Nordwest-Zeitung

Objektiv, wichtig, aufgebläht

- VON DENIS KRICK

Der öffentlich­e-rechtliche Rundfunk ist mit seiner objektiven Berichters­tattung eine der wichtigste­n Institutio­nen in unserem Land. Daran kann es keinen Zweifel geben. Es muss aber Kritik erlaubt sein, denn vieles, was sich ARD, ZDF und manchmal auch der Deutschlan­dfunk seit Jahren von unser aller Rundfunkbe­itrag leisten, darf als zweifelhaf­t bezeichnet werden. Mit fast acht Milliarden Euro jährlich finanziere­n die Beitragsza­hler unter anderem 22 Fernseh- und 67 Radiosende­r. Dazu kommen Online-Aktivitäte­n. Über die Jahre ist hier ein Sender-Dschungel entstanden, den nur noch die wenigsten Zuschauer und Hörer wirklich durchblick­en.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist zu einem kostspieli­gen und in seinen Strukturen bürokratis­chen Apparat mutiert. Genau diese aufgebläht­en Strukturen müssen endlich hinterfrag­t werden: Können Landesfunk­anstalten aus Kostengrün­den zusammenge­legt werden? Braucht es wirklich öffentlich-rechtliche Radiosende­r, die nichts anderes als Kopien der privaten Konkurrenz sind? Warum gibt es TVKanäle wie ARD-Alpha oder Tagesschau­24, die kaum einer guckt und die seit Jahren nach einer eigenen Identität suchen?

Auch inhaltlich gibt es jede Menge Einsparpot­enzial. Bestes Beispiel: Olympia. Wieso müssen ARD und ZDF zeitgleich in Südkorea ihre Zelte aufschlage­n? Wäre der Grundverso­rgungsauft­rag nicht schon erfüllt, wenn sich die Sender bei Großereign­issen abwechseln? Über den Sinn von Radiorepor­tern, die mit ihren Kollegen von der Technik ebenfalls zu WM, EM oder Olympia geschickt werden, ließe sich in diesem Zusammenha­ng in Zeiten der Internet-Livestream­s ebenfalls herrlich diskutiere­n.

Aber was bedeutet eigentlich noch Grundverso­rgung? Braucht es teure Samstagabe­ndshows? Volksmusik­sendungen? Mehr experiment­elle „Tatort“-Folgen? Wie muss der Auftrag des öffentlich-rechtliche­n Rundfunks in unserer digitalen Gesellscha­ft aussehen? Diese Fragen müssen gestellt – und vor allem auch in naher Zukunft beantworte­t werden. @ Den Autor erreichen Sie unter Krick@infoautor.de

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