Dreihundertdreiunddreißig als einmalige Marke
Von Februar bis Dezember wird Johann Sebastian Bach in St. Lamberti gefeiert
OLDENBURG – Da führt doch Tobias Götting Kenner geschichtlicher Zahlen einfach so aufs Glatteis! „333“nennt der Kantor der Lambertikirche eine Konzertreihe, die von Februar bis zur Adventszeit reicht. Wer die Zahlenkombination als „Drei-Drei-Drei“liest und über den Eselsbrücken-Reim „Bei Issus große Keilerei“auf die Schlacht in Kleinasien schließt, liegt daneben. „Dreihundertdreiunddreißig“heißt es in diesem Falle. So viele Jahre gibt es Johann Sebastian Bach, 65 davon lebendig, weitere 268 legendär und imaginär.
Der Bach, der wegen der Weite und Tiefe seines musikalischen Werkes laut Beethovens Bonmot treffender „Meer“heißen sollte, wurde am 21. März 1685 in Eisenach geboren. Bei der Planung seines Jahresprogramms 2018 hat Götting kombiniert: „Wir müssen ja nicht immer Jubiläen und Gedenkfeiern traditionell zu den glatten Jahren ausrichten.“
Zur Jahrtausendwende gab es zum 250. Todestag ein Bach-Jahr. Aber weil Geburtstage meistens netter sind als Todestage, sagt Götting entwaffnend: „Dann feiern wir doch einfach seinen Geburtstag.“Mal so, eben den 333.
Konzerte bis Dezember
Von Orgelmusik bis zu groß besetzten Chor- und Orchesterwerken reicht die Reihe „333“in der Lambertikirche. Zum Auftakt erklingt an diesem Sonntag (10 Uhr) im Gottesdienst die Kantate 182, „Himmelskönig sei willkommen“. Übersicht:
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Nur mal so allerdings schütteln der Kantor, seine Kantorei, seine Instrumentalisten und viele namhafte Gäste zwölf Veranstaltungen unter dem erweiterten Oberbegriff „333 Jahre Freude“ nicht aus dem Ärmel. Die Liste verzeichnet Kantatenaufführungen in Gottesdiensten, Teile der h-Moll-Messe, Motetten, die beiden großen Violinkonzerte a-Moll und E-Dur sowie das Doppelkonzert dMoll. Am Ende stehen alle sechs Kantaten des Weihnachtsoratoriums.
Intensiv wird auch auf den historischen Hintergrund eingegangen. Götting selbst erläutert an der Orgel „Frühe Bäche“, „Rätselhafte Bäche“und „Späte Bäche“. An der Autorschaft einiger Werke bestehen Zweifel, sogar bei der zu einem von Bachs Markenzeichen gewordenen rauschenden Toccata und Fuge d-Moll BWV 565. Im Rahmen des „Stabat mater“von Pergolesi und Werken der Bach-Familie am 4. März liest der Publizist und Musikwissenschaftler Volker Hagedorn aus seinem Roman „Bachs Welt“.
Am 16. Dezember reiben sich möglicherweise vor allem junge Hörer die Augen. Da marschiert doch Bach selbst in die Lambertikirche ein, um ein verkürztes Weihnachtsoratorium für Kinder zu dirigieren. Wirklich? Von weitem deuten Perücke und weit schwingender bunter Herrenrock aus edlem Zwirn auf Johann Sebastian hin. Aber aus der Nähe? Wie 333 Jahre wird der nicht wirklich aussehen.