Verzweifelter Dino sucht Rettungscamp
HSV plant Trainingslager vor Mainz-Spiel – Coach Hollerbach gibt sich kämpferisch
Im Heimspiel gegen Mainz ist für den HSV ein Sieg Pflicht. Die Suche nach einem geeigneten Ort für das KurzTrainingslager gestaltet sich schwierig.
HAMBURG – Letztes Zucken oder doch noch ein Aufbäumen? Der Bundesliga-Dino Hamburger SV setzt im Überlebenskampf wohl wieder auf eine Heilkur außerhalb der Hansestadt. Für die Mannschaft von Trainer Bernd Hollerbach ist der geplante Kurztrip vor dem Abstiegs-Showdown gegen Mainz 05 die letzte Hoffnung im verzweifelten Ringen um den Klassenerhalt.
„Es würde uns gut tun, mal etwas anderes zu sehen“, begründete Hollerbach die bevorstehende Stadtflucht, die „spätestens am Donnerstag“starten soll. An der Elbe gehört ein Kurz-Trainingslager nach jahrelangem Existenzkampf längst zum Standardprogramm. Malente, Rotenburg/Wümme, Barsinghausen: In den zurückliegenden Spielzeiten brachte solch ein Rettungscamp fernab des Trubels der Großstadt stets die Wende zum Guten.
So früh wie in dieser Saison zog der HSV seinen Joker aber noch nie. Mit Blick auf den bedenklichen Gesundheitszustand des Patienten macht die Sonderbehandlung aber absolut Sinn. In 55 Jahren Liga-Zugehörigkeit war die Ausgangslage für den Dino zehn Spieltage vor dem Saisonende nie schlechter. „Viele haben uns schon abgeschrieben, aber den Fehler würde ich nicht machen“, sagte Hollerbach: „Wir haben uns noch lange nicht aufgegeben.“
Der Optimismus des Franken ist löblich, doch die nackten
Zahlen geben kaum Anlass dazu. Sieben Punkte beträgt der Rückstand auf die Mainzer auf dem Relegationsplatz, selbst das vor Wochen noch abgeschlagene Schlusslicht Köln hat zu den Hamburgern aufgeschlossen – und die Sieglosserie des HSV hält inzwischen seit elf Spielen an.
Noch schlechter als die Zahlen des Clubs ist nur Hollerbachs persönliche Horrorbilanz. Inklusive der fünf Partien mit dem HSV (zwei Punkte) wartet der frühere Würzburg-Coach seit 22 Ligaspielen als Coach auf einen Dreier. Auf das erhoffte „Wunder von Bernd“deutet
in Hamburg zurzeit so wenig hin wie auf einen deutschen Meister, der nicht Bayern München heißt.
Einen erneuten Trainerwechsel wird es im Norden aber nicht geben. „Auf keinen Fall“, sagte HSV-Boss Heribert Bruchhagen am Montag nach dem 0:1 im Derby bei Werder Bremen und bezeichnete solch einen Gedanken als „absurd“. Hollerbach treffe keine Schuld an der momentanen Tabellensituation. „Er arbeitet hervorragend mit der Mannschaft“, so Bruchhagen.
Diese Arbeit muss schleunigst Früchte tragen, will der Dino nicht als Letzter seiner
Art aussterben. Nur ein Sieg im Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr) gegen Mainz hält die Hoffnung am Leben. „Wir wollen und müssen den direkten Konkurrenten um den Relegationsplatz schlagen“, sagte Bruchhagen. Und dann? „Wir hoffen, dass sich nach einem Dreier gegen Mainz eine Eigendynamik des Erfolges einstellt.“
Zurzeit wird im Volkspark aber erstmal fieberhaft nach einem Rückzugsort mit kurzer Anreise gefahndet. Problem dabei: Die frostigen Temperaturen. Geeignete Plätze mit Rasenheizung sind rar im Norden.