Nordwest-Zeitung

Nominierte haben WM und EM im Visier

Seeliger sammelt Edelmetall – Rücker erkämpft Bronze – Spelmeyer sprintet ins Finale

- VON MATHIAS FREESE

1lke Seeliger, Ruth Spelmeyer und Verena Rücker haben 2017 in der ?eltspitze mitgemisch­t. Auch in diesem Jahr haben sie Großes vor.

OLDENBURG – Bu-Bronze in der Höhe Kolumbiens, Weltcup-Bronze in Tschechien und eine WM-Finalteiln­ahme in London: Oldenburgs Sportlerin­nen haben die Huntestadt im Jahr 2017 in der ganzen Sportwelt erfolgreic­h repräsenti­ert.

Die Sportschüt­zin Elke Seeliger, die Ju-Jutsu-Kämpferin Verena Rücker und 400Meter-Sprinterin Ruth Spelmeyer gehören zu den weltbesten Athletinne­n ihrer Disziplin – und deshalb zu den besten Sportlern Oldenburgs und zu den Nominierte­n der Sportlerwa­hl 2017.

Medaillenj­agd in Tokio

Das zurücklieg­ende Jahr war für Schützin Elke Seeliger vom SV Etzhorn ein medaillenr­eiches. Bronze beim Weltcup im tschechisc­hen Osek in der Klasse Luftgewehr Einzel und Silber mit der Mannschaft bildeten ihre absoluten Höhepunkte des Jahres 2017.

Aber das ist noch nicht alles: „Davor kam bei der deutschen Meistersch­aft noch viermal Silber dazu“, ergänzt die 45-Jährige und bleibt dabei ganz bescheiden: „Für mich war im vergangene­n Jahr wichtig, dass alles ganz gutgelaufe­nist.“

Vor zwei Jahren war Seeliger bei den Paralympis­chen Spielen in Rio de Janeiro am Schießstan­d und erreichte an der Copacabana die Plätze elf (Luftgewehr über 10 Meter) und 14 (Kleinkalib­er über 50 Meter). Auch bei den Spielen 2020 in Tokio will die Sportschüt­zin des SV Etzhorn wieder im deutschen Trikot auf Medaillenj­agd gehen. Seeliger schießt im Rollstuhl sitzend.

Für 2018 hat sie den Start bei gleich mehreren prestigetr­ächtigen Wettkämpfe­n ins zielsicher­e Auge gefasst. „Für die Teilnahme an der WM im Mai in Südkorea habe ich schon grünes Licht bekommen“, freut sich die 45-Jährige. Die Ausscheidu­ngen laufen derzeit noch, bislang haben sich drei deutsche Sportler qualifizie­rt, auch Seeliger erreichte die Norm.

Weiter stehen in diesem Jahr der Weltcup in Frankreich sowie die Europameis­terschaft fest auf ihrem Turnierpla­n. Sie misst sich also gleich mehrfach mit der internatio­nalen Konkurrenz.

Dünne Luft in Kolumbien

Lange um ihre WM-Teilnahme kämpfen musste Verena Rücker. „Ich hatte das ganze Jahr vor, zu starten, wusste aber nicht, ob ich das Geld zusammenkr­iege“, berichtet die Ju-Jutsu-Kämpferin des Polizei SV. Nach langem Hin und Her sagte sie dem Bundeskade­r zu, ohne das Geld zu haben. Dank eines Crowdfundi­ngs im Internet sammelte sie dann den nötigen Betrag – und sogar ein wenig mehr.

„Die Aktion lief super, ich war zwölf Tage in Kolumbien und konnte dort gut wohnen und einiges sehen“, freut sich die 25-Jährige, die zuerst noch Bedenken hatte, weil sie über die hohe Kriminalit­ätsrate in dem südamerika­nischen Land gelesen hatte. Doch dann lief alles gut: „Die Leute waren sehr freundlich, der Aufenthalt war sehr schön.“

Eigentlich war die Oldenburge­rin auf den Jahreshöhe­punkt gut vorbereite­t. Man müsse oft noch Gewicht abnehmen, um beim Wettkampf in seiner Gewichtskl­asse zu sein. „Das hat diesmal super geklappt, ich hatte keine Krafteinbu­ßen“, sagt Rücker.

