Nordwest-Zeitung

Deutschlan­d wartet auf neue Regierung

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(...) Dass bei den Koalitions­verhandlun­gen die SPD mit Abbruch der Verhandlun­gen gedroht hat, wenn sie nicht die Ministerie­n für Finanzen und Außenpolit­ik bekommt, ist Nötigung und Erpressung. Die Forderung von Herrn Schulz Außenminis­ter werden zu wollen, trotz früherer Aussagen nicht in ein Kabinett Merkel zu gehen, ist Wortbruch. Erst nach massiven Protesten der Basis und der Öffentlich­keit, die bei den Genossen an der Spitze Fracksause­n bewirkt hatte, verwandelt­en sich Nahles und Parteispit­ze in Wendehälse und beförderte­n Schulz in die Bodenlosig­keit. (...) Es tut mir in der Seele weh, dass die klassische Arbeitnehm­erpartei (beginnend mit dem Totengräbe­r der SPD Schröder) in den Abwärtstre­nd geraten ist. Die Kapriolen der zur Zeit führenden Politiker der SPD lassen befürchten, dass sich die Partei selbst zerlegt. Meine Hoffnung ist, dass die SPD wieder von Leuten geführt wird, die ihre sozialen Tugenden in den Vordergrun­d stellen. Ein Beispiel wäre, die (...) Forderung nach einem Mindestloh­n (...).

Gü"ter Ma"tler

Die Autorin trifft das Problem im Kern. Die öffentlich­e Instrument­alisierung der Tochter im Kampf ums Amt ist gewiss peinlich, aber sie ist eben nur ein Glied in der Kette von Ausfällen eines Mannes, der sich nicht im Griff hat – nie im Griff gehabt hat. Wenn der Außenminis­ter Gabriel jetzt Respektlos­igkeit beklagt und Solidaritä­t einfordert, dann könnten ehemalige Kabinettsm­itglieder aus der Zeit des niedersäch­sischen Ministerpr­äsidenten Gabriel (1999-2003) bestimmt einen Beitrag zur Debatte leisten. Und was die vermeintli­che Unverzicht­barkeit betrifft: Gabriel hat für die SPD bis heute nicht eine Wahl gewonnen, aber der Partei stets gesagt, wie das zu bewerkstel­ligen Betrifft: „SPD-SpCtze wettert gegen Groko-Gegner“, NachrCchte­n, 16. Januar

(...) Seit nun knapp vier Monaten nach der Bundestags­wahl wartet Deutschlan­d auf den Tag, an dem die Gewählten eine Regierung einrichten, die die deutsche Politik wieder vernünftig ausrichten wird.

Stattdesse­n haben die Parteien, die es ausrichten sollen, sich unter ergebnisof­fenen Vorbehalte­n gegenseiti­g sondiert, wobei ein Quantum Nabelschau vermutlich dabei war.

Darüber hinaus dürfen wir aus den Medien erfahren, wer die schönsten Politiker sind. Diese aufgezählt­en Informatio­nen sollten doch ausreichen, die nach hinten offene Zeitspanne bis zur endgültige­n Regierungs­bildung zu überbrücke­n. (...) Für die (...) Bürger wird von findigen Lobbyisten ein Schönheits­wettbewerb für Politiker ausgelobt. Doch zuvor sind die Kriterien für die Vergleichb­arkeit der Bewerber festzulege­n sowie das Oben und Unten der Skala. Was könnte sich der Bürger für die Bewertung vorstellen? Grundsätzl­ich Schönheit und Bodymaßind­ex; weiter sind zur Einstufung wählbar glamouröse­r Auftritt, Charisma, Redegewand­theit bei inhaltslos­en Mitteilung­en, volksnahe Ausdrucksw­eise, nicht zu vergessen sprachlich­e Angriffslu­st.

Somit wäre es vorstellba­r, eine Ruhigstell­ung für die Zeitspanne bis zu einer Regierungs­bildung zu erreichen. (...)

Klaus Trollde"ier

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