STÜCK „GEÄCHTET“FEIERT PREMIERE
„Geächtet“von Ayad Akhtar feiert am 24. Februar Premiere – Paare im Duell der Religionen
OLDENBURG – Als „Stück der Stunde“bezeichnet Regisseur Peter Hailer das Drama „Geächtet“von Ayad Akhtar, das am 24. Februar im Oldenburgischen Staatstheater Premiere feiert. Ein Stück, das aktuelle politische, religiöse und Geschlechter betreffende Themen diskutiert. Und das in einer Weise, die auch noch lehrreich ist, ohne zu belehren. „Selten lernt man durch ein Stück so viel über den politischen Diskurs und die aktuelle religiöse Debatte. Gleichzeitig unterhält es wahnsinnig, es ist spannend und an den Figuren dran. Und zum Schluss weiß man mehr als zu Beginn“, fasst Hailer zusammen.
Amir ist aufstrebender Anwalt in New York, seine Partnerin Emily eine Künstlerin. Während er als Sohn pakistanischer Einwanderer alles Muslimische aus seinem Leben verbannt hat, um seiner Ansicht nach erfolgreich sein zu können, entwickelt sich der Islam für sie zur Inspirationsquelle für ihre Kunst. Der jüdische Kurator Isaac erkennt das Potenzial von Emilys Kunst und die Möglichkeiten zur lukrativen Vermarktung. Mit seiner afroamerikanischen Frau Jory besucht Isaac Amir und Emily und es folgt ein verbaler Schlagabtausch, der es in sich hat.
Autor Ayad Akhtar wurde 1970 in New York geboren und hat mit seinem Protagonisten Amir die pakistanischen Wurzeln gemeinsam. Als Moslem im sogenannten ‚bible belt‘ (Bibelgürtel) aufgewachsen, sind ihm religiöse Konflikte sehr vertraut. Lange Zeit ließ der schriftstellerische Erfolg auf sich warten. Dramaturg Matthias Grön weiß: „Erst nachdem Akhtar von Freunden darauf hingewiesen wurde, er solle doch etwas über sich schreiben, kam der Durchbruch.“Inzwischen kann Akhtar auf diverse Auszeichnungen
zurückblicken, darunter auch den renommierten Pulitzer-Preis für „Geächtet“.
Aufgrund der Konstellation zwei Paare – eine Wohnung drängt sich die Ähnlichkeit mit Yasmina Rezas Konversationsstück „Der Gott des Gemetzels“auf. Doch während Rezas Stück eher eine Komödie ist, werden bei „Geächtet“deutlich extremere Themen behandelt. Laut Hailer ist Autor Akhtar jemand, der exzellent schreiben kann. „Für die Zuschauer ist es eine große Freude. Das Stück erklärt sich aus sich selbst heraus. Nach zehn Minuten ist man in der Problematik drin und wird in einen Beziehungsdiskurs und religiösen Diskurs geführt, die der Hammer sind“, erklärt er
begeistert.
Schauspielerin Agnes Kammerer schließt sich der Begeisterung an: „Im Probenprozess begegnet man selten einem Text, der so spannend und vielschichtig ist. Beim Probieren merkt man, auf wie viele unterschiedliche Varianten er funktionieren kann. Man kann jede Position nachvollziehen. Jeder hat irgendwie Recht, aber auch wieder nicht. Und jeder tappt irgendwann in eine Rassismusfalle.“
Nur einen Tag nach „Geächtet“feiert übrigens „Nathan der Weise“von Gotthold Ephraim Lessing Premiere am Oldenburgischen Staatstheater. Die zeitgleiche Aufführung war beabsichtigt – im Prinzip widmen sich beide Stücke denselben Themen.
Dramaturg Grön sieht es so: „‚Nathan‘ ist der Versuch, die drei großen Religionen zu versöhnen. Bei ‚Geächtet‘ merkt man, wie schwierig es ist.“Ein Zitat aus „Nathan“bildet eine gute Brücke zu „Geächtet“: „Nicht jeder ist frei, seine Ketten zu verspotten.“Und genau das ist Amirs Dilemma, der sich von seiner Religion lossagt.
Für die Bühne zeichnet sich Dirk Becker verantwortlich. Wie für einen erfolgreichen Anwalt passend, wird diese als schickes New Yorker Upper-Class-Apartment ausgestattet. Matthias Mohr hat das Sounddesign übernommen und unterstützt die geladene Stimmung des Spiels.
Agnes Kammerer spielt die Emily, ihren Mann Amir stellt Fabian Felix Dott dar. Als Isaac tritt Jens Ochlast auf und Helen Wendt als dessen Frau Jory. In der Rolle von Amirs Nichte wird Valentina Schüler zu sehen sein.