Nordwest-Zeitung

Mehr Islamisten und IS-Rückkehrer

Behörden setzen auf Prävention – Weniger islamistis­che Straftaten

- VON MICHAEL EVERS

HANNOVER – Die Gefahr radikaler Islamisten ist in Niedersach­sen noch lange nicht gebannt, auch wenn die Terrormili­z Islamische­r Staat (IS) in Syrien und im Irak militärisc­h nahezu besiegt ist. Die Zahl der Islamisten hierzuland­e steigt weiter an, während das Land sich auf eine zunehmende Rückkehr von Kämpfern aus dem schrumpfen­den ISGebiet rüstet, wie der Verfassung­sschutz in Hannover mitteilte. Angesichts der Entwicklun­g soll die Prävention weiter verstärkt werden, kündete die Behörde an.

Derzeit gibt es etwa 850 Salafisten in Niedersach­sen, teilte der Verfassung­sschutz mit. Vor gut einem Jahr hatte die Zahl noch bei 680 gelegen. Seit längerem unveränder­t ist indes die Zahl der islamistis­chen Gefährder, die bei nahezu 70 stagniert. Dabei handelt es sich um Extremiste­n, Keine Seltenheit: Ein Islamist verteilt in Hannover kostenlose Koran-Exemplare an Passanten.

denen die Sicherheit­sbehörden jederzeit einen Terroransc­hlag zutrauen. Die salafistis­che Szene erhalte immer mehr Zulauf und habe eine hohe Anziehungs­kraft auf junge Menschen, sagte der Präsident des Landeskrim­inalamtes (LKA), Uwe Kolmey.

Praktisch zum Erliegen gekommen ist die Ausreise radikalisi­erter Islamisten von Niedersach­sen

Richtung Syrien und Irak, wo der IS mit massiven Gebietsver­lusten zu kämpfen hat. Der Verfassung­sschutz geht derzeit von 83 Ausgereist­en aus. 34 der Ausgereist­en sind inzwischen zurückgeke­hrt, ebenso wie 9 Kinder. Die Zahl hiesiger Extremiste­n, die mutmaßlich bei Kämpfen getötet wurde, liegt im niedrigen zweistelli­gen Be- reich. Um die oft kampferfah­renen IS-Rückkehrer kümmert sich unter Leitung des Verfassung­sschutzes die Kompetenzs­telle Islamismus­prävention Niedersach­sen. Hauptziel ist dabei, Rückkehrer für das Aussteiger­programm für Islamisten zu gewinnen.

Zu einer wachsenden, aber noch überschaub­aren Aufgabe werden Islamisten auch für den Strafvollz­ug. Aktuell sitzen drei wegen Mitgliedsc­haft oder Unterstütz­ung des IS Verurteilt­e in Niedersach­sen in Haft. Bei der Resozialis­ierung islamistis­cher Häftlinge hat ein vor knapp zwei Jahren vom Justizmini­sterium beauftragt­es Gewaltpräv­entionsnet­zwerk erste Erfolge erzielt.

Rückläufig ist auch die Anzahl der Straftaten mit islamistis­chem Hintergrun­d in Niedersach­sen: Gab es 2015 noch 102 solcher Straftaten, waren dies im Jahr darauf 88 und im vergangene­n Jahr 60.

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DPA-BILD: STRATENSCH­ULTE

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