Kohfeldts Wechsel entscheiden müdes Nordderby
Werder feiert spätes 1:0 gegen den Hamburger SV – Belfodil: „Sieg für die ganze Stadt“
BREMEN – Als sich alle schon mit dem leistungsgerechten 0:0 abgefunden hatten, geriet das Weserstadion doch noch in Ekstase. Der 1:0-Siegtreffer für Werder Bremen durch ein Eigentor des Hamburgers Rick van Drongelen löste kollektiven Freudentaumel und eine Bremer Spielertraube auf dem Fußballfeld aus. „Ein überragendes Gefühl“, sagte Max Kruse. „Da bin ich innerlich explodiert“, meinte Kapitän Zlatko Junuzovic.
86 Minuten lang hatten sich die beiden Erzrivalen in Fehlpässen, leichten technischen Fehlern und viel zu vielen Ungenauigkeiten überboten. Kampf und Krampf beherrschten das Nordderby, längere Passpassagen gab es eigentlich nicht. „Es war ein intensives Spiel mit vielen Zweikämpfen und vielen Aktionen, die nicht zu Ende gebracht wurden. Der HSV hat leidenschaftlich verteidigt“, analysierte Florian Kohfeldt.
Werders Trainer konnte entspannt darüber reden, dass sein Plan, in die Tiefe hinter die HSV-Ketten zu kommen, nicht aufgegangen war. Denn es gab diesen einen Moment, zu dem auch Kohfeldt maßgeblich beigetragen hatte. Aron Johannsson, erst zwei Minuten zuvor eingewechselt, schoss und Ishak Belfodil, in der 73. Minute von Kohfeldt auf den Platz gebracht, stocherte den Ball zu- sammen mit van Drongelen über die Linie. Mit seinen offensiven Wechseln hatte der Bremer Trainer signalisiert, dass er im Gegensatz zum HSV auf Sieg spielen wollte.
„Das ist etwas ganz Besonderes, ein Sieg für die ganze Stadt“, sagte Belfodil. Er habe das Tor gemeinsam mit seinem Gegenspieler erzielt und den Ball ebenfalls mit seinem Fuß berührt: „Aber es ist auch völlig egal. Diesen Sieg hat sich die ganze Mannschaft erarbeitet.“
Erarbeitet. Das passte. Denn spielerisch klappte so gut wie gar nichts. Max Kruse, der jetzt in 13 Ligaspielen gegen den HSV acht Siege und fünf Remis geholt hat, hing vorne völlig in der Luft. Klare Torchancen gab es nicht, dennoch war Werder in der zweiten Halbzeit eindeutig feldüberlegen. „Das Spiel war wie erwartet. Wir wussten, dass der HSV defensiv gut steht. Das war nicht unsere beste spielerische Leistung“, meinte Sportchef Frank Baumann. Mit nun 26 Punkten sprang Werder auf Rang 14. Neun Punkte beträgt der Vorsprung auf den HSV, allerdings nur zwei Zähler auf die auf dem Relegationsplatz stehenden Mainzer. An diesem Freitag (20.30) steht die schwierige Auswärtsaufgabe bei Borussia Mönchengladbach an. „Es war ein wichtiger Schritt von ganz vielen, aber die Punkteanzahl wird nicht reichen“, mahnte Baumann. Und Kohfeldt fügte hinzu: „Es gibt keinen Grund sich auszuruhen. Wir müssen weitermachen und konstant punkten.“