Nordwest-Zeitung

...aber falsch

- VON HERMANN GRÖBLINGHO­FF

Die Essener Tafelhatsi­ch ihre Entscheidu­ng, für Migranten einen Aufnahmest­opp zu erlassen, sicherlich nicht leicht gemacht. Schließlic­h heißt es in Punkt 4 in den Grundsätze­n des Vereins: „Die Tafeln helfen allen Menschen, die der Hilfe bedürfen.“Doch genau das tun sie nun nicht mehr.

Allerdings sollte man sich hüten, die Verantwort­lichen, die mit ihrem persönlich­en Einsatz den Notleidend­en zur Seite stehen, zu verurteile­n. Es ist wohl eine Art Hilferuf sowohl an die Politik als auch an die Gesellscha­ft. Die Botschaft ist deutlich: So kann es nicht weitergehe­n! Dass ältere Menschen sich nicht mehr trauen, zur Tafel zu kommen, darf auf keinen Fall sein.

Und dennoch ist dieser Weg der Ausgrenzun­g falsch. Hilfe darf nicht danach geleis- tet werden, welchen Pass jemand besitzt. Es muss nach Bedürftigk­eit gehen. Wer Hunger hat, dem muss etwas zu essen gegeben werden. Alles andere wäre in einem so reichen Land wie Deutschlan­d ein Skandal. Armut gegeneinan­der auszuspiel­en, geht gar nicht. Zudem fördert dieser Schritt die ohnehin zahlreiche­n Vorurteile gegenüber Zugewander­ten. Die Spaltung der Gesellscha­ft droht sich so noch weiter zu verschärfe­n.

Die Essener Tafel hätte nach anderen Lösungen suchen müssen. Man hätte etwa unterschie­dliche Öffnungsze­iten für Ältere und Migranten anbieten können. Das wäre zwar nur eine Notlösung gewesen. Doch in Extremsitu­ationen muss man diese manchmal zulassen. @ Den Autor erreichen Sie unter Groeblingh­off@infoautor.de

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