Di$s$l-Nachrüstung für b$ss$r$ Luft in Städt$n
Minister Olaf Lies zeigt im Business-Talk Lösung auf – „Hersteller müssen zahlen“
OLDENBURG – Der Niedersächsische Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz hat die Lösung für die Luftverschmutzung in den Innenstädten gefunden – einfach die alten Dieselfahrzeuge mit „AdBlue“umrüsten. Damit ließe sich die StickoxidBelastung der Luft um 20 Prozent reduzieren, rechnete Olaf Lies (SPD) den Gästen des „Business-Talk“im Volkswagenzentrum Oldenburg an der Bremer Heerstraße vor. Genug, um den Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft an der Messstelle auf dem Heiligengeistwall zu unterschreiten.
Zahlen sollten die Umrüstung die Autohersteller, die mit ihren falschen Angaben und manipulierten Messwerten die Kunden und auch die Autohändler getäuscht hätten. „AdBlue“ist der Markenname für eine wässrige Harnstofflösung, mit der der Ausstoß von Stickoxiden (NOx) Gesprächsrunde (v.l.): Bernd Weber, Geschäf;sführer VWZen;rum Oldenburg, Umwel;minis;er Olaf Lies und Dr. Tors;en Grünendick, Ingenieur;echnik Nordwes;
bei Dieselmotoren um bis zu 90 Prozent reduziert werden kann. Lies sieht zudem keinen Sinn darin, einen alten Diesel zu verschrotten und durch einen Neuwagen zu ersetzen. Das erfreue zwar die Autoindustrie, belaste aber durch den bei der Herstellung anfallenden Energie- und Materialverbrauch die Umwelt.
Der Diesel sei über Jahre hinweg als energieeffizientes Fahrzeug beworben und gefördert worden. Benzinfahrzeuge produzierten zwar weniger
Stickoxide, dafür stoßen sie aber deutlich mehr CO2 aus, wodurch das Klima belastet wird. Dadurch verschärfe sich der Klimawandel. „Außerdem produzieren Benziner Feinststaub“, sieht Lies eine neue Diskussion aufkommen. Der Einrichtung von Umweltzonen und die Einführung einer Blauen Plakette lehnt der Umweltminister ab. Durch Nachrüstung und die Erneuerung der Fahrzeugflotte werde spätestens 2020 oder 2021 der Grenzwert unterschritten, wagte Lies einen Blick in die Zukunft. Außerdem müsse begleitend der Verkehrsfluss und das Angebot des Öffentlichen Personennahverkehrs verbessert werden.
„Ich habe Probleme mit der Deutschen Umwelthilfe, die die Kommunen aufgrund der Nicht-Einhaltung der Grenzwerte verklagt“, gab Lies zu. Denn die Umwelthilfe sei nicht mit einer Umweltorganisation zu vergleichen. Im übrigen wundere ihn, dass die Bundesregierung 13 Milliarden Euro übrig habe, um einen kostenlosen Öffentlichen Personennahverkehr zu finanzieren. Deutlich weniger würde die Nachrüstung der Dieselfahrzeuge kosten. Das wäre ein gutes Signal an die EU-Kommission und könnte drohende Strafen abwenden.
Ein Umstieg auf die Elektromobilität setze voraus, dass die Autofahrer umdenken müssten, ihr Fahrzeug also dann „auftanken“, wenn das Auto längere Zeit stehe. Dabei sei die Digitalisierung unausweichlich. Der Strom könne nur dann bedarfsgerecht angeliefert werden. Nur so werde verhindert, dass zeitgleich alle Elektroautomobile ab 18 Uhr an der Steckdose hängen und laden, warf Dr. Jonas Lohmann, Ingenieurtechnik Nordwest, augenzwinkernd ein. Das Netz würde anderenfalls überlastet. Die Ladestation könne aber das Nutzerverhalten abspeichern und sich zu einem Zeitpunkt einschalten, wenn das Auto definitiv nicht genutzt werde. Lies sprach zudem die Möglichkeit wasserstoffbetriebener Motoren an.
„In Oldenburg sind rund 80000 Autos zugelassen, die im Schnitt 20 Minuten pro Tag genutzt werden. Wie wäre es, wenn es nur noch 40 000 Autos gibt, die täglich 40 Minuten fahren“, fragte VWChef Bernd Weber in die Runde und spielte damit auf Carsharing-Modelle an. „20000 Autos könnten uns gehören“, fügte er schmunzelnd hinzu.