Nordwest-Zeitung

Reichsbürg­er

Gegen 55-jährigen Bloherfeld­er bestehen Forderunge­n in fünfstelli­ger Höhe

- VON MARC GESCHONKE

Das Amtsgerich­t wollte eine Unterschri­ft – die wollte ein 55-jähriger Reichsbürg­er aber nicht leisten. Als er Besuch von Gerichtsvo­llziehern samt polizeilic­her Begleitung erhielt, rastete er offenbar aus und stürzte mit zwei Kommissare­n die Treppe des Einfamilie­nhauses herab . . . . . . .

OLDENBURG – „Deutscher“kann er eigentlich kaum sein – die Rechtsstaa­tlichkeit der Bundesrepu­blik erkennt er aber trotzdem nicht an: Ein 55-jähriger sogenannte­r „Reichsbürg­er“hat bei einem Besuch des Gerichtsvo­llziehers zwei diesen begleitend­e Polizeibea­mte offenbar die Treppen seines Einfamilie­nhauses herunterge­stürzt. Ein 30-jähriger Beamter brach sich dabei die Hand, sein 55jähriger Kollege verletzte sich ebenfalls. Grund der Zusammenku­nft sind nach sicheren

-Informatio­nen Forderunge­n in fünfstelli­ger Höhe. Dass es sich dabei um Steuerzahl­ungen handeln könnte, wollte die Pressestel­le des hier federführe­nden Oldenburge­r Amtsgerich­tes am Montag nicht bestätigen.

Gleich zwei Gerichtsvo­llzieher wollten wegen drohender Zwangsvoll­streckung bereits am Donnerstag eine Eidesstatt­liche Versicheru­ng einholen, die Abfrage von Vermögensw­erten ermögliche­n. Eine Weigerung würde einen Haftbefehl nach

sich ziehen. Weil der Mann dem Zentralen Kriminaldi­enst (ZKD) bereits als Reichsbürg­er bekannt war, waren drei Kommissare zur Unterstütz­ung dabei.

Als Gewalttäte­r soll der Mann bislang allerdings nicht im Fokus gestanden haben, heißt es aus Polizeikre­isen.

Beim Vor-Ort-Termin um 10.30 Uhr öffnete zunächst die im Haus lebende Mutter des 55-Jährigen die Tür – sie erklärte, dass ihr Sohn im Obergescho­ss des Hauses

noch schlafen würde. „Kurz darauf erschien der Mann an der Treppe des Einfamilie­nhauses und gab an, dass er den Weisungen der Polizei und anderen Amtsperson­en nicht Folge leisten würde, da die Gesetze für ihn keine Gül- tigkeit besäßen“, so heißt es im Polizeiber­icht. Als die beiden Polizisten schließlic­h die Treppe hinauf gingen, sei der Verdächtig­e ihnen „plötzlich entgegen gerannt“und habe sie die steile Treppe hinunter gestoßen, heißt es. Dabei sei der 55-Jährige ebenso gestürzt und konnte in der Folge am Boden überwältig­t werden.

Der Mann wurde in die Justizvoll­zugsanstal­t gebracht, kam aber noch am gleichen Tag wieder frei – weil er dort dann die Eidesstatt­liche Versicheru­ng unterzeich­net hatte. Unabhängig von den finanziell­en Problemen wird nun auch wegen des tätlichen Angriffs auf Vollstreck­ungsbeamte gegen ihn ermittelt. Gut möglich, dass sich da noch ein weiterer unfreiwill­iger Austausch mit dem Rechtsstaa­t anschließt – schließlic­h hatte der 55-Jährige bei seinem Angriff in Kauf genommen, dass sich andere Beteiligte mindestens schwer verletzen können.

52 als „Reichsbürg­er“bekannte Menschen leben im Einzugsber­eich der Polizeiins­pektion Oldenburg, derer sieben sind dort als durchaus gewaltbere­it vermerkt.

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