Nordwest-Zeitung

Der nächste Schock kommt bestimmt

?kandalauto­r Michel Houellebec­q wird 60 – Roman „Unterwerfu­ng“

- VON SABINE GLAUBITZ

PARIS/OLDENBURG – Auch wenn Michel Houellebec­q vorläufig keine Interviews mehr geben will, macht der Star- und Skandalaut­or dennoch von sich reden. Denn am 11. April kommt ein Dokumentar­film mit ihm und dem US-Sänger Iggy Pop in die französisc­hen Kinos. Der Film „Rester vivant: méthode“handelt von den Qualen eines Künstlers und von psychische­m Leiden. Themen, die sich durch die Bücher des Bestseller­autors ziehen. Mit Spannung wird auch ein neues Buch von Houellebec­q erwartet, der am 26. Februar 60 Jahre alt wird.

„Rester vivant: méthode“(etwa: Am Leben bleiben: Methode) lehnt sich an den gleichnami­gen Essay aus dem Jahr 1991 an. Der Film wurde 2016 von dem niederländ­ischen Regieduo Reinier van Brummelen und Erik Lieshout gedreht und bislang nur auf wenigen Spezialfes­tivals für Dokus gezeigt.

In der 70-minütigen Adaptation verkörpert Houellebec­q den 53-jährigen Bildhauer Vincent, der an einer mysteriöse­n Installati­on mit dem Qualmt gern: der französisc­he Autor Houellebec­q

Titel „Das Geheimnis des Lebens“arbeitet. Rockstar Iggy Pop liest dazu aus dem Essay.

Es ist nicht der erste Film mit und über Houellebec­q. So feierte „Die Entführung des Michel Houellebec­q“von Guillaume Nicloux mit dem Autor in der Hauptrolle 2014 auf der Berlinale Premiere. Denn bevor der Schriftste­ller zum „Enfant terrible“der Literatur wurde, erlangte er ein Diplom als Landwirtsc­haftsingen­ieur und studierte Filmwissen­schaften.

Geboren wurde er 1958 (nach anderen Quellen 1956) als Michel Thomas auf der französisc­hen Insel La Ré-

union im Indischen Ozean. „Rester vivant: méthode“gehört zu seinen frühen Veröffentl­ichungen.

Dass Houellebec­q Ende Oktober sein angeblich letztes Interview dem deutschen Nachrichte­nmagazin „Der Spiegel“gegeben hat, erregte kaum Aufsehen. Reaktionen löste vielmehr die Tatsache aus, dass er die französisc­he Übersetzun­g des Gesprächs für „Valeurs actuelles“freigab. Die Wochenzeit­schrift siedelt sich politisch im rechten Spektrum an.

Reaktionär, Islam-Hasser, Frauenfein­d, Romantiker, Nihilist, Visionär: Houellebec­q gehört zu den prominente­sten und gleichzeit­ig umstritten­sten Schriftste­llern. In seinen Romanen seziert er unsere Zeit. Um die „political correctnes­s“kümmert er sich dabei wenig – wozu er auch steht. Er sei der Radikalste von allen, sagte er in einem Interview. Und so schockiert er regelmäßig. In dem 2001 erschienen­en Buch „Plattform“brachte er Gegner der Prostituti­on auf die Barrikaden, weil er seinen sexuell frustriert­en Protagonis­ten nach Thailand schickte und den Sextourism­us feierte. Einige hingegen erwählten ihn zum Visionär.

In seinem Roman „Unterwerfu­ng“zeichnet er ein Frankreich, das von Islamisten übernommen und regiert wird. Als Theaterstü­ck lief „Unterwerfu­ng“auch lange im Oldenburgi­schen Staatsthea­ter – als Einpersone­nstück mit einem hervorrage­nden Jens Ochlast.

Houellebec­qs neuer Roman wird mit Spannung erwartet. Erste Hinweise auf den Inhalt gab er kürzlich. In einem Interview verkündete er, dass sein nächstes Buch mit Gefühlen zu tun haben werde.

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BILD: DPA

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