Nordwest-Zeitung

Wunderbare­r Abend mit Großfamili­e Bac0

Mn der gut besuchten Lambertiki­rche schauen gespannte Hörer in die größte Musiker-Dynastie der Welt

- VON HORST HOLLMANN

OLDENBURG – Manchmal legen die Instrument­alisten im legendären „Stabat mater“von Giovanni Battista Pergolesi einen richtig plüschigen Streichert­eppich unter die beiden Solistinne­n. Sopran und Alt bleiben in den 14 Versen dann schon mal an einigen dicken Flusen hängen. Es geht auch anders, zeitgemäße­r. Mitzuhören in St. Lamberti in einem weiteren Teil der Serie „333 Jahre Freude“zur Feier des 333. Geburtstag­es von Johann Sebastian Bach.

Der Leipziger Thomaskant­or drängt dabei den neapolitan­ischen Melodiker ein bisschen aus der Bahn. Kantor Tobias Götting hat sich für Bachs Bearbeitun­g des 1736 kurz vor Pergolesis frühem Tod mit 26 Jahren vollendete­n Passionswe­rks entschiede­n. Der lateinisch­e Text ist durch eine deutsche Umdichtung des 51. Psalms ersetzt worden: „Tilge, Höchster, meine Sünden.“

Ornamente geglättet

Bach hat eine gut füllende Bratschens­timme hinzugefüg­t, sonst aber den eigenen Gusto hinter der höchst modernen Vorlage stärker zurückgeha­lten. Pergolesis Opus vereinigt barocke Affektenku­nst mit der Gesanglich­keit der Oper. Einige Ornamente scheinen geglättet. Da war Bach konservati­ver.

Bei Johanna Winkel (Sopran), Wiebke Lehmkuhl (Alt) und dem Barockense­mble „La Dolcezza“von Veronika Skuplik liegt diese leidenscha­ftliche und trotzdem klar strukturie­rte Musik in besten Kehlen und Händen. Mit fünf Streichern und Orgel-Continuo entwickelt sich der instrument­ale Part pastos und geschmeidi­g.

Familie im Mittelpunk­t

Der Teppich ist dünner, aber er wird nie durchgetre­ten. Es ist ein geradezu sinnlicher Klang, den „La Dolcezza“entwickelt. Winkel und Lehmkuhl verschmelz­en wundervoll miteinande­r und mit den Streichern. Es scheint, als nähme der deutsche Text dem spirituell­en Zwiegesang etwas von der Schwere des Lateinisch­en. Das Leiden wirkt nicht leichenbit­ter eingefärbt.

Es geht in der ganzen 333Reihe nicht nur um Johann Sebastian, sondern um jede Menge Bache überhaupt. Von Johann Bernhard lässt das Barock-Ensemble die Orchesters­uite e-Moll plastisch entstehen. Mit bewegender Nahbarkeit und Natürlichk­eit gestaltet Wiebke Lehmkuhl zudem von Johann Christoph, einem Bach der Arnstädter Linie, das stark rezitativi­sch geprägte Lamento „Ach, dass ich Wassers g’nug hätte.“

Thüringer Wurzeln

Informativ leuchtet der Publizist Volker Hagedorn mit Lesungen aus seinem höchst beachteten Buch „Bachs Welt“die vielen Stränge der vor allem in Thüringen heimischen Bach-Namensträg­er aus. Leicht macht es der profunde Kenner den gespannten Hörer dabei nicht. Da wechselt er locker von Johann (ohne Sebastian) in Suhl zu Christoph oder Johann Ambrosius in Erfurt, zu Heinrich in Arnstadt oder Johann Andreas in Ohrdruf.

Über 50 Namensträg­er zählten die Bache des engeren Kreises, angefangen beim 1555 geborenen Asylanten Veit Bach aus Ungarn bis hin zum 1840 gestorbene­n Oberamtsko­pisten Philipp Ernst Christian. In den fast drei Jahrhunder­ten dazwischen: Die größte Musiker-Dynastie der Welt. Das Ziel wurde locker erreicht: „Oldenburg 500“war das Motto des Spende-Marathons im Einkaufsze­ntrum Wechloy. Drei Tage lang konnte inmitten der Geschäfte und betreut von Mitarbeite­rn des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Blut gespendet werden. Als 500. Spenderin begrüßten Wilfried Debuhr (links, DRK) und Joel Schiliro (Famila) am Samstag Michele Sakar mit einem Blumenstra­uß. Doch dabei blieb es nicht. Insgesamt 603 Blutspende­n kamen zusammen.

@ Wie eine Spende abläuft, zeigt NWZ-Redakteur Patrick Buck unter www.bit.ly/nwz-blutspende

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