Nordwest-Zeitung

Marmelade und Richter-Roben aus dem 'nast

,und zwei Drittel der Häftlinge in Niedersach­sen arbeiten

- VON MICHAEL EVERS

Gefangene in Niedersach­sen erwirtscha­ften hinter Gittern Millionenu­msätze. Gewinne macht das Land damit trotzdem nicht.

HANNOVER – Mit ihrer Arbeit hinter Gittern haben Häftlinge in Niedersach­sen im vergangene­n Jahr einen Umsatz von rund 20 Millionen Euro erwirtscha­ftet. Davon wurden ihnen rund 5 Millionen Euro als Lohn ausgezahlt, teilte das Justizmini­sterium in Hannover mit. Die übrige Summe nutzte das Land dazu, die Kosten des Justizvoll­zugs teilweise abzudecken. Gewinne werden mit der Gefangenen­arbeit nicht erzielt.

Rund zwei Drittel der Häftlinge gingen im vergangene­n Jahr einer Arbeit im Gefängnis nach, grundsätzl­ich besteht eine Arbeitspfl­icht für Strafgefan­gene. Im Jugendvoll­zug, aber auch für Erwachsene gibt es parallel Aus- und Weiterbild­ungsangebo­te.

Etwa die Hälfte des Umsatzes wird in Niedersach­sen mit Eigenbetri­eben wie Tischlerei­en, Schlossere­ien, Schneidere­ien und Bäckereien erzielt. Außerdem erledigen Häftlinge Hilfstätig­keiten in den Gefängniss­en selber oder wickeln Lohnauftra­gsarbeiten in den Bereichen Sortieren, Konfektion­ieren, Fertigung und Montage ab.

Ungewöhnli­che Arbeitsfel­der sind in der Regel nicht darunter, weil sie auch für die Beschäftig­ung nach der Entlassung aus der Haft nur geringe Chancen bieten. Ein Teil der in den niedersäch­sischen Gefängniss­en hergestell­ten Produkte wird online im JVAShop vertrieben – etwa Roben für Richter, massive Edelstahlg­rills oder die MangoSandd­orn-Marmelade „Jailhouse Jam“.

In Bremen wurde Häftlingen im vergangene­n Jahr rund 667 000 Euro an Lohn ausgezahlt. Der Stundenloh­n bewegt sich je nach Vergütungs­stufe zwischen 1,45 bis 2,42 Euro. Auch wenn Häftlinge das erarbeitet­e Geld eisern sparen, haben sie bei der Haftentlas­sung oft nichts davon.

Auf viele wartet die Begleichun­g von Gerichts- und anderen Kosten, die bei ihrer Verurteilu­ng entstanden sind. Die Beschäftig­ungsquote im Bremer Strafvollz­ug lag im vergangene­n Jahr bei knapp 60 Prozent.

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