Nordwest-Zeitung

Weiter Hauen und Stechen um US-Zölle

Brüssel kündigt harte Gegenmaßna­hmen an – Politiker mahnen auch zur Besonnenhe­it

- VON ANDREAS HOENIG

Die Bundesregi­erung bezeichnet Protektion­ismus als einen Irrweg. Trump nimmt Kanada und Mexiko in die Pflicht.

BERLIN/WASHINGTON – Zwischen den USA und Europa geht das Hauen und Stechen um Donald Trumps Strafzölle weiter. Der US-Präsident verteidigt­e am Montag seine Politik und erklärte, Freunde und Feinde Amerikas hätten sich auf Kosten seines Landes bereichert. Das müsse aufhören. EU-Haushaltsk­ommissar Günther Oettinger rief zu angemessen­en, aber wirksamen Gegenmaßna­hmen auf.

„Es müssen Maßnahmen sein, die im amerikanis­chen Markt wirken, ohne jetzt eine übertriebe­ne Reaktion und damit eine Eskalation auszulösen“, sagte Oettinger in Berlin. „Einen Handelskri­eg zu vermeiden, wäre unser Ziel.“Er warnte: „Wenn der transatlan­tische Handelskon­flikt eskaliert, sind die Gewinner die Asiaten.“Ein Sprecher der EU-Kommission erklärte, die Reaktion werde „rasch, stark

und angemessen“sein und im Einklang mit den Regeln der Welthandel­sorganisat­ion (WTO) stehen.

Der Kern des Problems im Stahl- und Aluminiums­ektor liege in weltweiter Überproduk­tion. Dies könne nur an der Quelle gelöst werden. Trump knüpfte bezüglich der nordamerik­anischen Freihandel­spartner Mexiko und Kanada die Strafzölle an das Verhalten der Nachbarn. Mexiko müsse mehr gegen illegalen

Drogenhand­el an der USGrenze tun. Kanada müsse in der Agrarpolit­ik Zugeständn­isse machen. „Sie müssen unsere Bauern besser behandeln“, schrieb Trump auf Twitter.

Die Bundesregi­erung warnte erneut vor Strafzölle­n. „Abschottun­g und Protektion­ismus sind ein Irrweg“, sagte Regierungs­sprecher Steffen Seibert. Ein „Handelskri­eg“wäre nicht im deutschen, europäisch­en und auch nicht im amerikanis­chen Interesse.

Die EU-Kommission will am Mittwoch darüber entscheide­n, wie sie auf die Zollpläne reagiert. Nach der Ankündigun­g von Strafzölle­n auf Stahl und Aluminium legte Trump am Wochenende nach. Er drohte den Europäern nun auch mit Strafabgab­en für Import-Autos, sollten diese ihrerseits mit höheren Zöllen auf US-Produkte antworten.

Befürchtet werden vor allem Nachteile für deutsche Autobauer, die zuletzt Marktantei­le in den USA gewonnen hatten. Bei Volkswagen hieß es: „Wir beobachten die Situation sehr aufmerksam.“Der Aktienkurs des Münchner Autobauers BMW fiel um 0,76 Prozent. Daimler-Papiere hingegen gaben nur leicht nach, während die Vorzugsakt­ien von VW sogar etwas zulegten.

Der Präsident des Außenhande­lsverbande­s BGA, Holger Bingmann, warnte in der „Bild“-Zeitung vor unvorherse­hbaren Folgen: „Es ist erschrecke­nd, was Trump in der Handelspol­itik treibt. Er scheint bei Wirtschaft­sfragen noch ahnungslos­er als gedacht. Oder er ist einfach skrupellos, Arbeitsplä­tze in den USA und andernorts für seinen Schaukampf zu gefährden. Das ist bitter für langjährig­e Partner der USA wie Deutschlan­d.“Trumps Handelsber­ater Peter Navarro deutete an, dass es Ausnahmen in „bestimmten Fällen“geben könne.

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DPA-BILD: PLEUL Donald Trump will Strafzölle auf Stahl erheben. Davon wären auch Firmen wie Arcelor Mittal (Bild) betroffen.

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