Säbelrasseln
Wäre US-Präsident Donald Trump nicht hinlänglich dafür bekannt, seine Meinung wie ein Fähnchen im Wind zu ändern, könnte man seine Drohung, Strafabgaben auf Stahl, Aluminium und womöglich Import-Autos zu verhängen, aus US-amerikanischer Sicht beinahe als clever bezeichnen. Viele Amerikaner greifen eher auf heimische Marken beim Fahrzeugkauf zurück, viele Importfahrzeuge sind eher im höheren Preissegment angesiedelt. Und: America First war im Wahlkampf die eindeutige Vorgabe des Republikaners. Was also für Trump spricht: Er hält seine Versprechen – beziehungsweise bemüht sich darum.
Doch Trump wäre nicht Trump, wenn er nicht mit allen Mitteln versuchen würde, seinen Willen durchzusetzen, ganz getreu dem Motto: Ihr wollt mir was Böses? Bätschi, dann tu ich Euch noch viel mehr weh. Das erinnert aber eher an ein Streitgespräch im Kindergarten, anstelle einer Aussage eines gestandenen Politikers, der immerhin für Millionen von Menschen Verantwortung übernehmen soll. Und dass seine Meinungen sich schnell ändern können, hat er jüngst gezeigt, als er der Waffenlobby nach viel Lobgesang plötzlich den Rücken kehrte.
Dass Trump persönliche Interessen denen der US-Amerikaner überordnet, hat er ebenfalls schon mehrfach bewiesen. Beim Konflikt mit Nordkorea wegen Atomwaffen gab er nicht nach, auf eine Drohung Kim Jong-uns folgte gleich der Konter. Auch jetzt blendet Trump mögliche Folgen seines Handelns komplett aus. „Ich denke nicht, dass wir einen Handelskrieg haben werden“, sagte er am Montag am Rande eines Besuches von Israels Premierminister Benjamin Netanjahu in Washington.
Doch erste Folgen seines Handelns sind schon erkennbar: Die Unsicherheit an den Börsen ist groß, für den Dax und den Dow Jones ging es daher in den vergangenen Tagen vor allem abwärts. Und Marktabschottung könnte sich auch als Eigentor erweisen – dafür gibt es in der Wirtschaftsgeschichte genügend Beispiele. Nutznießer des Handelsstreits könnte letztlich Asien sein – und das wäre sicherlich nicht im Interesse Trumps.
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