Nordwest-Zeitung

Essener Tafel nimmt nur noch Deutsche auf

Anteil von Migranten zuletzt auf drei Viertel gestiegen

- VON WOLFGANG DAHLMANN

ESSEN – Die Essener Tafel hat einen Aufnahmest­opp für Ausländer verhängt. Sie nimmt bis auf Weiteres nur noch Bedürftige mit deutschem Pass als neue Kunden auf. Der Anteil der Migranten unter den 6000 Nutzern der Tafel sei auf 75 Prozent angestiege­n, erklärte die Tafel zur Begründung auf ihrer Internetse­ite. „Um eine vernünftig­e Integratio­n zu gewährleis­ten“, sehe sich die Tafel gezwungen, „zurzeit nur Kunden mit deutschem Personalau­sweis aufzunehme­n“.

„Wir wollen, dass auch die deutsche Oma weiter zu uns kommt“, sagte der Vorsitzend­e der Essener Tafel, Jörg Sartor, der „Westdeutsc­hen Allgemeine­n Zeitung“. In den vergangene­n zwei Jahren seien ältere Tafel-Nutzer sowie alleinerzi­ehende Mütter offenbar einem Verdrängun­gsprozess zum Opfer gefallen. Nachfragen hätten ergeben, dass sich gerade ältere Nutzerinne­n von der Vielzahl junger, fremdsprac­higer Männer an den Ausgabeste­llen abgeschrec­kt fühlten.

Vor dem Beginn des starken Flüchtling­szuzugs im Jahr 2015 sei jeder dritte TafelKunde Zuwanderer oder Flüchtling gewesen, sagte Sartor. Inzwischen mache diese Gruppe aber drei Viertel aus. Daher habe der Vorstand im Dezember beschlosse­n, nur noch deutsche Kunden neu aufzunehme­n. Dies werde seit Mitte Januar umgesetzt und zwar „so lange, bis die Waage wieder ausgeglich­en ist“.

Die Linke in NRW kritisiert­e die Entscheidu­ng. Es sei „eine Schande, dass in einem so reichen Land wie Deutschlan­d überhaupt Menschen gezwungen sind, zur Tafel zu gehen, weil sie sich kein Essen leisten können“, sagte Jules El-Khatib, Mitglied im Landesvors­tand der Partei. Solange dies so sei, dürfe „es nicht von der Herkunft abhängen, ob Menschen Nutzer der Tafel werden“, betonte er.

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