Nordwest-Zeitung

ER SCHÜTZT DIE DEICHE

1rlt-Onno Garlichs hält das ?asser vom Festland fern – Er lebt und liebt sein Ehrenamt

- VON SYLKE SDUNZIG

Der 59-jährige Jeveraner ist eigentlich Landwirt. Ehrenamtli­ch ist er Verbandsvo­rsteher des III. Oldenburgi­schen Deichbands – und öffnet die Deichwege gern für die Allgemeinh­eit.

JEVER – Eilt-Onno Garlichs ist ein wichtiger Mann für das Wangerland. Er ist ehrenamtli­cher Verbandsvo­rsteher des III. Oldenburgi­schen Deichbands mit Sitz in Jever und kümmert sich – ganz in der Tradition der mittelalte­rlichen Deichgenos­senschafte­n – um den Küstenschu­tz und damit um unsere Deiche. Im Hauptberuf ist der sympathisc­he Kerl mit den markanten Augenbraue­n Landwirt und redet bei unserem Interview so schnell, dass Stenografi­eKenntniss­e von Vorteil wären.

Eilt-Onno hat, als wir ihn zu Hause in Jever besuchen, wo er mit seiner Frau Antje lebt, eine Menge zu erzählen. Verständli­ch: Wenn man fast 60 Jahre alt ist wie er, blickt man zurück auf ein ereignisre­iches Leben. Natürlich macht der gebürtige Wangerländ­er nicht groß Aufhebens um seine Person; er zählt mit viel Begeisteru­ng vielmehr die Stationen seiner Vita (Abitur, landwirtsc­haftliche Lehre, Bundeswehr, Fachschule für Landwirtsc­haft in Celle, Familienle­ben mit Antje und seinen zwei Söhnen) auf, um dann vom großen Umbruch in seinem Leben zu sprechen. Nämlich davon, dass sein ältester Sohn jetzt den landwirtsc­haftlichen Betrieb im nahen

Bassens übernimmt, den er seit 1986 aufgebaut und geleitet hatte.

Besonders hatten es ihm immer die Schweine angetan. „Milchwirts­chaft war nicht so mein Ding, ich hatte mehr mit Schweinen am Hut und so habe ich mich auf die Aufzucht von weiblichen Muttertier­en spezialisi­ert.“Die ständige betrieblic­he Weiterentw­icklung, so hofft der Landwirt, sichere die Zukunft des Betriebes.

Zupackende­r Typ

Was Eilt-Onno anpackt, das macht er richtig. Und das wissen die Leute hier. Nicht umsonst ist er also seit 1992 im Deichband, in dem auch schon sein Vater über 30 Jahre lang tätig war. Seit sechs Jahren ist Eilt-Onno nun Verbandsvo­rsteher, besser bekannt unter dem Begriff Deichgraf. Und das ist ein sehr verantwort­ungsvolles Ehrenamt: „Unsere Aufgabe besteht darin, aufzupasse­n, dass die Deiche schön in Schuss bleiben und wir die nötigen Maßnahmen zur Erhaltung einleiten. Das ist nur in einem großen Team möglich. Wir haben Ingenieure, die uns unterstütz­en und viele Ehrenamtli­che, wie die Deichgesch­worenen, die vor Ort aufpassen und uns über anstehende Probleme informiere­n.“

Für die Menschen im Wangerland sind die Deiche existenzie­ll und Eilt-Onno fasst es nochmal zusammen: „Man stelle sich vor, wir hätten keinen Deich. Mit jedem Hochwasser, das hier durch Wechsel von Ebbe und Flut zweimal täglich aufläuft, ständen immer große Teile des Jeverlande­s

unter Wasser. Viele Touristen fragen sich, wenn sie auf dem Deich bei Ebbe ins Vorland blicken, wovor die Menschen hier Angst haben – ist doch gar kein Wasser da! Aber sieht man bei einer Sturmflut die Gischt, wie sie kurz vor den Deich schlägt, dann weiß man schon, wozu der Deich da ist.“

Allerdings. Dieser fast 60 Kilometer lange Deich, der von Harlesiel bis Dangast verläuft, schützt immerhin 180000 Menschen und ein Gebiet von etwa 50 000 Hektar.

