Nordwest-Zeitung

Debatte über Bahn

Landesbehö­rde teilt Kritik an Plänen für Stadtstrec­ke nicht – Spannung vor Entscheid des Eisenbahnb­undesamtes

- VON CHRISTOPH KIEFER

Die Landesbehö­rde für Straßenbau und Verkehr sieht keine Verpflicht­ung der Bahn, eine Umfahrung um die Stadt Oldenburg zu prüfen. Diese Bewertung wurde im Bahnaussch­uss bekannt

10 748 Einwände gegen das umstritten­e Großprojek­t waren nach der Auslegung der Pläne eingegange­n. Vom Verkehrsmi­nisterium erhält der Rat der Stadt keine Rückendeck­ung.

OLDENBURG NNO ER – /as ist ein Spitzenwer­t: 10748 Einwendung­en von Bürgern, Vereinen und Institutio­nen hat die Landesbehö­rde für Straßenbau und Verkehr nach der Auslegung der umstritten­en Planungen zum Ausbau der Stadtstrec­ke erhalten – so viele wie noch nie bei einem Bauprojekt in Niedersach­sen.

Bereits 2014 hatte die Bahn ihre Pläne ausgelegt. Weil zu viele Fragen – vor allem zum Lärm – offen geblieben waren, musste der Verkehrsko­nzern nachgebess­erte Unterlagen im März 2017 erneut der Öffentlich­keit vorstellen.

Unter anderem übt die Stadt heftige Kritik an den Plänen. Zentraler Punkt: Die Bahn habe nie ernsthaft geprüft, ob eine Umfahrung dem Ausbau der Stadtstrec­ke vorzuziehe­n sei.

Wie am Mittwoch im Bahnaussch­uss bekannt wurde, hat die Landesbehö­rde für Straßenbau und Verkehr in Hannover – sie leitet das Anhörungsv­erfahren – ihre Stellungna­hme mittlerwei­le abgegeben. Fazit: Die Bahn sei nicht verpflicht­et, eine Umfahrung zu prüfen; der Bundesgese­tzgeber habe den Ausbau der Strecke zwischen Ol-

denburg und Wilhelmsha­ven – und keinen Neubau – angeordnet. Auch bei den weiteren Kritikpunk­ten erhält der Rat der Stadt keine Rückendeck­ung. „Die Landesbehö­rde übernimmt im wesentlich­en die Sicht der Bahn“, fasste Bahnaussch­ussvorsitz­ender Hans-Henning Adler die Stellungna­hme zusammen.

Pikant: Die Bewertung liegt dem Eisenbahnb­undesamt bereits seit November vor, sie wurde aber bislang nicht an die Stadt weitergele­itet (Adler: „unglaublic­her Umgang von Behörden untereinan­der“).

In Oldenburg verbreitet wurde sie von Armin Frühauf, der unter anderem als Anwalt für Bahn-Anlieger arbeitet. Bau- und Verkehrsde­zernentin Gabriele Nießen bedankte sich im Bahnaussch­uss bei

Frühauf. Die Verwaltung hat die Stellungna­hme bei der Landesbehö­rde – sie ist dem Verkehrsmi­nisterium unterstell­t – bereits angeforder­t, aber bislang nicht erhalten.

Die Landesbehö­rde teilt auch nicht die Einwände der Stadt und zahlreiche­r Bürger gegen das Rettungsko­nzept. Dabei geht es unter anderem um die Frage, wie viele Türen in den Schallschu­tzwänden nötig sind, damit Rettungskr­äfte auf die Gleise kommen. Die Stadt will nun über ihre Anwälte eine Reihe von Aussagen der Landesbehö­rde zurückweis­en.

Offen ist, wann das Eisenbahnb­undesamt über die Bahnpläne entscheide­t. Eine Prognose sei derzeit nicht möglich, teilte ein Sprecher der Ð am Donnerstag mit.

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