Solide Zahlen nach stürmischem Jahr
„Xavier“trifft auch „Öffentliche Oldenburg“schwer – Altersvorsorge mit neuen Produkten
Wachstum gab es bei Sachversicherungen. Weniger Beiträge erzielten 9ebensversicherungen.
OLDENBURG – Wenn Dr. Ulrich Knemeyer Höhepunkte des Geschäftsjahres 2017 erläutern will, zeigt er schon mal ein paar eindrucksvolle Fotos aus dem Oldenburger Land. Da sieht man ein Einfamilienhaus, das ein umgekippter Baum mit tiefem Einbruch ins Dach völlig zerstört hat. Oder gleich vier Autos, bilderbuchmäßig eingeparkt in einer Reihe, die ein Baum komplett platt macht. „Das war der Sturm Xavier“, erläutert der Vorstandsvorsitzende der Versicherungsgruppe „Öffentliche Oldenburg“. Darunter habe man „extrem gelitten“(siehe Info-Box).
Glück für den Versicherer: Eine andere wichtige Schadensrubrik – Feuer – war nach spektakulären Fällen im Vorjahr nun viel unauffälliger.
Dieser Ausgleich trug dazu bei, dass 2017 zwar „ein stürmisches Jahr war von besonderen Herausforderungen geprägt“, wie Knemeyer am Mittwoch bei der Vorlage von Jahreszahlen erklärte; doch man habe diese Herausforderungen, zu denen er auch die niedrigen Zinsen zählte, „gut bewältigt“und sei „mit dem Geschäftsergebnis zufrieden“.
Die „Öffentliche Oldenburg“– bestehend aus Oldenburgische Landesbrandkasse und Öffentliche Lebensversicherungsanstalt Oldenburg – sei 2017 in einem schwierigen Versicherungsmarkt in ertragreichen Sparten gewachsen. Dies gelte vor allem für Sachversicherungen.
So seien etwa im Bereich der Wohngebäudeversicherung, in dem die Brandkasse im Oldenburger Land Marktführer ist, weitere Beitragszuwächse erzielt worden. Rückläufige Zahlen gab es bei der Lebensversicherungsanstalt.
Knemeyer sowie seine Kollegen Jürgen Müllender und Angelika Müller wiesen bei der Pressekonferenz erneut auf Lücken im Versicherungsschutz vieler Hauseigenümer hin. Dies gelte etwa für Wasserschäden – angesichts der immer häufiger auftretenden massiven Regenfälle.
Insgesamt sanken die addierten gebuchten Bruttobeiträge bei dem oldenburgischen Regionalversicherer 2017 auf 239,3 (Vorjahr: 251,3) Millionen Euro. Die Zahl der Versicherungs-Verträge ging wegen Strukturveränderungen in der Autoversicherung
leicht auf 992337 (1001361) zurück. Imposant: Die Kapitalanlagen summieren sich mittlerweile auf 1,47 (1,44) Milliarden Euro.
Die beiden Sparten der „Öffentlichen“im Einzelnen:
wuchsen die gebuchten Bruttobeiträge auf 161,81 (160,98) Millionen Euro. Zugleich ging der Bestand an Versicherungen auf 880 743 (889 565) zurück. Knemeyer machte deutlich, dass manche „Flottenversicherungen“(z.B. für Firmen) keine Freude bereiten – sondern verlustträchtig sind. Von einigen habe man sich getrennt. Zugleich sei man im üblichen deutschen Wechselgeschäft in der Kfz-Versicherung vorm Jahreswechsel erfolgreich gewesen. Ansehnliches Beitragswachstum gab es in der Wohngebäudeversicherung (4,8 Prozent), der Allgemeinen
Unfallversicherung (3,8 Prozent) und beim Hausrat (2,9).
hielt ihren Versicherungsbestand stabil – mit 111594 (111 796) Verträgen. Doch die gebuchten Bruttobeiträge sackten um gut 14 Prozent auf 77,5 Millionen Euro durch. Solche Schwankungen gab es schon früher. Hintergrund diesmal sei die Absenkung des Garantiezinses für neue Policen Anfang 2017. Dies brachte 2016 ein starkes Geschäft mit Einmalbeiträgen – und 2017 ein deutlich rückläufiges.
Bei den Lebens-Neuverträgen haben sich in den vergangenen Jahren große Verschiebungen ergeben: Immer mehr Kunden setzen auf kapitalmarktnahe Policen der „Öffentlichen“– mit größeren Rendite-Chancen. Altersvorsorgefonds in Kooperation mit dem Verbundpartner
VGH (Hannover) ermöglichten günstige Kosten. Neben „biometrischen Versicherungen“(wie gegen Berufsunfähigkeit) wuchs auch die starke Säule „betriebliche Altersvorsorge“weiter. Hier eröffnen neue gesetzliche Regelungen 2018 zusätzliche Möglichkeiten für Firmen und ihre Mitarbeiter, erläuterte Vorstand Jürgen Müllender.
Lebensversicherungen bringen regelmäßig Schub für die regionale Kaufkraft: 2017 wurden für Versicherungsfälle, Ablauf und Rückkäufe allein von der „Öffentlichen“67,2 Millionen Euro an Kunden im Oldenburger Land ausgezahlt. Was sie damit machen, ist aber nicht bekannt.
Wichtige Basis der „Öffentlichen“für Kundenkontakte und schnelle Schadenregulierung bleiben die gut 80 Filialen in der Region. Zugleich läuft eine Digitaloffensive.