Wie ein TÜV-Stempel

Dass die Unterhaltu­ng der sogenannte­n 60 Kilometer Hauptdeich­linie viel Arbeit bedeutet, ist uns klar. „Zweimal im Jahr halten wir die Deichschau­en: Im Frühjahr werden eventuell entstanden­e Schäden protokolli­ert, die seit der letzten Deichschau entstanden sind. Diese werden in der Zeit von April bis Ende September behoben. Der Landkreis, als unsere Aufsichtsb­ehörde, lädt alljährlic­h zur Herbstdeic­hschau im Oktober

ein. Dort wird kontrollie­rt, ob die Deiche sturmfluts­icher sind. Der Vertreter der Aufsichtsb­ehörde erklärt die Deiche an diesem Termin im Regelfall für schaufrei. Diese Aussage ist für uns wie ein TÜV-Stempel“.

Eilt-Onno hat mehrere Mitstreite­r, die ihm bei dieser überlebens­wichtigen Aufgabe helfen: in der Geschäftss­telle des Deichbands unterstütz­en ihn acht Mitarbeite­r, dann gibt es noch drei der erwähnten Deich-Geschworen­en, die jeweils für einen bestimmten Deichabsch­nitt zuständig sind. Aber die wichtigste­n Helfer, das sind die 12000 Schafe, die auf den Deichen weiden und für eine stabile Grasnarbe sorgen, die wiederum für die Deichsiche­rheit von immenser Bedeutung ist. Diese Mitarbeite­r gilt es zu schützen und zwar vor den Hunden.

Eilt-Onnos Stirn legt sich in Falten, als er davon erzählt: „Ein großes Problem sind die freilaufen­den Hunde, die haben am Deich nichts zu suchen, wenn dort Schafe weiden.“Der Urtrieb des Hundes lässt ihn Schafe jagen. Die Folgen können für diese fatal sein. „Die Herde ist dann total durch den Wind, total durchgekna­llt.“Auch noch Tage später ist ein Verwerfen der Lämmer nicht auszuschli­eßen.

Dass die Deiche im Wangerland betreten werden dürfen, die ja ein Küstenschu­tzobjekt sind, ist nicht selbstvers­tändlich.: „Wir halten in jedem Frühjahr eine Deichkonfe­renz mit allen Verbänden von der niedersäch­sischen Küste ab. Dort erwecken wir immer wieder großes Erstaunen darüber, dass wir

die Deichwege für die Allgemeinh­eit öffnen“, erzählt der Deichgraf. „Das machen wir gern. Wir sehen das als Öffentlich­keitsarbei­t an.“Aus diesem Grund will der Deichband auf der großen Aussichtsp­lattform im Baustellen­camp in Elisabethg­roden und an den Querzäunen InfoTafeln anbringen. „Die Besucher unserer Deiche sollten darauf achten, wo sie sich befinden und Rücksicht auf unsere vierbeinig­en Mitarbeite­r, die Schafe, nehmen. Ansonsten haben wir kein Problem damit, wenn die Leute auf unseren Deichwegen laufen und sich an der schönen Natur erfreuen.“

Zu 100 Prozent dabei

Wenn er so redet, dann merkt man, wie wichtig EiltOnno sein Ehrenamt ist, und dass er zu 100 Prozent dabei ist. „Küstenschu­tz ist ein wichtiges Thema, das wir beachten müssen und es macht Spaß, sich dafür einzusetze­n.“

Solange Eilt-Onno an Bord ist, haben wir daran keinen Zweifel. Weil er mit jener Leidenscha­ft agiert, die für die Menschen im Wangerland typisch ist, da sie sich mit ihrem Land verbunden fühlen. Und das gilt eben auch für den Deichgrafe­n: „Ich stehe oben auf dem Deich und genieße das schöne Vorland. Ich schaue zu den Inseln und sehe, wie das Wasser kommt und geht, und wie wir geschützt da liegen, weil unsere Deiche nicht mehr so schnell brechen. Das gibt einem ein wirklich gutes Gefühl, weil man hier sehr gut wohnen kann.“

Besser hätte man es nicht sagen können.

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 ?? BILD: TOM TAUTZ ?? Eilt-Onno Garlichs hat beim Oldenburgi­schen Deichband ein verantwort­ungsvolles Ehrenamt: „Unsere Aufgabe besteht darin, aufzupasse­n, dass die Deiche schön in Schuss bleiben“, sagt der Naturfreun­d und genießt den weiten Blick übers Wangerland.
BILD: TOM TAUTZ Eilt-Onno Garlichs hat beim Oldenburgi­schen Deichband ein verantwort­ungsvolles Ehrenamt: „Unsere Aufgabe besteht darin, aufzupasse­n, dass die Deiche schön in Schuss bleiben“, sagt der Naturfreun­d und genießt den weiten Blick übers Wangerland.

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