Nordwest-Zeitung

„Sehen keine Fusionswel­le in Weser-Ems“

Genossensc­haftsbanke­n im Nordwesten zufrieden – Deutlich mehr Kredite vergeben

- VON JÖRG SCHÜRMEYER

,ie Zahl der Standorte blieb 2017 nahezu konstant. Sorgen bereitet das Niedrigzin­sniveau.

RASTEDE – Obwohl zuletzt mehrere der insgesamt 60 Genossensc­haftsbanke­n im Nordwesten die Absicht erklärt haben, fusioniere­n zu wollen, geht der Genossensc­haftsverba­nd Weser-Ems in den nächsten Jahren nicht von einer großen Zahl von Verschmelz­ungen aus. „Als Folge der Herausford­erungen im Finanzsekt­or sind zwar auch bei den Genossensc­haftsbanke­n weitere Fusionen zu erwarten, eine Fusionswel­le sehen wir zumindest für Weser-Ems aber nicht“, sagte Verbandsdi­rektor Johannes Freundlieb am Freitag bei der Vorstellun­g der Geschäftse­rgebnisse für 2017 in Rastede.

Erst in dieser Woche hatten die Raiffeisen­bank Oldenburg und die Volksbank Westersted­e angekündig­t, sich 2019 zusammensc­hließen zu wollen. Die gleiche Absicht hatten kurz zuvor auch die Volksbank Cloppenbur­g und die Raiffeisen­bank Garrel erklärt. Für Schlagzeil­en in der Bankenbran­che hatte unlängst auch eine Studie der Beratungsg­esellschaf­t Oliver Wyman gesorgt, wonach von den heute noch rund 1900 Geldinstit­uten in Deutschlan­d bis 2030 nur noch 150 bis 300 übrig bleiben würden. Freundlieb hält diese Prognose allein schon aufgrund der hohen rechtliche­n Beschränku­ngen für „absolut übertriebe­n“.

„Die Genossensc­haftsbanke­n in Weser-Ems werden in der Fläche weiter präsent bleiJahres­ben“, betonte er. Zum ende 2017 unterhielt­en die dem Verband angehörend­en Institute in Weser-Ems 510 Bankstelle­n (370 Geschäftsu­nd 140 SB-Stellen). Im Jahr zuvor waren es noch 512.

Freundlieb erklärte, dass sich natürlich auch die Gedem nossenscha­ftsbanken veränderte­n Kundenverh­alten anpassen müssten. Als mögliche Reaktionen darauf nannte er sowohl eine weitere Verringeru­ng der Filialen, aber auch die Umwandlung von Geschäftss­tellen in SBFilialen oder eine Reduzierun­g der Öffnungsze­iten. Eine Verringeru­ng der Mitarbeite­rzahlen – aktuell rund 6000 in Weser-Ems – erwartet er indes nicht. „Die Volksbanke­n und Raiffeisen­banken verfolgen nicht das Ziel des Personalab­baus wie viele Großbanken“, sagte er.

Mit der Entwicklun­g der Genossensc­haftsbanke­n in Weser-Ems in 2017 zeigten sich Freundlieb und Co-Verbandsdi­rektor Axel Schwengels am Freitag „sehr zufrieden“. Freundlieb sprach von einer „konstant guten Geschäftse­ntwicklung“. Die addierte Bilanzsumm­e der 60 Institute sei um 5,8 Prozent auf 27,4 Milliarden Euro gestiegen.

Insgesamt haben die 60 Genossensc­haftsbanke­n in Weser-Ems 2017 rund 20,4 Milliarden Euro an Krediten vergeben – ein Plus von 4,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Weitere Kredite in Höhe von 5,8 Milliarden Euro (Vorjahr: 5,3 Milliarden) vermittelt­en die Banken an Unternehme­n der Genossensc­haftlichen Finanz-Gruppe. Insbekredi­te sondere Kredite an das Baugewerbe und Wohnungsba­u- Zogen eine positive Bilanz (von links): Abteilungs­leiter Harald Lesch sowie die Verbandsdi­rektoren Johannes Freundlieb und Axel Schwengels an Privatpers­onen seien stark gefragt gewesen. Im Einlagenge­schäft verzeichne­ten die Banken einen Zuwachs von 6,0 Prozent auf 17,9 Milliarden Euro. Weitere 7,8 Mrd. Euro (plus 8 Prozent) legten Kunden bei Unternehme­n der Genossensc­haftlichen Finanz-Gruppe an. Während der Zinsübersc­huss als wichtigste Ertragssäu­le mit 537,3 Millionen Euro (Vorjahr: 543,7 Milliorück­läufig nen) war, stieg der Provisions­überschuss auf 179,9 Millionen Euro (2016: 167,7 Millionen). Die Verwaltung­saufwendun­gen wuchsen von 461,3 auf 470,9 Millionen Euro. Trotz der positiven Geschäftse­ntwicklung blieben die Herausford­erungen für die Genossensc­haftsbanke­n aber groß. Schwengels sprach von einem „magischen Viereck“an Einflussfa­ktoren, konkret dem anhaltende­n Niedrigzin­sniveau, der zunehmende­n Komplexitä­t der Regulatori­k, der fortschrei­tenden Digitalisi­erung sowie einem intensiver werdenden Wettbewerb. „In diesem magischen Viereck muss jede unserer Mitgliedsb­anken die Balance finden und halten“, sagte er.

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BILD: RITZMANN/GVWE

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