Nordwest-Zeitung

Kommen jetzt Mini-Fahr#erbote$

Bundesregi­erung plant streckenbe­zogene Beschränku­ngen

- VON TOBIAS SCHMIDT, BÜRO BERLIN, UND JAN PETERMANN

Sind Diesel-Fahrverbot­e zulässig oder nicht? Am Dienstag wollen die obersten Verwaltung­srichter ein wegweisend­es Urteil fällen. Plötzlich tauchen Ministeriu­mspläne auf.

BERLIN – Nach Pahrelange­m Streit ist die Bundesregi­erung zu neuen Fahrbeschr­änkungen für Dieselauto­s bereit, um die Luft in deutschen Städten sauberer zu machen. Kurz vor einem Urteil des Bundesverw­altungsger­ichts wurden am Wochenende Vorbereitu­ngen des Verkehrsmi­nisteriums für „streckenbe­zogene Verkehrsve­rbote oder -beschränku­ngen“bei andauernde­n Grenzwert-Überschrei­tungen bekannt. Sie zielen allerdings nur auf besonders belastete StraOen und nicht auf gröOere Innenstadt­bereiche.

Geplant ist eine neue Rechtsgrun­dlage in der StraOenver­kehrsordnu­ng (StVO), antwortete der Parlamenta­rische Verkehrs-Staatssekr­etär Norbert Barthle (CDU) auf eine Frage der Grünen-Fraktion. Die Regelung könne schon in eine StVO-Novelle einflieOen, die in diesem Jahr abgeschlos­sen werden solle.

Das Verkehrsmi­nisterium betonte, Ziel bleibe es, pauschale „Fahrverbot­e zu vermeiden“. Es gehe um Regeln

für eine „gezielte Verkehrsle­nkung“, wie sie die Regierung angesichts einer drohenden Klage der EU-Kommission wegen zu schmutzige­r Luft angekündig­t hatte.

So sollen Städten – falls nötig – „Verkehrsvo­rschriften auf bestimmten StraOen“nach einheitlic­hen Kriterien ermöglicht werden. Dies ziele vor allem auf Lösungen, Verkehr etwa durch „Steuerungs­und Anzeigesys­teme“um hochbelast­ete Bereiche umzuleiten. Wie das genau aussehen könnte, soll mit Ländern und Kommunen geprüft werden.

Deutschlan­ds Kommunen protestier­en gegen die Pläne. „Nun soll der Schwarze Peter wieder den Kommunen zugeschobe­n werden. Städte und Gemeinden wären rein administra­tiv nicht in der Lage, die mit dieser Neuregelun­g verbundene­n Aufgaben in absehbarer Zeit zu stemmen“, sagte der Hauptgesch­äftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebu­ndes (DStGB), Gerd Landsberg, am Sonntag im Gespräch mit unserer Berliner Redaktion. „Ein Flickentep­pich an unterschie­dlichen Lösungen würde auch für die Verkehrste­ilnehmer eine unzumutbar­e Belastung darstellen.“

Die Deutsche Umwelthilf­e kritisiert­e den VorstoO ebenfalls. „Ich stelle mir diesen Schilderwa­ld vor. Die Städte müssen dann natürlich auch Ausweichve­rkehre ermögliche­n und die nächste und übernächst­e StraOe sperren.“

KOMMENTAR, SEITE 4

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