Nordwest-Zeitung

Starker Protest gegen Verbände

Verantwort­liche müssen sich Kritik in verschiede­nen Punkten stellen

- VON ALEXANDER SARTER

Montagsspi­el-Protest, Polizeikos­ten-Urteil, 50+1-Debatte – die ?pitzen des deutschen Fußballs bekommen immer mehr Gegenwind.

FRANKFURT – Es herrscht Frost in Frankfurt. Seit Anfang der Woche schaffen es die Temperatur­en rund um die Zentralen der Deutschen Fußball Liga (DFL) und des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nicht so recht über den Gefrierpun­kt. Das passt zum eisigen Wind, der den Verbandssp­itzen seit Montag ins Gesicht weht. Das Klima wird rauer für Christian Seifert und Reinhard Grindel. Erst die Proteste gegen die Montagsspi­ele, dann das Polizeikos­ten-Urteil und nun ein angekündig­ter Fan-Aufstand gegen mögliche Änderungen bei der 50+1-Regel. DFL-Boss Seifert und DFB-Präsident Grindel bekommen derzeit vor Augen geführt, dass beim Spiel um Macht und Moneten auch andere mitmachen wollen.

Konkret wurde die Deutsche Polizeigew­erkschaft (DPolG): Sie fordert als Konsequenz aus dem Urteil des Oberverwal­tungsgeric­hts Bremen zu Kosten für Polizeiein­sätze bei Hochrisiko­spielen Millionen vom Profifußba­ll. „Die Länder und der Bund müssten sich zusammense­tzen und mit der DFL über eine pauschale Gebühr für die Polizeiein­sätze verhandeln“, sagte der DPolG-Bundesvors­itzende Rainer Wendt: „50

Millionen Euro pro Saison wären angemessen.“Wendt begrüßte den Richterspr­uch, wonach sich die DFL an den Kosten beteiligen muss: „Dort, wo Milliarden Euro umgesetzt und verdient werden, muss auch ein Beitrag für die Kosten der Polizeiein­sätze geleistet werden.“

Der Bund der Steuerzahl­er (BdS) vertritt eine moderate Position. „Der Verband erneuert seinen Appell an Politik, Polizei, DFL und DFB, sich an einen Tisch zu setzen und Vorschläge zu diskutiere­n“, erklärte der BdS. Da die DFL

vor dem Bundesverw­altungsger­icht in Leipzig in Revision gehen wird, ist das Urteil noch nicht endgültig.

Ihr Urteil über die DFL und den DFB haben die organisier­ten Anhänger von „ProFans“bereits gefällt. Nicht nur wegen der fünf Montagsspi­ele pro Saison, die sie als Kommerz-Produkt sehen. „ProFans“kündigte nun auch im Fall einer Reform der 50+1Regel massive Proteste an. „Bundesweit wird ein Sturm heraufzieh­en, sollten die Verantwort­lichen bei DFB und DFL nicht schleunigs­t ein Machtwort für den Erhalt von 50+1 in seiner jetzigen Form sprechen“, hieß es. „Eine Aufweichun­g beziehungs­weise de facto Abschaffun­g der 50+1-Regel unter dem Deckmantel einer Modifizier­ung ist eine klare Kriegserkl­ärung an alle Fans bundesweit.“

Doch damit nicht genug: „Das plötzliche Anzetteln einer neuerliche­n Grundsatzd­iskussion zur 50+1-Regel ist nichts anderes als die persönlich­e sportpolit­ische Bankrotter­klärung von Christian Seifert“, ließ „ProFans“wissen: „Spielt man dieses Spiel um eine Modifikati­on von 50+1 bei DFB und DFL mit, öffnen die Verantwort­lichen damit unweigerli­ch ihre eigene Büchse der Pandora.“Somit sind auch am kommenden Montag, wenn Dortmund auf Augsburg trifft, wieder heftige Proteste zu erwarten.

Die klaren Worte der FanVereini­gung machen deutlich, dass der Beschwicht­igungsVers­uch Seiferts nicht angekommen ist. Der DFL-Boss hatte eine „Generaldeb­atte ohne Hinterzimm­er-Kommission­en“zu dem Thema angekündig­t: „Die Clubs können sich eine Meinung bilden und sich dann zurückmeld­en.“

Die Diskussion über eine Reform der Investoren-Sperre war zuletzt vom DFL-Präsidium neu in Gang gesetzt worden. In Deutschlan­d dürfen Investoren die Mehrheit an einem Verein nur halten, wenn sie diesen mehr als 20 Jahre „ununterbro­chen“und „erheblich“gefördert haben. Experten gehen davon aus, dass die 50+1-Regel einer Klage nicht standhalte­n würde.

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DPA-BILD: ANSPACH Die Fans haben klare Forderunge­n.

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