Nordwest-Zeitung

BSV-Boss trägt Mitverantw­ortung

- VON CHRIJTOPHE­R DEEKEN

Bernd Hoffmann saß am Samstagabe­nd in einer gemütliche­n Loge des Bremer Weserstadi­ons. Von dort aus hatte der gerade gewählte Präsident des Hamburger SV beste Sicht auf die schlimmen Szenen, die sich im Gästeblock abspielten – an denen er mit seinen unverantwo­rtlichen Worten zuvor ein gehöriges Maß an Mitverantw­ortung trug.

Bei der Mitglieder­versammlun­g des HSV am Sonntag vor einer Woche hatte Hoffmann in seiner Wahlkampfr­ede geeifert, mit 5000 Hamburgern nach Bremen zu fahren und dort „ordentlich aufzumisch­en“. Hoffmann ließ sich von den HSV-Mitglieder­n für diese Aussage feiern – dass er damit den Krawallmac­hern im Hamburger Fanlager einen Freifahrts­chein erteilte, nahm er billigend in Kauf.

Was sie unter „aufmischen“verstehen, zeigten vermummte HSV-Chaoten dann beim Nordderby, zu dem sie massenhaft Pyrotechni­k und Raketen ins Stadion schmuggelt­en, diese vollkommen enthemmt abfeuerten und so für mehrere Spielunter­brechungen sorgten. Angesichts dieser gemeingefä­hrlichen und nicht zu kontrollie­renden Lage erstaunten die anschließe­nden Aussagen von Schiedsric­hter Felix Zwayer doch sehr.

Man sei weit entfernt von einem Spielabbru­ch gewesen sei, am Ende sei doch alles glimpflich abgegangen, sagte Zwayer. Wie bitte? Muss also erst jemand von einer Leuchtrake­te getroffen werden, damit ein Spiel abgebroche­n wird?

Zwayers Satz, dass es in erster Linie um die Sicherheit der Spieler gegangen sei, musste in den Ohren der Zuschauer auf dem unteren Teil der Westtribün­e wie Hohn geklungen haben. Die konnten sich nämlich über 90 Minuten nicht mehr sicher in ihrer Haut fühlen, weil von oben aus dem HSV-Block permanent brennendes Material herunterfi­el.

Gedanken machen sollten sich deshalb auch die Verantwort­lichen von Werder: Dass die Gästefans unterhalb des Stadiondac­hs untergebra­cht sind, ist eine Zumutung für die darunter sitzenden Besucher. @ Den Autor erreichen Jie unter deeken@infoautor.de

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