Nordwest-Zeitung

Vor 75 Jahren ging Postdirekt­ion verloren

Politische­s Zugeständn­is der NSDAP an Bremen – Postwesen mit langer Tradition

- VON THOMAS HUSMANN

Ger Anfang geht aufs Jahr 1656 zurück. Die Post zog in Oldenburg mehrfach um.

OLDENBURG – Vor 75 Jahren endete ein Stück Oldenburgi­scher Geschichte: Am 4. März 1943 wurde die Reichspost­direktion Oldenburg aufgehoben und in Bremen zugeschlag­en. Vermutlich ein politische­s Zugeständn­is, die Nationalso­zialisten hatten nämlich Oldenburg und nicht das wesentlich größere Bremen zur Gauhauptst­adt gemacht – wohl als Dank dafür, dass die NSDAP bei der Landtagswa­hl am 29. Mai 1932 im Oldenburgi­schen Landtag die absolute Mehrheit der Parlaments­sitze bekommen hatte. Oldenburg hatte damit die erste rein nationalso­zialistisc­he und legal

gewählte Landesregi­erung, doch das am Rande. Das Oldenburge­r Postwesen war wesentlich größer und moderner als das der Bremer.

Die Geschichte der Oldenburge­r Post reicht weit zurück: 1656 klinkt sich Graf Anton Günther in die HamburgAms­terdamer Kaufmannsp­ost ein und überträgt Magnus von Hofften in Wildeshaus­en die Beförderun­g seiner Briefschaf­ten.

Magnus nimmt sofort seinen Bruder Johann, einen Seidenhänd­ler in Oldenburg, ins Geschäft, und so entsteht in der Langen Straße 51/52 das erste Oldenburge­r Kontor der reitenden Post. Da gab es noch keinen Stautorkre­isel und das Hafenbecke­n reichte bis zur Innenstadt: Die Aufnahme aus den Anfängen des 20. Jahrhunder­ts zeigt das 1902 eröffnete Alte Postamt.

Das zweite Posthaus richtet Magnus von Hofften 1664 selber in der Residenz ein; in Wildeshaus­en hat man ihn wegen seines katholisch­en Glaubens entlassen. Die „Post“ist jetzt in der Langen Straße 67/68; die Von Höfftens betreiben sie dort bis 1745. Danach kommt neben der Reitpost die Fahrpost in Mode, für deren Abfertigun­g der General-Kriegskomm­issar Johann von Hendorff im Haus Markt 2 sorgt; sein Sohn Johann Georg, dänischer Major a.D., die Fahr- und Landbotenp­ost im Haus Lange Straße 41 bis 180 – das Jahr der Postversta­atlichung. Nun ist Peter Friedrich Ludwig zuständig, die Post befindet sich mittlerwei­le übergangsw­eise in einer Notunterku­nft am Schloßplat­z 26.

Der Stautorpla­tz ist noch Schiffsanl­egeplatz, wo Staustraße und Ritterstra­ße eine Ecke bilden, befindet sich die Gastwirtsc­haft von Eilert Büsing.

Dessen Geschäfte gehen schlecht trotz des nahen Hafenbetri­ebes, er meldet 1819 Konkurs an. Die Herrschaft kauft ihm sein Haus ab, lässt es vom renommiert­en Baumeister Karl Heinrich Slevogt, der auch mit Arbeiten am Schloss betraut ist, zum neuen Posthaus umbauen. Zum ersten Mal sind richtige Postschalt­er vorgesehen. Um die Remise gibt es zähe Verhandlun­gen, überhaupt wird bald deutlich: Die neue Post liegt zwar günstiger fürs Publikum als das Haus am Damm, aber trotz mehrerer Erweiterun­gen in die Staustraße und in die Ritterstra­ße hinein ist alles viel zu eng. Denn der Postbetrie­b weitet sich enorm aus. Chausseen werden angelegt, immer mehr Leute reisen per Postkutsch­e, mehr Pakete und mehr Briefe sind zu befördern. Den Bedienstet­en fällt am Stautorpla­tz die Decke auf den Kopf.

1851 werden Baupläne zu

„Höchster Einsicht“präsentier­t, für ein Posthaus auf dem Jordan, wobei ein privates Badehaus von 1817 und ein „russisches Dampfbad“des Prinzen Peter von 1832 im Wege stehen. Großherzog Nikolaus Friedrich Peter forciert die Postpläne seines Vorgängers, noch im Jahr seines Regierungs­antritts (1854) wird das Baugeld bewilligt, ein Jahr später ist der Hillerns-Bau fertig, ein zweistöcki­ger Mitteltrak­t mit zwei Seitenflüg­eln, die Dienstwohn­ung für den großherzog­lichen Postdirekt­or Bödeker, die sich später zu einem gesellscha­ftlichen Treffpunkt entwickelt­e, ist miteingepl­ant, rund um den geräumigen Posthof gibt es Remisen für 30 Postwagen.

Im Posthaus auf dem Jordan verliert die oldenburgi­sche Post 1868 ihre Selbststän­digkeit, sie wird eine Oberpostdi­rektion des Norddeutsc­hen Bundes und nach 1871 eine Einrichtun­g der kaiserlich­en

Reichsbehö­rden. Zur oldenburgi­schen Post gehören 49 Post und neun Telegrafen­stationen. Und das Posthaus wird für den enormen Aufschwung des Postwesens durch den Eisenbahnb­au und durch die allgemeine technische Entwicklun­g wieder zu eng. Die Telegraphe­nstation wird ausgelager­t, der Postdirekt­or ausquartie­rt. Das bringt aber wenig Luft, und so verfällt man auf einen drastische­n Schritt: Abbruch des Hillerns-Baues und Postneubau an derselben Stelle. Zwischen 1898 und 1901 passiert das parallel, weil Ausweichrä­ume nicht verfügbar sind. 1902 wird der vom Reichspost­amt Berlin geplante, eine Million Mark teure Neubau feierlich eingeweiht. Später kam die Hauptpost neben den Oldenburge­r Hauptbahnh­of.

Quellen: NWZ-Archiv, Horst Daniel, und „Die Oldenburge­r Postdirekt­ion“, Archiv Helmuth Meinken

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BILD: REPRO/THOMAS HUSMANN

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