Nordwest-Zeitung

GESTÄNDNIS IN SCHÜTTEL-PROZESS

31-jähriger Angeklagte­r legt vor Osnabrücke­r Landgerich­t Geständnis ab

- VON ELMAR STEPHAN

Der kleine Junge sei unruhig und weinerlich gewesen. An die at selber will sich der Angeklagte aber nicht mehr erinnern können.

OSNABRÜCK – Ein Prozess um ein zu Tode geschüttel­tes Kleinkind hat am Montag vor dem Landgerich­t Osnabrück mit einem Geständnis des Angeklagte­n begonnen. „Das hätte nicht passieren dürfen, das ist ausschließ­lich meine Schuld“, sagte der 31-Jährige am Montag. An die Tat selber könne er sich aber nicht mehr erinnern. Er ist wegen Totschlag angeklagt.

Die Staatsanwa­ltschaft wirft dem polnischen Staatsbürg­er vor, im vergangene­n August den 13 Monate alten Sohn seiner Lebensgefä­hrtin so stark geschüttel­t zu haben, dass das Kleinkind an seinen inneren Verletzung­en starb. Der kleine Junge wurde von den Eltern in ein Krankenhau­s gebracht, als er im Koma lag.

Der Angeklagte, der als Paketfahre­r arbeitete, war zum Tatzeitpun­kt seit etwas über einem halben Jahr mit der Kindesmutt­er zusammen. Er habe sich an dem betreffend­en Abend darüber geärgert, dass seine Lebensgefä­hrtin den Abend bei Freundinne­n im Nachbarhau­s verbracht und Alkohol getrunken habe, sagte er in der Vernehmung durch den Richter.

Der kleine Junge sei unruhig und weinerlich gewesen und habe auch in der Nacht spielen wollen. Als das Kind ihn mitten in der Nacht aufgeweckt habe, sei es zu dem Schütteln gekommen. An Details könne er sich aber nicht erinnern, die habe er verdrängt.

„Es tut mir unendlich leid, was ich getan habe“, sagte er in einer von seinem Anwalt vorgetrage­nen Erklärung. Er habe die beiden Kinder seiner Partnerin wie seine eigenen Kinder geliebt. In dem Haushalt lebte noch ein dreijährig­er Sohn der Mutter.

Dem Jugendamt der Stadt Osnabrück war die Familie bekannt.

Nach Zahlen des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen (NZFH) werden schätzungs­weise zwischen 100 und 200 Säuglinge und Kleinkinde­r mit Schütteltr­auma jährlich in deutsche Kliniken gebracht. Zwischen 10 und 30 Prozent der geschüttel­ten Kinder sterben.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany