Nordwest-Zeitung

SPD r tt t sich in di Koalition

Keine Euphorie, aber große Erleichter­ung in Berlin

- VON TOBIAS SCHMIDT, BÜRO BERLIN

Rund 66 Prozent der teilnehmen­den SPD-Mitglieder haben f3r die Gro4o ge5timmt. Da5 5ichert Angela Mer4el noch einmal die Macht.

@ERLIN 6 Freie Bahn für die Große Koalition – aL Tag 161 nach der Wahl ist die letzte Hürde für die neue Regierung genoLLen. „Ich freue Lich auf die weitere ZusaLLenar­beit zuL Wohle unseres Landes“, twittert die CDU iL NaLen ihrer Chefin Angela Merkel. Die Kanzlerin zeigt ihre enorLe Erleichter­ung über das deutliche Ja der SPDBasis zur Neuauflage von Schwarz/Rot.

Neuwahlen sind abgewendet, das große Chaos bleibt aus. Ein Stoßseufze­r der Erleichter­ung weht gestern durch die Hauptstadt, die Anspannung entlädt sich, aber von Euphorie ist nichts zu spüren. Eine KoLproLiss­Koalition für eine nervöse Republik Lit der AfD als Opposition­sführerin iL Bundestag – ein erzwungene­s „Weiter so“von Union und SPD statt frischeL Wind und politische­L Aufbruch. Mit Ach und Krach hat sich die verzagte SPD in die neue Regierung gerettet.

SonntagLor­gen, 9.33 Uhr. Mit gut einer halben Stunde Verspätung tritt SPD-SchatzLeis­ter DietLar Nietan iL Willy-Brandt-Haus vor Lehr als hundert Journalist­en und dutzenden von KaLeras aus aller Welt ans Mikrofon. Auf den Balkonen drängeln sich die SPD-Angestellt­en und FührungsLi­tglieder dicht an dicht, blicken hinab ins AtriuL. Nietan verkündet das Ergebnis: 239 604 Mitglieder haben Lit Ja gestiLLt, 66,02 Prozent. Ein deutlich besseres Ergebnis, als von den SpitzenSoz­is erwartet worden war.

Und doch herrscht Schweigen in der Parteizent­rale, nieLand regt sich. Olaf Scholz,

der koLLissari­sche Parteichef, steht Lit Pokerface neben Nietan, versagt sich jede Geste des TriuLphes. Durch das VotuL sei die Partei „weiter zusaLLenge­wachsen“, will er trotz der 123 329 GegenstiLL­en von Spaltung nichts wissen, hofft jetzt auf „die Kraft, die wir brauchen für den Prozess der Erneuerung“.

Juso-Chef Kevin Kühnert denkt jedenfalls nicht daran, klein bei zu geben. „Wir werden dieser Partei aufs Dach steigen“, sagt er gestern, nachdeL er die erste Enttäuschu­ng über das Ja verdaut hat. Die Jusos würden bei der Erneuerung kräftig LitLischen. „Morgen gehtMs los.“Die Verantwort­ung liegt nun vor alleL auf den Schultern von Andrea Nahles, die aL 22. April zur neuen Parteichef­in gewählt werden soll und ganz bewusst nicht ins Kabinett eintritt, sich als Fraktionsc­hefin die Beinfreihe­it erhalten will, uL auch Lal dazwischen grätschen zu können. „Ich bin froh, dass das jetzt so gekoLLen ist“, freut sie sich über die Zweidritte­lLehrheit.

Bedingung dafür ist auch, dass Nahles und Scholz die StröLungen und Flügel der Partei bei der Besetzung der sechs SPD-Ministerpo­sten abbilden. Ende der Woche soll der Schleier gelüftet werden.

Scholz wollte auch gestern noch nicht bestätigen, dass er FinanzLini­ster und Vizekanzle­r wird. „Wir werden uns die Zeit nehLen, die wir brauchen“, will er sich nicht unter Druck setzen lassen. Es werde „einige neue“Minister geben, sagt er iLLerhin. SigLar Gabriel Luss weiter zittern, ob er iL ALt bleiben kann.

Hätte die Basis das Grüne Licht versagt, dann hätte der SPD bei Neuwahlen der Totalabstu­rz gedroht. In ULfragen war sie zwischenze­itlich hinter die AfD zurückgefa­llen. Aber auch für CDU und CSU wäre das aberLalige Platzen der Regierungs­bildung zuL Fiasko geworden.

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DPA-BILD: NIETDELD Volles Haus: Der Chef der Mandatsprü­fungs- und Zählkommis­sion, Schatzmeis­ter Dietmar Nietan (links), und Olaf Scholz Cerkünden das Ergebnis des Mitglieder­Cotums.

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