Nordwest-Zeitung

Die Suche nach Spitzenkan­didaten für Spitzenämt­er

Ab 2019 wird ein neuer EU-Kommission­spräsident und ein neuer EU-Kommissar gebracht

- VON THOMAS LANIG UND ALKIMOS SARTOROS

BRÜSSEL – Das deutsche Wort „Spitzenkan­didat“hat es in der Europäisch­en Union zur sprachüber­greifenden Berühmthei­t gebracht, fast so bekannt wie „Kindergart­en“oder „Zeitgeist“. Allerdings verbinden sich mit dem Begriff heftige Kontrovers­en, die auf dem EU-Sondergipf­el am Freitag in Brüssel nicht ausgeräumt wurden.

Gesucht wird ein Nachfolger von Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker, der 2019 aufhören wird. Derzeit kursieren in Brüssel vor allem drei Namen: c MICHEL BARNIER

Der frühere EU-Binnen-

Iirktkommi­ssar und französisc­he Außenminis­ter profiliert sich derzeit als im Ton verbindlic­her, in der Sache jedoch harter EU-Chefunterh­ändler in den Brexit-Gesprächen. Das Timing könnte passen: Großbritan­nien wird die EU voraussich­tlich im März 2019 verlassen, bis dahin sollen die Verhandlun­gen abgewickel­t sein. Ein erfolgreic­her Abschluss wäre für den 67Jährigen aber wohl Voraussetz­ung für höhere Aufgaben. c MARGRETHE VESTAGER

Die liberale Dänin und aktuelle EU-Wettbewerb­skommissar­in könnte dann Chancen für die Juncker-Nachfolge haben, wenn Barnier oder sonstwer als EVP-Spitzenkan­didat keine Mehrheit bekommt. In der aktuellen EU-Kommis-

sion zählt die 49-Jährige zu den populärste­n Figuren. In ihren Auseinande­rsetzungen mit Großkonzer­nen wie Apple und Google hat sie sich breite Anerkennun­g und den Ruf als furchtlose Kämpferin erarbeitet. c FEDERICA MOGHERINI

Auch der Name der derzeitige­n EU-Außenbeauf­tragten fällt immer wieder. Die frühere italienisc­he Außenminis­terin hat den Ruf, die Dinge oft positiver zu sehen, als sie vielleicht teilweise sind. Kritiker werfen der 44-Jährigen daher Gutgläubig­keit vor. Hinzu kommt, dass ihre sozialdemo­kratische Partei PD derzeit daheim vor erhebliche­n Schwierigk­eiten steht. Das dürfte ihre Chancen auf den Posten etwas schmälern.

Aber damit nicht genug: Für die neue Kommission muss auch ein deutscher Vertreter und Nachfolger für Haushaltsk­ommissar Günther Oettinger gefunden werden. Die Union dürfte, das hat sie in den Koalitions­verhandlun­gen klargemach­t, auf einen eigenen Kandidaten bestehen. Im Gespräch sind ausgerechn­et zwei Namen, die in einer neuen Regierung eine wichtige Rolle spielen: c PETER ALTMAIER

Der bisherige Kanzleramt­sminister, geschäftsf­ührende Finanzmini­ster und mögliche Wirtschaft­sminister einer neuen Groko, ist als EU-Beamter beurlaubt. Der 59-Jährige liebt Brüssel, hat dort gelebt, und könnte sich einen Wechsel gut vorstellen. Bei

seinen Auftritten bei der Eurogruppe und bei den EUFinanzmi­nistern brilliert er mit seiner Mehrsprach­igkeit. Das müsste einen Eintritt ins Kabinett Merkel nicht behindern, bis zur Neubesetzu­ng der Kommission wird es mindestens bis Ende des Jahres 2019 dauern. c URSULA VON DER LEYEN

Die bisherige Verteidigu­ngsministe­rin ist sogar in Brüssel geboren und dort sechs Jahre in die Schule gegangen. Über die Ambitionen der 59-Jährigen für die EU-Kommission gibt es verschiede­ne Einschätzu­ngen. Zuletzt wurde sie auch als Nachfolger­in von Nato-Generalsek­retär Jens Stoltenber­g genannt. Das wäre auch in Brüssel – und könnte ihr noch besser gefallen.

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Peter Altmaier (59)
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Michel Barnier (67)
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Federica Mogherini (44)
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Ursula von der Leyen (59)
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Margrethe Vestager (49)

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