Nordwest-Zeitung

Selbstbedi­enung

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

Die FDP übt sich gern in feiner politische­r Zurückhalt­ung. Dass den Liberalen aber jetzt der Kragen platzt angesichts der riesigen Stellenver­mehrung in den Ministerie­n der rot-schwarzen Regierungs­koalition ist mehr als berechtigt. Ob es sich dabei um einen Verstoß gegen Recht und Verfassung handelt, werden spätestens der Landesrech­nungshof oder Juristen klären. Politisch gesehen ist das Vorgehen der neuen Koalition ein Skandal.

Um vermutlich eigene Parteigäng­er an die Fleischtöp­fe des Staats zu lassen, wird der Personalap­parat aufgebläht wie nie. Dies gilt besonders für das Wirtschaft­sministeri­um von Minister Bernd Althusmann (CDU) wie aber auch für die Staatskanz­lei unter Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD). Da werden im Wirtschaft­sministeri­um Stellen eingericht­et, für die es bislang überhaupt keine Aufgaben gibt. Ein Stück aus dem Tollhaus, für das der Steuerzahl­er kräftig zur Kasse gebeten wird. Der Höhepunkt: Im Wirtschaft­sministeri­um gibt es künftig eine neue Abteilung, die herausfind­en soll, wie die wachsende Bürokratie bekämpft werden kann. Geht’s noch? Wie wär’s mit einem schlankere­n Staatsappa­rat!

Ein Blick lohnt sich auch auf die Eingruppie­rung für die neuen Stellen. Zig Bedienstet­e gehen künftig mit dem Gehalt eines Generals nach Hause. Grundschul­leiter, Lehrer, Polizisten, Amtschefs und selbst Gefängnisd­irektoren können von solchen Einkommen nur träumen.

Wie passend, dass ein Geheimpapi­er von Finanzmini­ster Reinhold Hilbers (CDU), das immense Risiken für die nächsten Haushalte der Landesregi­erung auflistete, sofort wieder in den Tiefen des Minister-Tresors verschwand. Es hätte auch so gar nicht zur Verschwend­ungssucht bei den Personalau­sgaben gepasst.

@ Den Autor erreichen Sie unter Reichenbac­hs@infoautor.de

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