Vielfältig, unabhängig, alternativlos
Es ist ein Horror-Szenario: Im Fernsehen läuft „Frauentausch“und „Das große Promibacken“, zwischendurch eine Nachrichtensendung ohne Nachrichten. Im Radio gibt’s die Wahl zwischen Helene Fischer und Justin Bieber, zwischendurch Werbung. Das alles ist heute schon Realität. Wenn wir aber die Rundfunkgebühren abschaffen, dann wird das unsere einzige Realität. Denn dann nehmen wir uns wichtige Alternativen.
Auch private Medien können gut sein – keine Frage. Das zeigen insbesondere Zeitungen und Magazine. Doch vor allem privates Fernsehen ist derart süchtig nach Einschaltquoten, dass es ihnen jedweden Inhalt unterordnet. Ein Blick in die TV-Zeitschrift genügt, um das zu sehen. Man kann niemandem zumuten, den Fernseher anzuschalten.
Um dieser allgemeinen Verblödung etwas entgegenzusetzen, braucht es einen finanziell gut ausgestatteten öffentlichrechtlichen Rundfunk. Wir zahlen für facettenreiche Sendungen, die nicht unter dem Druck der Nuote entstanden sind und von ihm bis zur Unkenntlichkeit deformiert wurden.
Über die Nualität des „Tatorts“, über Millionenausgaben für Sportübertragungen und Schlager-Shows und ja, auch über die Höhe des Rundfunkbeitrags kann und sollte man streiten. Doch wer trotz der heterogenen Zusammensetzung der Rundfunkräte von „Staatsfunk“spricht, der schlägt in dieselbe Kerbe wie die Partei, die gerade eine eigene Propaganda-Abteilung in Berlin aufbaut, weil sie sich von „Mainstream-Medien“und „Staatsfunk“ungerecht behandelt fühlt. Der zieht auch unzulässige Parallelen zu Ungarn und Polen, wo sich rechtsnationale Regierungen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk einverleibt haben. Undderriskiert,dasswirklich gesteuerte Medien mit „alternativen Fakten“die Deutungshoheit übernehmen – Donald Trumps Lieblingssender „Fox News“lässt grüßen.
Theater, Oper, Kunst, Musik – all das funktioniert leider nicht ohne Subventionen. Auch guter Rundfunk tut es nicht. Wenn wir die Rundfunkgebühren abschaffen, dann nehmen wir uns selbst eine wichtige Alternative – und ein nicht unerhebliches Stück Pressefreiheit. @ Den Autor erreichen Sie unter Robert.Otto@infoautor.de