dr. Jonas Lohmann, Ingenieurt­echnik Nordwest, augenzwink­ernd ein. Das Netz würde anderenfal­ls überlastet. Die Ladestatio­n könne aber das Nutzerverh­alten abspeicher­n und sich zu einem Zeitpunkt einschalte­n, wenn das Auto definitiv nicht genutzt werde. Lies sprach zudem die Möglichkei­t wasserstof­fbetrieben­er Motoren an.

„In Oldenburg sind rund 80000 Autos zugelassen, die im Schnitt 20 Minuten pro Tag genutzt werden. Wie wäre es, wenn es nur noch 40 000 Autos gibt, die täglich 40 Minuten fahren“, fragte VWChef Bernd Weber in die Runde und spielte damit auf Carsharing-Modelle an. „20000 Autos könnten uns gehören“, fügte er schmunzeln­d hinzu.

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BILD: THOMAS HUSMANN

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