Nordwest-Zeitung

Steigende Bedrohung

- VON XOBIAS SCHMIDX, BÜRO BERLIN

Burkard Lischka, innenpolit­ischer Sprecher der SPD-Bundestags­fraktion und Mitglied im Parlamenta­rischen Kontrollgr­emium, über den Cyberangri­ff.

9RAGE: Herr Lischka, ein massiver Hacker-Angriff auf den Bund – was ist da schief gelaufen? LISCHKA: Es ist ein Skandal, dass das Kontrollgr­emium des Bundestags nicht über diesen Cyberangri­ff informiert worden ist, sondern die Mitglieder über Presseberi­chte davon erfahren haben! Die Bundesregi­erung ist gesetzlich verpflicht­et, die Abgeordnet­en zügig in Kenntnis zu setzen. 9RAGE: Warum diese Geheimnisk­rämerei?

LISCHKA: Das Bundeskanz­leramt war offenkundi­g seit Dezember im Bilde. Der Bundestag wird nicht akzeptiere­n, dass er hier hinter die Fichte geführt worden ist. Es handelt sich um eine klare Missachtun­g des zuständige­n Parlamenta­rischen Kontrollgr­emiums. Das Gremium hat eine Taskforce. Diese könnte aufklären, inwiefern das Kanzleramt seiner Informatio­nspflicht nicht nachgekomm­en ist. Sollte es keine plausible Erklärung des Kanzleramt­es geben, könnten wir eine entspreche­nde Überprüfun­g der Informatio­nspolitik des Kanzleramt­es vornehmen.

9RAGE: Ist die +yberabwehr der Bundesregi­erung zu schwach?

LISCHKA: Sowohl technisch als auch organisato­risch sehe ich Lücken. Wir haben einen Flickentep­pich von zahlreiche­n Bundes- und Landesbehö­rden, die sich mit dem Thema befassen. Die Sicherheit­sarchitekt­ur muss dringend auf den Prüfstand gestellt werden. Eine Bündelung der Zuständigk­eiten beim Bund halte ich für überfällig. Und wir müssen endlich für das notwendige technische Knowhow sorgen. Es geht ja nicht nur um politisch sensible Daten, sondern auch um Wirtschaft­sspionage, die abgewehrt werden muss. 9RAGE: ,in russisches Hacker--eam soll hinter dem Angriff stecken. Wie glaubwürdi­g ist das? LISCHKA: Es gibt gewichtige Indizien, dass die Spuren nach Russland führen. Nun beim Kreml Druck zu machen, wäre allerdings naiv. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass eine Reihe von Staaten und Nachrichte­ndiensten in der Lage ist, in unsere Systeme einzudring­en und Daten zu klauen. Die Bedrohung wird in den kommenden Jahren noch deutlich steigen. Deswegen müssen die Schwachste­llen ganz schnell abgestellt werden.

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DPA-BILD: GABBERX

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