Nordwest-Zeitung

„ebensraum zwischen Grün und Bunker

Oldenburgi­scher Golfclub bringt 480 neue Nistkästen in Liethe an

- VON EILERT FREESE

Bingo-Stiftung und Wolfgang-Gewecke-Stiftung finanziere­n die Aktion. In Liethe ist der Golfplatz Naturoase.

RASTEDE/OLDENBURG – ie nlaubt, dass ein Golfplatz ausschließ­lich aus feinem englischen Rasen und ein paar Sandlöcher­n besteht, der wird eines Besseren belehrt, wenn er den Platz des Oldenburgi­schen Golfclubs in Liethe besucht. Der Geschäftsf­ührer des Nabu Oldenburge­r Land, Rüdiger Wohlers, sagt: „An den Rändern der Grünfläche­n haben wir einen reichen Besatz von vielen auch seltenen Vogelarten“. Deshalb haben er und der Golfclub am Freitag mit rund 20 Helfern Nistkästen für die Vogelwelt, aber auch für Hornissen und „anderes Getier“, aufgehängt.

Höhlenbrüt­er, die normalerwe­ise ihre Nester in bereits vorhandene Höhlungen, Mauerlöche­r oder Erdhöhlen bauen, können jetzt bequem ihre Nester in den Nistkästen aus Holzbeton fertigstel­len. Kleiber, Kohlmeise, Blaumeise, Star, Trauerschn­äpper und viele andere Vogelarten freuen sich auf ihr neues Zuhause.

„Wir hängen heute 480 verschiede­ne Nistkästen auf“, hat Dr. Gerd Pommer, der Präsident des Golfclubs, gezählt. Auch die Wasseramse­l, das Rotkehlche­n oder der Gartenrots­chwanz finden als Halbhöhlen­brüter jetzt einen Unterschlu­pf. Und auch Zaunkönigk­ugeln kann man in den Bäumen entdecken. Ein sehr großer Hornissenk­asten hängt in rund fünf Metern Höhe. Er dient der erfolgreic­hen Ansiedlung und Nestverset­zung von Hornissenv­ölkern. Aufgrund der zunehmende­n Verknappun­g an geeigneten natürliche­n Nisthöhlen in alten Bäumen suchen Hornissen gerne Rollladenk­ästen, alte Scheunen, Dachböden, Schuppen oder leerstehen­de Bienenstöc­ke für den Nestbau auf. Auf dem Golfplatz ist es allerdings viel schöner. „Der Golfplatz ist ein sehr naturnahes Gebiet mit einer schönen marmoriert­en Fläche“, weiß Wohlers. Er hat auch festgestel­lt, Einsatz für die Naturlatz in Liethe: Jan-Gerd Schote (2.v.l.) und Dr. Gerd Pommer (3.v.l.) vom Oldenburgi­schen Golfclub sowie Nabu-Geschäftsf­ührer Rüdiger Wohlers (4.v.l.) mit Helfern.

dass schon während der Anbringung der Nistkästen hier und da eine eventuelle neue Behausung „in Augenschei­n genommen“wurde. Peinlich wird darauf geachtet, dass die Ausrichtun­g auf die richtige Himmelsric­htung erfolgt. „Das Einschlupf­loch darf nicht in der Wetterseit­e oder Südseite mit starker Sonnenbest­rahlung stehen“, so Wohlers. Liegt das Loch im Westen oder Norden, ist es Wind und Wetter ausgesetzt und bekommt niemals einen Sonnenstra­hl. Befindet es sich in Südrichtun­g, können die Bewohner unter zu großer Hitze leiden. „Die optimale

Lage ist Richtung Südosten oder Osten“, empfiehlt er.

Wesentlich­e Elemente auf der 90 Hektar großen Fläche sind Abschläge, Fairways und Grüns (mit Loch), die jeweils mit einer Vegetation aus unterschie­dlichen Sportrasen­arten gedeckt sind. Hinzu kommen 30 Hektar Waldfläche. „Es ist schon ein außergewöh­nlicher Golfplatz, der sehr reich strukturie­rt ist“, weiß auch Jan-Gerd Schote vom Golfclub. „Viele Insekten haben dadurch einen ,feudalen’ Lebensraum und die Vögel reiche Nahrung“, ergänzt das Vorstandsm­itglied des Golfclubs. Allein einen Hektar messen die Blühwiesen, auf

denen alljährlic­h Samen bunter Sommerblum­en gesät werden, die in der Blütezeit die Bienen anlocken. „Vieles wird von uns noch in manueller Tätigkeit bearbeitet“, so Schote. „Das hat uns schon zweimal die Goldmedail­le ‚Golf und Natur‘ gebracht“, sagt der Präsident. Rund 11 000 Euro haben die Nistkästen und ihre Aufhängung­en gekostet. Bezahlt wird das gesamte Material von der Bingo-Stiftung und der Wolfgang-Gewecke-Stiftung. Die Anlegung eines Mischwalde­s und 3000 m² Streuobstw­iesen mit alten Apfelsorte­n, Kirschen und sonstigen Obstgehölz­en sind geplant.

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BILD: EILERT FREESE

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