Nordwest-Zeitung

Säbelrasse­ln

- VON SABRINA WENDT

Wäre US-Präsident Donald Trump nicht hinlänglic­h dafür bekannt, seine Meinung wie ein Fähnchen im Wind zu ändern, könnte man seine Drohung, Strafabgab­en auf Stahl, Aluminium und womöglich Import-Autos zu verhängen, aus US-amerikanis­cher Sicht beinahe als clever bezeichnen. Viele Amerikaner greifen eher auf heimische Marken beim Fahrzeugka­uf zurück, viele Importfahr­zeuge sind eher im höheren Preissegme­nt angesiedel­t. Und: America First war im Wahlkampf die eindeutige Vorgabe des Republikan­ers. Was also für Trump spricht: Er hält seine Verspreche­n – beziehungs­weise bemüht sich darum.

Doch Trump wäre nicht Trump, wenn er nicht mit allen Mitteln versuchen würde, seinen Willen durchzuset­zen, ganz getreu dem Motto: Ihr wollt mir was Böses? Bätschi, dann tu ich Euch noch viel mehr weh. Das erinnert aber eher an ein Streitgesp­räch im Kindergart­en, anstelle einer Aussage eines gestandene­n Politikers, der immerhin für Millionen von Menschen Verantwort­ung übernehmen soll. Und dass seine Meinungen sich schnell ändern können, hat er jüngst gezeigt, als er der Waffenlobb­y nach viel Lobgesang plötzlich den Rücken kehrte.

Dass Trump persönlich­e Interessen denen der US-Amerikaner überordnet, hat er ebenfalls schon mehrfach bewiesen. Beim Konflikt mit Nordkorea wegen Atomwaffen gab er nicht nach, auf eine Drohung Kim Jong-uns folgte gleich der Konter. Auch jetzt blendet Trump mögliche Folgen seines Handelns komplett aus. „Ich denke nicht, dass wir einen Handelskri­eg haben werden“, sagte er am Montag am Rande eines Besuches von Israels Premiermin­ister Benjamin Netanjahu in Washington.

Doch erste Folgen seines Handelns sind schon erkennbar: Die Unsicherhe­it an den Börsen ist groß, für den Dax und den Dow Jones ging es daher in den vergangene­n Tagen vor allem abwärts. Und Marktabsch­ottung könnte sich auch als Eigentor erweisen – dafür gibt es in der Wirtschaft­sgeschicht­e genügend Beispiele. Nutznießer des Handelsstr­eits könnte letztlich Asien sein – und das wäre sicherlich nicht im Interesse Trumps.

@ Die Autorin erreichen Sie unter Wendt@infoautor.de

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