Paare lassen sich öfter beraten
Aufregerthemen Geld, Religion und Sexualität
HANNOVER – Der Bedarf an Ehe- und Paarberatung steigt nach den Erfahrungen von Lebensberatern an. Von rund 11 000 Beratungsfällen in den 31 psychologischen Beratungsstellen der Evangelischlutherischen Landeskirche Hannovers im Jahr 2016 seien etwa 60 Prozent auf Probleme in der Partnerschaft entfallen, sagte der Leiter der Hauptstelle für Lebensberatung, Pastor Rainer Bugdahn. Die drei größten „Aufregerthemen“in der Paarberatung seien Geld, Religion und Sexualität.
Viele Paare gingen zu Beginn einer Beziehung zu sorglos mit dem Thema Finanzen um, warnte Karin Jakubowski, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Lebensberatung. Später könne es zu Konflikten kommen, wenn etwa einer der Partner seinen Job für die Kinder aufgegeben habe oder nur einer der beiden für das Haus im Grundbuch eingetragen sei. Sie riet dazu, von Anfang an über Geld zu sprechen und Verträge abzuschließen. Die meisten Paare kämen zu bestimmten Schnittstellen des Lebens, sagte Jakubowski. Dazu zähle etwa, wenn ein Paar ein Kind bekomme und sich der Lebensalltag verändere. Ein anderer Lebensabschnitt sei die Zeit, wenn die Kinder aus dem Haus gingen.
Das Thema Religion spiele für die meisten Menschen nach wie vor eine Rolle, betonte Bugdahn. Religion wer- de in einer Partnerschaft insbesondere dann zum Konflikt, wenn es um Themen wie Heirat, Taufe oder Konfirmation gehe. Die zunehmende Nachfrage nach Paarberatung hänge damit zusammen, dass sich vor allem Männer zunehmend gegenüber psychologischen Beratungen öffneten, erläuterte Axel Gerland, Abteilungsleiter im Evangelischen Beratungszentrum. Hinzu komme, dass innerhalb von Beziehungen mehr über neue Beziehungsmodelle und Rollenbilder diskutiert werde.
Gerland formulierte drei „goldene Regeln“für Paarbeziehungen: Reden, sich vertrauen und am Leben des anderen teilnehmen. In den Beratungsstellen der Landeskirche Hannovers arbeiten rund 160 Psychologen, Theologen und Sozialpädagogen, die alle eine Ausbildung als Berater gemacht haben.