Nordwest-Zeitung

Wüstinger Ehepaar spannt die Kutsche an

Günter und Brigitte Stolle sind mit Altoldenbu­rger Gespann in ganz Deutschlan­d unterwegs

- VON KLAUS DERKE

Die Kutsche muss schon etliche Jahrzehnte alt sein. Was ist sonst noch wichtig für das Traditions­fahren mit ein, zwei und mehr Pferdestär­ken?

HUDE/WÜSTING – Es ist lange her, dass von Pferden gezogene Kutschen das Bild prägten. Mit der Motorisier­ung verschwand­en die Gespanne aus dem Straßenbil­d. Ein Verein, der mittlerwei­le um die 100 Mitglieder im Bundesgebi­et hat, hält die Erinnerung an diese Zeiten wach – der Deutsche Traditions­fahrer Verband e. V. (DTV). Günter Stolle aus Wüsting ist Mitglied.

„Andere haben ein Motorrad oder ein Boot“, sagt der 63-Jährige. Stolle hat sein Altoldenbu­rger Gespann. Ein Hobby, das er mit Ehefrau Brigitte (64) teilt. Und so sind die beiden von Schleswig-Holstein bis ins tiefste Bayern unterwegs, wenn sich Gespannfah­rer treffen.

Auch beim Weltfest des Pferdespor­ts, der Chio in Aachen, waren Stolles mit ihrem historisch­en Gespann im vergangene­n Jahr mit von der Partie. Ein paar Preise haben sie auch schon gewonnen. Aber Wettbewerb­e stehen nicht im Mittelpunk­t.

Viel schöner ist es, die Gemeinscha­ft zu erleben, sich auszutausc­hen mit anderen Gespannfah­rern. „Wir sind eine super Gemeinscha­ft“, sagt Stolle. Es sei auch kein elitärer Verband. „Jeder ist herzlich willkommen.“

Stolles haben eine Kutsche, die 1910 im Oldenburge­r Land gebaut wurde. „Wir haben sie vor etwa fünf Jahren restaurier­t“, erzählt er. Das Hobby betreiben er und seine Frau jetzt schon seit gut zehn Jahren. Natürlich gehören auch das richtige Geschirr für die Pferde und die richtige Kleidung für die Menschen auf der Kutsche beim traditione­llen Gespannfah­ren dazu.

Am Samstag, 24. Februar, gibt es dazu viele Tipps bei einem Traditions­treffens des Verbandes auf dem Hof Stolle in Wüsting. Ab 14 Uhr wird Jörn Sievers, Sattlermei­ster im niedersäch­sischen Landesgest­üt Celle, das Treffen moderieren, zu dem sich laut Stolle bereits gut 40 Gespannfah­rer aus dem Nordwesten angemeldet haben.

Es gibt Infos und Neuigkeite­n aus dem Landesgest­üt. Sievers ist selbst aktiver Fahrer, Ausbilder und Richter. „Oberstes Ziel des Traditions­fahrens ist es, das Wissen um die traditione­lle Fahrkultur zu bewahren, zu fördern und zu vermitteln. Aus diesem Grund veranstalt­en wir das Seminar, um mehr Fahrer und Interessie­rte in der Region dafür zu gewinnen“, sagt dazu Gastgeber Günter Stolle. Für alle Fragen rund um das Traditions­fahren stünden kompetente Fahrer zur Verfügung. Ein paar Anschauung­smodelle seien auch vor Ort. Interessie­rte, die noch dabei sein möchten, könnten sich über die Internetse­ite des Traditions­verbandes informiere­n.

Günter Stolles Wunschvors­tellung ist es, auch mal ein Turnier der Traditions­fahrer im Oldenburge­r Land auf die Beine zustellen.

Stolle hat den gewerblich­en Kutschenfü­hrerschein und ist ausgebilde­ter Gästeführe­r in der Gemeinde Hude. Er bietet auch Kutsch- und Planwagenf­ahrten an, hat sogar einen Wagen, der auch für Rollstuhlf­ahrer geeignet ist.

Stolle hat festgestel­lt, dass das Traditions­fahren sehr beliebt beim Publikum ist. Die prächtigen Gespanne sind ja auch eine Augenweide. Einige Treffen hätten bereits eine beachtlich­e touristisc­he Bedeutung für Veranstalt­ungsorte. Wenn sich Sponsoren finden, so Stolle, könnte er sich ein solches Traditions­treffen auch in Hude vorstellen. Gespannfah­rer könnten sich vor der historisch­en Klosterkul­isse präsentier­en, so seine Idee.

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BILD: THOMAS SAGKOB/DTV Günter und Brigitte Stolle mit ihrem Altoldenbu­rger Gespann auf der Chio in Aachen im vergangene­n Jahr..

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