„Keiner kann ohne Vergangenheit leben“
Franz-Josef Overbeck zu Traditionen und Aufgaben der Bundeswehr
FRAGE: Der jüngste Bericht des Wehrbeauftragten hat für einigen Wirbel gesorgt, weil er eklatante Mängel in der materiellen +usrüstung der ,oldaten beklagt. Wie haben ,ie diesen Bericht aufgenommenOVERBECK: Die Berichte haben sehr nachdenklich gemacht. Als Militärbischof weiß ich aus Gesprächen, dass das den beruflichen Alltag vieler in der Bundeswehr oftmals bestimmt. Denn die Auswirkungen auf die Frage, wie die Bundeswehr unter diesen schwierigen Rahmenbedingungen zum Beispiel ihre vielfältigen Auslandseinsätze bewältigen kann, sind groß. Da sehe ich politischen Handlungsund Nachholbedarf höchsten Grades. FRAGE: Der.eit wird viel über das /raditionsverständnis der /ru33e debattiert. 5in neuer /raditionserlass wird bald kommen. 4st die Bundeswehr da auf dem richtigen WegOVERBECK: Die Bundeswehr weiß, dass sie in einer Tradition steht, die in vielfacher Weise hochbelastet ist. Zu dieser Tradition gehören aber auch jene in der Deutschen Wehrmacht, die aufgrund ihres Gewissens klare Entscheidungen getroffen und sich am Widerstand gegen das NS-Gewaltregime beteiligt haben. Keiner kann ohne Vergangenheit leben. So muss auch jeder zu den Brüchen dieser Vergangenheit stehen, um aus ihnen zu lernen. FRAGE: 4m vergangenen 6ahr war viel von einem „7eneralverdacht“gegen die Bundeswehr die 8ede. 4n manchen Berichten schien es, als mangele es der /ru33e an staatsbürgerlicher Haltung. Was sagen ,ie da.uOVERBECK: Niemand sollte eine ganze Gruppe unter Ge- neralverdacht stellen, solche Generalisierungen führen zu nichts. Ich kann aus meiner Anschauung nur sagen, dass in der Bundeswehr ganz viele Menschen mit großem Sachverstand und hohen Idealen arbeiten, alle bereit, sich für das Gemeinwohl, die Sicherheit und den Frieden einzusetzen. Das gilt es zu fördern. FRAGE: 0on den 1,+ wird angemahnt, Deutschland müsse die vereinbarte 2uote von .wei Pro.ent des Bruttoso.ial3rodukts in die 0erteidigung stecken. 4st Deutschland da wirklich in einer BringschuldOVERBECK: Das muss die Politik entscheiden und gegebenenfalls finanziell umsetzen. Aber bekanntlich gibt es unterschiedliche Sichtweisen darüber, wie dieses Ziel erreicht werden kann. Dazu zählen ja auch friedensstiftende Maßnahmen.