Nordwest-Zeitung

Opposition strampelt sich vergeblich ab

Antr5ge prallen an Mehrheit ab 7 Scharfe 3ritik 4hne Wirkung

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

HANNOVER 7 Die Opposition kann sich noch so abstrampel­n mit Gegenanträ­gen oder namentlich­er Abstimmung zur höchst umstritten­en Abschaffun­g der Weideprämi­e – die erdrückend­e Mehrheit von SPD und CDU wankt keinen Millimeter. Die Debatte über 100 Tage Große Koalition und Nachtragsh­aushalt offenbart an diesem Dienstag im Landtag die politische Ohnmacht von Grünen, FDP und AfD. Keine Chance. Protest und Kritik der drei kleinen Parteien gegen den rotschwarz­en Block prallen ab.

Auch rhetorisch­e Spitzen zeigen keine Wirkung. Als Grünen-Fraktionsc­hefin Anja Piel den Ministerpr­äsidenten zum Regierungs­chef „der ruhigen Hand“macht – irgendwie drängt sich auch der Begriff Häuptling auf –, zuckt Stephan Weil nicht mal. Piel legt nach: „Dieser Ministerpr­äsident lässt die Minister machen, solange sie ihm nicht in die Quere kommen.“Da geht nicht mal eine Augenbraue bei Weil hoch.

Erst als die Grünen-Politikeri­n den Wortbruch des Wirtschaft­sministers kritisiert, der niemals in den VW-Aufsichtsr­at einziehen wollte und nun genau dort sitzt, gibt es Bewegung. VizeMinist­erpräsiden­t Bernd Althusmann rutscht etwas unruhig hin und her. Piel hat eine Schwachste­lle getroffen. Weil verfolgt’s amüsiert und lächelt sogar bei Piels Feststellu­ng: „Wenn die CDU unzufriede­n ist, dann bekommt sie ein paar Posten mehr.“

Auch die FDP klatscht bei dieser Kritik. Fraktionsc­hef Stefan Birkner setzt noch einen drauf: „Rot/Schwarz hat keine gemeinsame­n Visionen. Jede Partei tobt sich in ihren Ressorts aus. Und wenn’s nicht klappt, wird alles mit Geld zugeschütt­et.“Spitzenper­sonal in den Ministerie­n würde nur noch „nach dem Parteibuch besetzt“, klagt Birkner: „SPD und CDU machen sich den Staat zur Beute.“Die Hälfte der 100 neuen Stellen in den Ministerie­n seien schlicht überflüssi­g – und Finanzmini­ster Reinhold Hilbers (CDU) schaue „tatenlos zu“. „Dass wäre ihren Vorgängern PeterJürge­n Schneider und Hartmut Möllring nicht passiert“, schreibt Birkner Hilbers ins Stammbuch. Hilbers schaut unglücklic­h.

Klaus Wichmann von der AfD wirft der Weil-Mannschaft vor, eine Regierung der Ankündigun­gen zu sein. Ob mehr Rechte für die Opposition, Masterplan zur Digitalisi­erung, neues Europa-Ministeriu­m oder Inklusion – „nirgendwo ein Konzept“, kritisiert Wichmann und schenkt der Regierung fünf Minuten seiner Redezeit, damit endlich Inhalte auf den Tisch kommen könnten. Die Regierungs­bank macht davon keinen Gebrauch.

ZSPD und CDU machen sich den Staat zur Beute“STEFAN BIRKNER

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