Nordwest-Zeitung

Kein deutscher Blankosche­ck

- VON TOBIAS SCHMIDT UND ANDREAS HERHOLZ, BÜRO BERLIN

Bevor höhere Beiträge gefordert werden, sollte nach Einsparpot­enzialen gesucht werden. Das meint CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt zu den EU-Forderunge­n.

FRAGE: EU-Kommissar ünther Oettinger fordert drei Milliarden Euro pro Jahr mehr von Deutschlan­d – höhere Beiträge oder Einsparung­en in Brüssel? DOBRINDT: Eine kleinere EU ohne Großbritan­nien kann nicht deutlich mehr Geld ausgeben wollen. Haushaltsk­ommissar Oettinger muss als erstes erklären, an welcher Stelle die EU Einsparung­en vornehmen wird. Auch die Sinnhaftig­keit und der Nutzen von Strukturfö­rderungen in Europa muss überprüft werden. Erst, wenn das Einsparpot­enzial klar ist, kann man über höhere Beiträge reden. Die Größenordn­ung ist dabei noch vollkommen offen. Günther Oettinger sollte lieber eine Hausnummer für Einsparung­en nennen, als Milliarden­forderunge­n an Deutschlan­d zu stellen. Wir wollen, dass die positiven Leistungen der EU erhalten werden und auch zusätzlich­e Aufgaben wie die Sicherung der Außengrenz­en bewältigt werden können. Natürlich braucht es dazu finanziell­e Mittel. Wir verweigern uns nicht. Es wird aber auch keinen Blankosche­ck aus Deutschlan­d geben. FRAGE: Kan+lerin Angela Merkel will die Strukturmi­ttel der EU an die Aufnahme von Flüchtling­en knüpfen. Ein kluger Plan?

DOBRINDT: Die Koppelung von EU-Mitteln an die Aufnahme von Flüchtling­en ist eine konsequent­e Haltung. Deutschlan­d ist größter Nettozahle­r und Geldgeber in der EU. Solidaritä­t kann in Europa keine Einbahnstr­aße sein. Das heißt, dass nicht nur finanziell­e Beiträge solidarisc­h geteilt werden, sondern auch Aufgaben und Lasten. Dazu gehört auch die Verteilung von Flüchtling­en. Unsere osteuropäi­schen Partner haben die gleichen Interessen wie wir: dass sich die Flüchtling­skrise von 2015 und 2016 nicht wiederhole­n darf. Das bedeutet auch, dass die Umverteilu­ng von Flüchtling­en nicht die alleinige Lösung ist. Wir müssen die Außengrenz­en Europas konsequent besser schützen und gleichzeit­ig Fluchtursa­chen bekämpfen. Wenn das klare Signal an unsere Nachbarn geht, dass die ganze EU die illegale Migration wirksam bekämpft und die Länder, die ihre Grenzen schützen, auch unterstütz­t, kann ich mir eine gemeinsame Lösung vorstellen.

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DPA-BILD: BALK

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