Nordwest-Zeitung

STÜCK „GEÄCHTET“FEIERT PREMIERE

„Geächtet“von Ayad Akhtar feiert am 24. Februar Premiere – Paare im Duell der Religionen

- VON JENNIFER ZAPS

OLDENBURG – Als „Stück der Stunde“bezeichnet Regisseur Peter Hailer das Drama „Geächtet“von Ayad Akhtar, das am 24. Februar im Oldenburgi­schen Staatsthea­ter Premiere feiert. Ein Stück, das aktuelle politische, religiöse und Geschlecht­er betreffend­e Themen diskutiert. Und das in einer Weise, die auch noch lehrreich ist, ohne zu belehren. „Selten lernt man durch ein Stück so viel über den politische­n Diskurs und die aktuelle religiöse Debatte. Gleichzeit­ig unterhält es wahnsinnig, es ist spannend und an den Figuren dran. Und zum Schluss weiß man mehr als zu Beginn“, fasst Hailer zusammen.

Amir ist aufstreben­der Anwalt in New York, seine Partnerin Emily eine Künstlerin. Während er als Sohn pakistanis­cher Einwandere­r alles Muslimisch­e aus seinem Leben verbannt hat, um seiner Ansicht nach erfolgreic­h sein zu können, entwickelt sich der Islam für sie zur Inspiratio­nsquelle für ihre Kunst. Der jüdische Kurator Isaac erkennt das Potenzial von Emilys Kunst und die Möglichkei­ten zur lukrativen Vermarktun­g. Mit seiner afroamerik­anischen Frau Jory besucht Isaac Amir und Emily und es folgt ein verbaler Schlagabta­usch, der es in sich hat.

Autor Ayad Akhtar wurde 1970 in New York geboren und hat mit seinem Protagonis­ten Amir die pakistanis­chen Wurzeln gemeinsam. Als Moslem im sogenannte­n ‚bible belt‘ (Bibelgürte­l) aufgewachs­en, sind ihm religiöse Konflikte sehr vertraut. Lange Zeit ließ der schriftste­llerische Erfolg auf sich warten. Dramaturg Matthias Grön weiß: „Erst nachdem Akhtar von Freunden darauf hingewiese­n wurde, er solle doch etwas über sich schreiben, kam der Durchbruch.“Inzwischen kann Akhtar auf diverse Auszeichnu­ngen

zurückblic­ken, darunter auch den renommiert­en Pulitzer-Preis für „Geächtet“.

Aufgrund der Konstellat­ion zwei Paare – eine Wohnung drängt sich die Ähnlichkei­t mit Yasmina Rezas Konversati­onsstück „Der Gott des Gemetzels“auf. Doch während Rezas Stück eher eine Komödie ist, werden bei „Geächtet“deutlich extremere Themen behandelt. Laut Hailer ist Autor Akhtar jemand, der exzellent schreiben kann. „Für die Zuschauer ist es eine große Freude. Das Stück erklärt sich aus sich selbst heraus. Nach zehn Minuten ist man in der Problemati­k drin und wird in einen Beziehungs­diskurs und religiösen Diskurs geführt, die der Hammer sind“, erklärt er

begeistert.

Schauspiel­erin Agnes Kammerer schließt sich der Begeisteru­ng an: „Im Probenproz­ess begegnet man selten einem Text, der so spannend und vielschich­tig ist. Beim Probieren merkt man, auf wie viele unterschie­dliche Varianten er funktionie­ren kann. Man kann jede Position nachvollzi­ehen. Jeder hat irgendwie Recht, aber auch wieder nicht. Und jeder tappt irgendwann in eine Rassismusf­alle.“

Nur einen Tag nach „Geächtet“feiert übrigens „Nathan der Weise“von Gotthold Ephraim Lessing Premiere am Oldenburgi­schen Staatsthea­ter. Die zeitgleich­e Aufführung war beabsichti­gt – im Prinzip widmen sich beide Stücke denselben Themen.

Dramaturg Grön sieht es so: „‚Nathan‘ ist der Versuch, die drei großen Religionen zu versöhnen. Bei ‚Geächtet‘ merkt man, wie schwierig es ist.“Ein Zitat aus „Nathan“bildet eine gute Brücke zu „Geächtet“: „Nicht jeder ist frei, seine Ketten zu verspotten.“Und genau das ist Amirs Dilemma, der sich von seiner Religion lossagt.

Für die Bühne zeichnet sich Dirk Becker verantwort­lich. Wie für einen erfolgreic­hen Anwalt passend, wird diese als schickes New Yorker Upper-Class-Apartment ausgestatt­et. Matthias Mohr hat das Sounddesig­n übernommen und unterstütz­t die geladene Stimmung des Spiels.

Agnes Kammerer spielt die Emily, ihren Mann Amir stellt Fabian Felix Dott dar. Als Isaac tritt Jens Ochlast auf und Helen Wendt als dessen Frau Jory. In der Rolle von Amirs Nichte wird Valentina Schüler zu sehen sein.

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BILD: STEPHAN WALZL Lieber Haltung bewahren als Verständni­s zu entwickeln (von links): Als Jory tritt Helen Wendt auf, Jens Ochlast als deren Ehemann Isaac, Agnes Kammerer spielt die Emily, ihren Mann Amir stellt Fabian Felix Dott dar.
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