Netflix und Co setzen Siegeszug fort
7raditionelle 7V-Sender in den USA ziehen nach – Milliardenschwere Investitionen
5it „House of Cards“startete der StreamingDienst Netflix seinen Siegeszug und veränderte unsere Sehgewohnheiten. Die deutschen 7V-Anstalten tun sich schwer mit dem Konzept.
OLDENBURG – Wenn eine Marke zum Verb wird, dann ist dem jeweiligen Unternehmen etwas ganz Besonderes gelungen. Im englischen Sprachgebrauch glückte bereits Mitte der 1960er Jahre dem Kopiererhersteller Xerox dieses seltene Kunststück. Heutzutage weiß jeder, was sich hinter den Begriffen „googeln“oder „whatsappen“verbirgt.
Auch Netflix hat mittlerweile diesen Status erreicht. Die Welt übt sich im „Netflixen“. Der Streaming-Dienst ist in mehr als 190 Ländern vertreten und versorgt über 117 Millionen Kunden täglich mit 140 Millionen Stunden an Filmen und Serien. Einen Fernseher brauchen die Netflix-Nutzer dafür nicht unbedingt. Egal ob Smartphone, Tablet, PC oder Spielekonsole: Netflix ist überall.
1997 wurde Netflix von Reed Hastings und Marc Randolph in den USA als klassischer DVD-Verleih im Internet gegründet. Das Geschäftsmodell funktionierte anfangs prächtig. Schon früh führte das Unternehmen eine Flatrate für Filme und ein persofür
nalisiertes Empfehlungssystem ein. 2007 folgte der Wandel zum Streaming-Dienst, 2013 kam mit der Serie „House of Cards“die erste große Eigenproduktion. 100 Millionen US-Dollar nahm man dafür in die Hand.
„House of Cards“war revolutionär, denn Netflix setzte nicht auf die klassische wöchentliche Ausstrahlung einer Episode, sondern stellte alle Folgen der ersten Staffel auf einmal seinen Kunden zur Verfügung. Damit prägte der Streaming-Dienst ein weiteres
Verb: das Bingen. Gemeint ist damit das Durchgucken von Serien in einem Rutsch.
In den vergangenen Jahren hat sich Netflix von einer Abspielstation eingekaufter Inhalte zum Produzenten eigener Serien und Filme gemausert. In 2017 gab das Unternehmen über sechs Milliarden Dollar für sein Programm aus. 2018 sollen es acht Milliarden Dollar werden. Zum Vergleich: Der US-Medienkonzern NBC Universal, der über zehn TV-Sender betreibt, gibt dafür etwas über zehn Milliarden US-Dollar aus.
Das Netflix-Modell hat in den USA längst Schule gemacht. Der Online-Versandhändler Amazon Prime ist mit seinem Streaming-Dienst inklusive Eigenproduktionen zum großen Konkurrenten aufgestiegen. Die erfolgreichen US-Kabelsender HBO, Starz und Showtime streamen ihre Inhalte gegen Bezahlung genauso im Netz wie die großen US-Sportligen.
Traditionelle TV-Sender wie CBS haben in den USA ebenfalls nachgezogen, und den anspruchsvollen Konsumenten existieren Nischenportale wie Filmstruck, das sich auf die Ausstrahlung cineastischer Klassiker spezialisiert hat. Und nun will auch der Disney-Konzern ins Streaming-Geschäft einsteigen. Eine eigene Star-Wars-Serie hat das Mickey-Maus-Imperium bereits angekündigt.
Auch in Deutschland gibt es Streaming-Portale wie das Unternehmen Pantaflix, dass unter anderen von Schauspieler Matthias Schweighöfer gegründet wurde. Was ihnen allen fehlt, sind die eigenen, exklusiven Inhalte die Netflix & Co. ihren Abonnenten anbieten. Die deutschen Portale sind dadurch größtenteils austauschbar.
Die deutsche Senderlandschaft von ARD über RTL bis ZDF schaut derweil ratlos bis unbeeindruckt zu, wie die Streaming-Portale aus den USA immer mehr zur Konkurrenz werden. In ihrer Existenz fühlen sich jedoch weder die öffentlich-rechtlichen noch die privaten Sender bedroht. Dabei gibt es durchaus Grund zur Sorge: Die nächste Generation der Zuschauer „netflixt“schon durch das riesige Kinderangebot des Streaming-Dienstes.
Für seine Hardcore-Nutzer verloste das Portal unter dem Motto „Netflix forever“jüngst lebenslange Mitgliedschaften. Die Botschaft an die klassischen TV-Sender mit ihrem linearen Programm ist klar: Nettfix geht nicht mehr weg. Es bleibt. Wahrscheinlich für immer.