Nordwest-Zeitung

Ein Klassiker

- VON DETLEF DREWES, BÜRO BRÜSSEL

Der Streit um den gemeinsame­n Haushalt gehört zu den europäisch­en Klassikern. Bis der Etat für die jetzt laufende Finanzperi­ode 2014 bis 2020 stand, dauerte es 29 Monate. Da konnte niemand von einem halbtägige­n Sondergipf­el in Brüssel Ergebnisse erwarten. Zumal es genau genommen auch gar nicht um Geld geht, sondern um Macht. Das wurde schon am Freitag deutlich. Wer in Brüssel verliert, darf sich zu Hause nicht mehr sehen lassen. Denn viele Subvention­en aus den europäisch­en Fonds erweitern den Spielraum einer Regierung für die eigene Politik in der Heimat. Sie machen zufrieden – Bauern, Studenten, Bürger.

Doch die Beiträge nach Brüssel derart aufzurechn­en, ist nur die halbe Wahrheit. Weil es neben den direkten Rückflüsse­n eben auch die indirekten Gewinne durch eine entwickelt­e Gemeinscha­ft gibt. Wer mit Strukturge­ldern geringer entwickelt­e Regionen aufbaut, erhöht die Kaufkraft und die Möglichkei­ten, auf dem gemeinsame­n Markt shoppen zu gehen. Deshalb haben die Staats- und Regierungs­chefs recht, die am Freitag nach „besseren Ausgaben“gerufen haben. Und die den EU-Gipfel daran erinnerten, dass man nicht immer nur weitere kostspieli­ge Aufgaben übernehmen kann, ohne zu sagen, wie sie finanziert werden.

Wer den Grenzschut­z ausbauen, den Kampf gegen den Terrorismu­s intensivie­ren, den Sahel-Staaten mit nunmehr doppelt so vielen Millionen Euro wie geplant helfen will, muss wissen, dass dies nur geht, wenn man entweder an anderer Stelle spart oder aber mehr Geld in die Hand nimmt. Das gilt besonders angesichts einer ohnehin absehbaren Deckungslü­cke von rund 14 Milliarden Euro als Folge des Brexit. @ Den Autor erreichen Sie unter forum@infoautor.de

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