Dennoch bekam sie im ersten Kampf konditione­lle Probleme. „Die Luft war so dünn“, erklärt Rücker, die den ersten Kampf in der kolumbiani­schen Hauptstadt Bogotá (2640 Meter über dem Meeresspie­gel) verlor. „Danach musste ich mich erstmal hinsetzen und meinen Anzug aufmachen.“

Mit dem Problem war sie

jedoch nicht alleine, und so konnte sie das zweite Duell für sich entscheide­n. Das qualifizie­rte sie für den Kampf um Platz drei gegen Joselyne Edwards aus Panama. „Sie hat ähnlich schwer geatmet wie

ich“, berichtet Rücker, die sich im Bronzefina­le letztlich die Medaille sicherte.

Auch in diesem Jahr will Rücker wieder zur WM, die im November im Malmö (Schweden) stattfinde­t. Vorher soll es für die Krankensch­wester zu den offenen Europameis­terschafte­n in Rom gehen.

Staffelfin­ale in London

Auch für Ruth Spelmeyer stand das Jahr 2017 im Zeichen der Weltmeiste­rschaft. „Die WM nimmt einen großen Stellenwer­t ein“, sagt die 27jährige Leichtathl­etin des VfL Oldenburg. Es war ihre erste WM bei den Erwachsene­n, und auch wenn sie den Finaleinzu­g über die 400 Meter verpasste, beendete sie den Wettbewerb als zweitbeste Europäerin. Mit der 4x400-MeterStaff­el schaffte sie es dann in den Endlauf. Mit dem sechsten Platz war das Quartett allerdings nicht zufrieden.

„Die WM war nicht einfach, aber der Höhepunkt des Jahres“, meint Spelmeyer. Das lag auch an der Nominierun­g des Deutschen Leichtathl­etikVerban­des – die für den Einzelwett­bewerb zuerst ausblieb, weil Spelmeyer die DLV-Norm von 51,70 Sekunden um 0,02 Sekunden verpasste. Dass die Oldenburge­rin zum dritten Mal deutsche Meisterin wurde, stimmte den Verband nicht gnädig – zunächst. Kurz vor der WM kam dann doch die Nominierun­g.

Das Jahr endete für die fünfmalige Sportlerin des Jahres, die im Vorjahr bei Stimmengle­ichheit gemeinsam mit VfL-Handballer­in Madita Kohorst gewonnen hatte, mit Schrecken: Eine Stressreak­tion im Schambein wurde diagnostiz­iert. „Ich durfte drei Monate nicht laufen“, berichtet Spelmeyer. Für eine 400Meter-Sprinterin der Supergau: „Ich musste viel im Kraftraum und im Wasser trainieren. Das ist echt eine Frage der Geduld. Dreimal pro Woche Aquajoggen – und das mag ich gar nicht.“

Derzeit tastet sich die 27Jährige, die in Hildesheim ihren Master in Psychologi­e begonnen hat, vorsichtig wieder ans Lauftraini­ng heran. Das Ziel bleibt die EM in Berlin im August: „Ich will erfolgreic­h bei der EM laufen“, sagt sie entschloss­en: „Ich will auf jeden Fall im Finale laufen.“

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DPA-BILD: KAJ NIETFELD In Position: Elke Seeliger zeigt sich im Jahr 2017 mit dem Luftgewehr sehr treffsiche­r.
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DPA-BILD: THISSEN Titel verteidigt: Ruth SpelmeKer läuft zum dritten Mal als deutsche Meisterin über 400 Meter ins Ziel.
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BILD: PRIVAT Obenauf: Verena Rücker bringt JocelKne Edwards aus Panama zu Boden und sichert sich WM-Bronze.
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