Nordwest-Zeitung

„Keiner kann ohne Vergangenh­eit leben“

Franz-Josef Overbeck zu Traditione­n und Aufgaben der Bundeswehr

- VON LUDWIG RING-EIFEL

FRAGE: Der jüngste Bericht des Wehrbeauft­ragten hat für einigen Wirbel gesorgt, weil er eklatante Mängel in der materielle­n +usrüstung der ,oldaten beklagt. Wie haben ,ie diesen Bericht aufgenomme­nOVERBECK: Die Berichte haben sehr nachdenkli­ch gemacht. Als Militärbis­chof weiß ich aus Gesprächen, dass das den berufliche­n Alltag vieler in der Bundeswehr oftmals bestimmt. Denn die Auswirkung­en auf die Frage, wie die Bundeswehr unter diesen schwierige­n Rahmenbedi­ngungen zum Beispiel ihre vielfältig­en Auslandsei­nsätze bewältigen kann, sind groß. Da sehe ich politische­n Handlungsu­nd Nachholbed­arf höchsten Grades. FRAGE: Der.eit wird viel über das /raditionsv­erständnis der /ru33e debattiert. 5in neuer /raditionse­rlass wird bald kommen. 4st die Bundeswehr da auf dem richtigen WegOVERBEC­K: Die Bundeswehr weiß, dass sie in einer Tradition steht, die in vielfacher Weise hochbelast­et ist. Zu dieser Tradition gehören aber auch jene in der Deutschen Wehrmacht, die aufgrund ihres Gewissens klare Entscheidu­ngen getroffen und sich am Widerstand gegen das NS-Gewaltregi­me beteiligt haben. Keiner kann ohne Vergangenh­eit leben. So muss auch jeder zu den Brüchen dieser Vergangenh­eit stehen, um aus ihnen zu lernen. FRAGE: 4m vergangene­n 6ahr war viel von einem „7eneralver­dacht“gegen die Bundeswehr die 8ede. 4n manchen Berichten schien es, als mangele es der /ru33e an staatsbürg­erlicher Haltung. Was sagen ,ie da.uOVERBECK: Niemand sollte eine ganze Gruppe unter Ge- neralverda­cht stellen, solche Generalisi­erungen führen zu nichts. Ich kann aus meiner Anschauung nur sagen, dass in der Bundeswehr ganz viele Menschen mit großem Sachversta­nd und hohen Idealen arbeiten, alle bereit, sich für das Gemeinwohl, die Sicherheit und den Frieden einzusetze­n. Das gilt es zu fördern. FRAGE: 0on den 1,+ wird angemahnt, Deutschlan­d müsse die vereinbart­e 2uote von .wei Pro.ent des Bruttoso.ial3rodukt­s in die 0erteidigu­ng stecken. 4st Deutschlan­d da wirklich in einer Bringschul­dOVERBECK: Das muss die Politik entscheide­n und gegebenenf­alls finanziell umsetzen. Aber bekanntlic­h gibt es unterschie­dliche Sichtweise­n darüber, wie dieses Ziel erreicht werden kann. Dazu zählen ja auch friedensst­iftende Maßnahmen.

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