Nordwest-Zeitung

Zu viel Sex? – Streit um Berlinale-Gewinner

Kritiker verurteile­n Jury-Entscheidu­ng für rumänische­n Experiment­alfilm „ ouch Me Not“

- VON CAROLINE BOCK

BERLIN – Der Berlinale-Gewinner „Touch Me Not“hat bei den Kritikern auch Tage nach der Sieger-Verkündung ein geteiltes Echo ausgelöst. Die rumänische Regisseuri­n Adina Pintilie (38) erforscht in ihrem mit deutschen Mitteln geförderte­n Erstling die Spielarten und Grenzen menschlich­er Sexualität. Damit gewann sie am Samstag überrasche­nd den Goldenen Bären für den besten Film im Wettbewerb.

Die Entscheidu­ng der Jury um Präsident Tom Tykwer ist umstritten. Der britische „Guardian“urteilte, der „doofe“und „seichte“Gewinnerfi­lm sei für das Festival eine Katastroph­e. Die „Neue Zürcher Zeitung“fragte angesichts der rückhaltlo­s offenen Intimität des Films: „Müssen wir uns prüde schimpfen lassen, wenn uns eine solche Exponierun­g unangenehm ist?“

„Therapie zwecklos“, fand die „Frankfurte­r Allgemeine Zeitung“am Montag. Der falsche Film habe den Goldenen Bären gewonnen. „Touch Me Not“sei ein schlagende­s Beispiel, wie man dem Kino die Erotik austreibe.

Natürlich sei es ein starkes Statement inmitten der MeToo-Debatte, einen Film wie „Touch Me Not“auszuzeich­nen, meinte dagegen die Kritikerin der Deutschen Welle. Den Besuch dieses „kunstvolle­n Kinofilms“sollte sich jeder erwachsene Zuschauer zutrauen.

Der rumänische Experiment­alfilm soll noch in diesem Jahr ins Kino kommen. Die Verhandlun­gen stünden kurz vor dem Abschluss, heißt es.

Die 68. Berlinale zog am Montag eine positive Bilanz. Sie hat dieses Jahr rund 330 000 Karten verkauft.

Die nächste Ausgabe der Berlinale läuft vom 7. bis 17. Februar 2019. Für den Festivalle­iter Dieter Kosslick wird es die letzte Ausgabe sein. Sein Vertrag endet dann.

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BILD: DPA/BERLINALE Recht freizügig: Schauspiel­erin Laura Benson in einer Szene des Films

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