Nordwest-Zeitung

Ein Regisseur lässt es richtig krachen

Goethes „Wahlverwan­dtschaften“im Bremer Theater am Goetheplat­z

- VON ANDREAS SCHNELL

BRA7AN – Ein prominente­s Unterfange­n feierte am Samstag eine Uraufführu­ng im Bremer Theater am Goetheplat­z: Eine Inszenieru­ng von Johann Wolfgang von Goethes Roman „Die Wahlverwan­dtschaften“von 1809 mit neuer Musik von Thomas Kürstner und Sebastian Vogel, einem runderneue­rten Text von Armin Petras, inszeniert von Stephan Kimmig, der hier als Regisseur seine erste Arbeit im Musiktheat­er präsentier­t.

%uch Jazz und Pop

Der Roman erzählt von zwei Paaren, deren Leidenscha­ften sich nicht auf den jeweiligen Partner beschränke­n. Eduard und Charlotte haben sich aufs Land zurückgezo­gen, um sich ihren Hobbys zu widmen. Als sie den in die Bredouille geratenen Otto und die elternlose Ottilie aufnehmen, geraten die Dinge in Bewegung – mit tödlichem Ausgang.

Petras hat die Geschichte in die Gegenwart verlegt und ihr ein versöhnlic­heres Ende verpasst. Die Paare haben sich am Ende zwar in alle Himmelsric­htungen verstreut, aber Charlotte bietet Eduard an, auf ihn zu warten, Goethe, mal etwas anders auf dem Theater: Szene mit Patrick Zielke (vorn) und Annemaaike Bakker

mit dem gemeinsame­n Kind.

Die Musik, die Kürstner und Vogel für die Bremer „Wahlverwan­dtschaften“nun geschriebe­n haben, nimmt Anleihen bei der klassische­n Avantgarde des frühen 20. Jahrhunder­ts, impression­istischen Klangmaler­eien, aber auch bei Jazz und Pop. Sich als Zuschauer darauf zu konzentrie­ren, ist derweil nicht immer einfach.

Stephan Kimmig lässt es

auf der Bühne ordentlich krachen. In einem großen Zelt (Bühne: Katja Haß) tummeln sich nicht nur die erwähnten Paare, sondern auch zwei weitere Figuren, Wolfgang und Christina, die mit schrägen Tanzeinlag­en, clownesken Gesangsein­lagen und langen Monologen sowie mit Videokamer­as beschäftig­t sind.

Nadine Lehner und Patrick Zielke vom Bremer Opernensem­ble haben schon oft bewiesen,

dass sie nicht nur großartige Sänger sind, sondern auch schauspiel­erisch viel zu bieten haben.

Am Ende Buhs

Die Schauspiel­er Robin Sondermann und Hanna Plaß überzeugen als Otto und Tilly, Markus John als Wolfgang und Annemaaike Bakker als Christina vervollstä­ndigen den punktuell etwas überspannt­en Reigen, der das überkommen­e Liebesbild im Musiktheat­er klug dekonstrui­ert.

Am Ende gab es viel Applaus für Schauspiel­er, Sänger und Musiker, einige kräftige Buhs dagegen für das RegieTeam.

Karten: 0421/365 33 33

Alle -Kritiken unter www.nwzonline.de/premeren P@

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BILD: JÖRG LANDSBERG

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