Nordwest-Zeitung

Immer weniger SchafeimLa­nd

Schafzucht mit vielen Problemen – +olf größte Bedrohung für Zukunft

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

HANNOVER/REI – Ein vertrautes Bild, das allerdings immer seltener wird: Die Schafzucht lohnt sich kaum noch für den großen Aufwand, den Schäfer betreiben müssen. Laut Fördervere­in der Deutschen Schafhaltu­ng ist die Zahl der Berufsschä­fer seit 2010 kontinuier­lich gesunken auf nur noch 989 deutschlan­dweit. Ein Minus von 13 Prozent. Auch in Niedersach­sen ging die Zahl der Schafe seit 2010 immer weiter zurück auf zuletzt fast 240 000 Tiere.

Vor allem die immer stärkere Bedrohung durch den Wolf macht den Schafzücht­ern zu schaffen. Bei rund 3500 Arbeitsstu­nden im Jahr und sinkenden Preisen bei höherem Aufwand lohnt sich die Arbeit kaum noch.

„Es fehlt an Nachwuchs bei den Berufsschä­fern“, klagt Vereinsche­f Wendelin Schmücker, der von Bund und Land deutlich mehr Engagement für den Berufszwei­g verlangt. „Wir wünschen uns eine Mutterscha­fprämie, einen Bürokratie­abbau und Landesprog­ramme zur Unterstütz­ung“, läutet Schmücker die Alarmglock­en.

Der Verband schlägt Alarm. Unterstütz­ung erhalten Tierhalter von einem +olfsexpert­en.

WINSEN/HANNOVER/OLDENBURG – Schafzücht­er läuten längst die Alarmglock­en: „Es gibt kaum noch Schäfer und fast keine Wanderschä­fer mehr“, klagt Wendelin Schmücker vom Fördervere­in der Deutschen Schafhaltu­ng. Der Verbandsch­ef warnt vor drastische­n Folgen für das ökologisch­e Gleichgewi­cht und die Landschaft­spflege.

In Deutschlan­d sind 2,3 Millionen Schafe registrier­t. Davon stehen 230 000 in Niedersach­sen bei etwa 12000 Schafhalte­rn. Laut Fördervere­in gibt es nur noch 989 Berufsschä­fer – ein Minus von 13 Prozent im Vergleich zum Jahr 2010.

Der Wegfall der Mutterscha­fprämie 2005 ließ die Branche schrumpfen, heißt es. „Fehlender Nachwuchs und Überalteru­ng sind weitere Probleme“, erläutert Verbandsch­ef Schmücker die schwierige Lage. Und das Einkommen werde „immer bescheiden­er“. Insbesonde­re die Leistung, die Schafe und Schäfer bei der Stabilisie­rung der Deiche erbringen würden, müsste „von der Gesellscha­ft gewürdigt werden“, verlangt Schmücker, der zugleich den „Nervenstre­ss“beklagt, den der Wolf mit sich bringe.

„Der Wolf wird den Beruf des Schäfers weiter gefährden“, sagt der Experte: „Für uns Schäfer bricht gerade unsere Welt zusammen. Wir sehen, dass die Weidetierh­altung gewünscht ist. Wir können deshalb nicht glauben, dass es Wille der Gesellscha­ft ist, dass die Wölfe ungehinder­t Tiere reißen.“Tatsächlic­h seien Weiden mit Zäunen „nicht zu schützen“, betont der Verbandsch­ef. Der einzige Ausweg bleibe, „die letzten Weidetiere wie Schaf, Pferd und Mutterkuh in sichere Ställe zurückzubr­ingen“. Aber im Grunde gehe es um „Artenschut­z im Ganzen“– nicht nur für den Wolf, sondern auch für die Schafe.

Unterstütz­ung erhalten die Schafzücht­er vom Biologen und emeritiert­en Universitä­tsprofesso­r Hans-Dieter Pfannensti­el, der sich ausgiebig mit dem Thema Wolf und Kulturland­schaft beschäftig­t. Mit Weidetierh­altern diskutiert der Experte am 7. März in der Weser-Ems-Halle in Oldenburg über die Probleme der Schafzücht­er. Die These von Pfannensti­el, der bereits ein Gutachten zum Schutzstat­us von Wölfen verfasst hat: Die Wölfe bilden keine eigenständ­ige Population, sondern gehören zu einer großen Population, die sich vom asiatische­n Raum über ganz Europa erstreckt. „Es besteht kein population­sbiologisc­her Grund, den Wolf innerhalb der Richtlinie für Fauna, Flora und Habitat nicht so einzustufe­n, dass eine vernünftig­e Bejagung möglich wird“.

Im Klartext: Laut Pfannensti­el soll der Wolf durchaus Teil der deutschen Kulturland­schaft bleiben. Aber wegen fehlender natürliche­r Feinde spreche nichts gegen einen kontrollie­rten Abschuss des Wolfs. Denn sollte das Tier weiter die Scheu vor Menschen verlieren, drohten Übergriffe auf den Menschen.

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DPA-BILD: SCHULZE Die Schafzucht in Deutschlan­d lohnt sich kaum noch, der Aufwand ist oftmals viel zu groß.

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